Schwangerschaft: PFAS-Mischung stört die Plazentaentwicklung5. Dezember 2025 Foto: © photoopus/stock.adobe.com Forschende des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) haben ein 3D-Plazenta-Modell weiterentwickelt. Die Ergebnisse zeigen, dass Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) während der Schwangerschaft die Funktionalität der Plazenta stören. Obwohl die Plazenta über Barrieremechanismen verfügt, die einen Übertritt gefährlicher Stoffe in das Baby verhindern sollen, können sich PFAS anreichern, welche die Entwicklung des Fötus stören und das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen, erklären die Forscher. „Für eine genaue Risikobewertung ist es deshalb wichtig, die Expositionsdynamik gegenüber PFAS besonders im ersten Trimester der Schwangerschaft genauer zu dokumentieren“, sagt UFZ-Reproduktionswissenschaftlerin Dr. Violeta Stojanovska und Studienleiterin. Bislang ist dazu noch wenig bekannt, denn die meisten Reproduktionsstudien stützen sich auf den Nachweis von PFAS im Blut, die Plazenta in den letzten Monaten der Schwangerschaft oder auf Experimente in vereinfachten Zellmodellen, bei denen einzelne PFAS-Verbindungen statt PFAS-Gemische verwendet werden. Neue Erkenntnisse wurden nun in der Fachzeitschrift „Environmental Research“ veröffentlicht. Sechs Verbindungen im Fokus Die UFZ-Forschenden entschieden sich deshalb in ihrer Studie mit dem Städtischen Klinikum Dessau, Akademisches Krankenhaus der Medizinischen Hochschule Brandenburg, für einen anderen Ansatz: Sie extrahierten aus dem Plazentagewebe von 31 Frauen, die im ersten Trimester der Schwangerschaft waren, sechs PFAS-Verbindungen (Perfluornonansäure, Perfluoroctansulfonsäure, Perfluorbutansäure, Perfluoroctansäure, Perfluorohexansulfonsäure, Perfluordecansäure). „Diese PFAS waren für unsere Untersuchungen relevant, weil wir sie in hohen Konzentrationen in der Plazenta nachgewiesen haben und es Hinweise aus der Literatur gab, dass sie Schwangerschaftskomplikationen auslösen können”, erklärt Erstautorin Yu Xia. Die sechs Verbindungen wurden zu einem für die Plazenta relevanten Gemisch verarbeitet und in einem 3D-Trophoblastenmodell getestet, um die Exposition der Plazenta zu simulieren. „Der wesentliche Vorteil der 3D-Modelle ist, dass Trophoblastzellen in einer kugelförmigen Struktur wachsen, und damit der Zellorganisation der frühen Plazenta wesentlich ähnlicher sind als eine flache 2D-Kultur“, erklärt Stojanovska. Mit den 3D-Modellen konnte das Forschungsteam unterschiedliche Plazentafunktionen, darunter die Hormonproduktion und die invasiven Eigenschaften der Plazenta, untersuchen. Untersuchung der Hormonproduktion Die Exposition der 3D-Trophoblastenmodelle mit der PFAS-Mischung führte zu Funktionsstörungen der Plazenta, vor allem im Hinblick auf die Fähigkeit der Plazentazellen, in das mütterliche Gewebe einzudringen. Diese Invasivität ist aber entscheidend für das optimale Wachstum des Fötus, weil sie den Nährstofftransfer von der Mutter erleichtert, betonen die Forscher. Eine Analyse der Genexpression zeigte zudem, dass für die Entwicklung der Plazenta wichtige Prozesse der Apoptose und der Proliferation durch PFAS beeinträchtigt werden. „Die beiden Prozesse stehen bei der Entwicklung der Plazenta in einer natürlichen Balance. Dieses Gleichgewicht wird jedoch gestört, wenn die Plazenta hohen PFAS-Konzentrationen ausgesetzt wird“, erläutert Stojanovska. Das Forschungsteam fand außerdem heraus, dass die Produktion des Hormons β-hCG verringert wird und zu Störungen der Hormonregulation führen könnte. „Das alles sind nur kleinere Veränderungen, die bislang unter dem Radar geflogen sind, die aber in der Summe erhebliche Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft haben könnten“, so Stojanovska. Prof. Ana Zenclussen, Leiterin des UFZ-Departments Umweltimmunologie, bilanziert: „Die Studie unterstreicht die schädlichen Auswirkungen der PFAS-Mischung auf die Trophoblastenfunktion und damit die potenziellen Risiken für die Gesundheit der Plazenta und den Ausgang der Schwangerschaft“. 3D-Trophoblastmodelle seien äußerst hilfreich, da sie zu einem umfassenderen Verständnis der Risikobewertung von PFAS führen.
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