Schwangerschaft: “Natürlich” bedeutet nicht automatisch gesund26. Mai 2020 Prof. Dr. rer. nat. Stephanie Ganal-Vonarburg Department for BioMedical Research (DBMR), Universität Bern, und Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin, Inselspital Bern (Foto: © zvg). Über die Nahrung aufgenommene pflanzliche Stoffe können die Plazentaschranke durchqueren und in den Fötus gelangen. Diese körperfremden Stoffe können dem Ungeborenen schaden, auch wenn sie «natürlichen Ursprungs» sind. Forschende des Department for BioMedical Research (DBMR) der Universität Bern und Inselspital, Universitätsspital Bern, warnen daher davor, die Einwirkung solcher Stoffe zu unterschätzen. Alle Säugetiere und so auch wir Menschen sind von Milliarden von Mikroben besiedelt, welche vor allem in unserem Darm leben, welche aber auch in den Atemwegen, auf der Haut und im Urogenitaltrakt zu finden sind. In der Forschungsgruppe Gastroenterologie des Department for BioMedical Reserarch (DBMR) der Universität Bern und am Inselspital, Universitässpital Bern, untersuchen Stephanie Ganal-Vonarburg und Andrew Macpherson das Zusammenspiel dieser gutartigen Darmmikroben mit dem Wirtsorganismus. Schon lange ist der positive Einfluss bekannt, den die Darmflora auf unser Immunsystem hat. Bereits die mütterliche Darmflora hat einen Einfluss auf die Entwicklung des kindlichen Immunsystems im Mutterleib sowie direkt nach der Geburt. In einem im Fachjournal «Science» publizierten Übersichtsartikel haben Stephanie Ganal-Vonarburg und Andrew Macpherson die aktuellsten Kenntnisse darüber zusammengetragen, inwieweit die mütterliche Darmflora bei der Entstehung des kindlichen Immunsystems mitwirkt. Sie fanden auch Hinweise darauf, dass die Wirkung pflanzlicher Stoffe, welche Schwangere über die Ernährung aufnehmen, in der Forschung bislang unterschätzt wurde und ein potenzielles Risiko für das Ungeborene darstellt. Plazenta bietet nur partiellen SchutzSchon lange geht die Forschung davon aus, dass der sich entwickelnde Embryo und Fötus komplett steril heranwächst und dass die Besiedlung erst zum Zeitpunkt der Geburt stattfindet. «Allerdings ist der Fötus trotz allem nicht vor mikrobiellen Stoffwechselprodukten, die von der Darmflora der Mutter abstammen, geschützt», sagt Ganal-Vonarburg. Die Plazenta bietet hier nur einen partiellen Schutz und der Kontakt mit mikrobiellen Substanzen führt bereits im Mutterleib zur Reifung des kindlichen angeborenen Immunsystems. Dies konnten vorherige Studien der Gruppe um Ganal-Vonarburg und Macpherson bereits zeigen. «Es ist üblich, dass Schwangere Medikamente nur unter Vorsicht und nach Absprache mit ihrem Arzt einnehmen, da viele Medikament die Plazenta überqueren und die Entwicklung des Kindes stören können. Viel weniger ist allerdings darüber bekannt, welche natürlich vorkommenden Stoffe in der Nahrung auf das ungeborene Kind übergehen können und inwieweit dies förderlich oder schädlich für die Entwicklung des kindlichen Immunsystems sein kann», erklärt Ganal-Vonarburg. Vorsicht bei pflanzlichen Stoffen gebotenSie hat nun mit Andrew Macpherson aktuelle Forschungsresultate zusammengetragen und Hinweise darauf gefunden, dass Stoffwechselprodukte aus der Nahrung nicht nur direkt, sondern oft erst nach Verstoffwechselung durch die Darmflora in den mütterlichen Organismus und so auch in den sich entwickelnden Fötus gelangen können. Dies gilt auch für die Einnahme von pflanzlichen Produkten, beispielsweise Superfoods, die gerade in der Schwangerschaft als besonders gesund gelten, wie etwa Goji-Beeren oder Chia-Samen: «Obwohl es sich bei pflanzlichen Produkten um «natürliche» Stoffe handelt, sind es immer noch sogenannte xenobiotische, also körperfremde Substanzen, mit denen sehr vorsichtig umgegangen werden sollte», sagt Macpherson. «Gerade wenn Schwangere Produkte auf pflanzlicher Basis in grossen Mengen einnehmen». Ganal-Vonarburg und Macpherson empfehlen, dass zukünftige Studien untersuchen sollten, wie und welche Substanzen sich förderlich oder negativ auf die Entwicklung des Ungeborenen auswirken und welchen Einfluss Unterschiede in der mütterlichen Darmflora auf diesen Prozess haben können.
Mehr erfahren zu: "Zwischen Anspruch und Wirklichkeit – KBV mit Rundumschlag gegen aktuelle Gesundheitspolitik" Zwischen Anspruch und Wirklichkeit – KBV mit Rundumschlag gegen aktuelle Gesundheitspolitik In höchstem Maß unzufrieden mit den Reformbemühungen der Bundesregierung zeigte sich der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) bei der Vertreterversammlung (VV) am 05.12.2025 in Berlin. Die Vorstände forderten die politisch […]
Mehr erfahren zu: "Chinesische Körper-Geist-Übung kann Wechseljahresbeschwerden bei Brustkrebs-Patientinnen lindern" Weiterlesen nach Anmeldung Chinesische Körper-Geist-Übung kann Wechseljahresbeschwerden bei Brustkrebs-Patientinnen lindern Laut einer neuen Studie aus China kann Ba Duan Jin, eine traditionelle chinesische Körper-Geist-Übung, bei Brustkrebspatientinnen die durch Aromatasehemmer hervorgerufenen Wechseljahresbeschwerden lindern.
Mehr erfahren zu: "Vulvodynie: IQWiG-Projekt untersucht Nutzen nicht medikamentöser Verfahren" Vulvodynie: IQWiG-Projekt untersucht Nutzen nicht medikamentöser Verfahren Zum Thema Vulvodynie fragt das Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Welche nicht medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten sind erfolgsversprechend? Stellungnahmen sind bis zum 09.01.2026 möglich.