Schweres Sodbrennen: Behandlung beugt Krebserkrankung vor

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Wird ein schweres Sodbrennen medikamentös oder chirurgisch behandelt, kann so ein Ösophaguskarzinom verhindert werden. Das zeigte eine Studie des Karolinska Institutes.


An der aktuellen Untersuchung nahm fast eine Million Patienten aus Skandinavien teil. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift “JAMA Oncology” veröffentlicht.

Von regelmäßigem, krankhaftem Sodbrennen und Säurereflux sind rund zehn bis 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung betroffen. Dabei stellt ein langfristiger und schwerer Reflux den stärksten Risikofaktor für ein Adenokarzinom der Speiseröhre dar.

Ein solcher Reflux wird normalerweise mit Medikamenten behandelt, um den Säuregehalt des Mageninhaltes zu senken, wodurch wiederum normalerweise die Symptome beseitigt oder zumindest reduziert werden. Eine Alternative ist eine Operation, die verhindert, dass der Mageninhalt in die Speiseröhre gelangt. Frühere Studien haben nicht schlüssig darlegen können, dass eine solche Behandlung eine Adenokarzinom des Ösophagus verhindert. Allerdings, so unterstreichen die Autoren der aktuellen Studie, waren diese bisherigen Untersuchungen auch nich groß genug oder deckten einen zu kurzen Nachbeobachtungszeitraum ab, um sicherzustellen, dass Schlussfolgerungen über etwaige langfristige krebsvorbeugenden Wirkungen gezogen werden könnten.

In der vorliegenden Studie verwendeten die Forscher Gesundheitsdaten aus dem Zeitraum 1964-2014 aus Dänemark, Island, Norwegen, Finnland und Schweden. Von den mehr als 940.000 Patienten mit Reflux, die in die Analyse eingeschlossen wurden, erhielten etwa 895.000 eine medikamentöse Therapie. Von diesen entwickelten 2370 Patienten (0,3%) im Laufe des Follow-up ein Adenokarzinom des Ösophagus. Das Risiko für Speiseröhrenkrebs verringerte sich im Laufe der Zeit nach der Behandlung und war bei den medikamentös behandelten Patienten nach 15 Jahren oder mehr dem der entsprechenden Allgemeinbevölkerung ähnlich.
Von den mehr als 48.400 Patienten,bei denen eine Antirefluxoperation durchgeführt worden war, entwickelten 177 (0,4%) während des Follow-up ein Adenokarzinom der Speiseröhre. Das Risiko für eine Krebserkrankung sank auch in dieser Gruppe deutlich und lag nach 15 Jahren oder mehr auf dem gleichen Niveau wie in der entsprechenden Allgemeinbevölkerung.

Die Analyse ergab für operierte im Vergleich zu medikamentös behandelten Patienten ein leicht erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs während der gesamten Nachbeobachtung, wobei dieses Risiko aber nicht mit der Zeit zunahm. Dies sei wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die operierten Patienten von Anfang an einen stärkeren Reflux hatten, vermuten die Studienautoren.

“Die Ergebnisse zeigen, dass eine wirksame medikamentöse oder chirurgische Therapie des Reflux eine Krebserkrankung der Speiseröhre verhindert”, fasst Hauptautor John Maret-Ouda von der Abteilung für Molekulare Medizin und Chirurgie am Karolinska Institutet zusammen. “Weil aber das individuelle Risiko für ein Ösophaguskarzinom selbst bei einer Reflux-Krankheit gering ist, rechtfertigen die Ergebnisse unserer Studie die Refluxtherapie nicht allein als Maßnahme der Krebsprävention. Symptome und Komplikationen der Reflux-Krankheit sollten weiterhin die Behandlung bestimmen.”

Allerdings weist Maret-Ouda darauf hin, dass für den kleinen Prozentsatz von Menschen mit schwerem Reflux in Kombination mit anderen Risikofaktoren für Speiseröhrenkrebs – Fettleibigkeit, männliches Geschlecht und Alter – eine wirksame und kontinuierliche medikamentöse Behandlung oder eine Operation zur Refluxbehandlung empfohlen wird.

“Ältere Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass die Antirefluxchirurgie eine nur geringe krebspräventive Wirkungen hat. Der Unterschied besteht nun darin, dass wir erstmals statistisch signifikante Ergebnisse zeigen können, da wir eine ausreichend große Studie mit einer langen Nachbeobachtungszeit von über 15 Jahren haben nach der Operation “, erklärt Studienleiter Jesper Lagergren, ebenfalls von der Abteilung für Molekulare Medizin und Chirurgie am Karolinska Institutet.