Sensorische Integrationsstörung zeigt sich in der Bildgebgung

Kinder mit sensorischer Integrationsstörung haben ein hohes Risiko für Entwicklungsverzögerungen. (Foto: © pegbes – stock.adobe.com)

Forschende der University of California in San Francisco (USA) haben in der funktionellen Bildgebung des Gehirns ein für die sensorische Integrationsstörung charakteristisches Muster entdeckt. 

Eine sensorische Integrationsstörung ist keine offizielle medizinische Diagnose, kann die Entwicklung von Kindern aber erheblich beeinträchtigen. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, verschiedene Formen der Störung darzustellen, unterzogen die Forschenden 83 neurodivergente Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren einer funktionellen Magnetresonanztomographie. Von den eingeschlossenen Teilnehmern reagierte etwa die Hälfte sehr empfindlich auf bestimmte Geräusche, Licht- oder taktile Reize, während die andere Hälfte dies nicht tat. Dies spiegelte sich auch in den Bildgebungsbefunden wider.

Charakteristische Muster in der Bildgebung

So war bei überempfindlichen Kindern die Aktivität in den Hirnnetzwerken, die „nach außen gerichtete“ Funktionen wie Motorik und Sinneswahrnehmung steuern, gering, während die Aktivität in den Netzwerken, die „nach innen gerichtete“ Funktionen wie Kognition und Impulskontrolle regulieren, hoch war. Bei den weniger empfindlichen Kindern beobachteten die Wissenschaftler das genau gegenteilige Muster. 

„Wir glauben, dass man, wenn man durch sensorische Reize überstimuliert ist, dies kompensiert, indem man die nach innen gerichteten Netzwerke des Gehirns hochfährt, um Selbstkontrolle zu erlangen. Und man fährt die nach außen gerichteten Netzwerke herunter, um sensorische Reize zu minimieren“, erklärte Dr. Pratik Mukherjee, Professor für Neuroradiologie an der UCSF und Co-Seniorautor der Studie. „Kinder, die von den Reizen emotional nicht überwältigt sind – manche reagieren sogar unterdurchschnittlich darauf –, verhalten sich genau umgekehrt.“

Probleme mit der sensorischen Verarbeitung sind keine Seltenheit

Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass fünf bis zwölf Prozent der Kinder in den USA Probleme mit der sensorischen Verarbeitung haben, was einen Großteil der emotionalen Schwankungen bei Kindern im schulpflichtigen Alter erklären könnte.

Die Behandlung von überempfindlichen Kindern konzentriert sich oft darauf, sie nach und nach sensorischen Reizen auszusetzen, damit sie lernen, diese zu tolerieren. Nach Ansicht von Mukherjee könnten die Ergebnisse seines Teams dazu beitragen, diese Therapien zu verbessern: „Wenn wir die Gehirnaktivitätsmuster eines einzelnen Kindes kennen und wissen, wie diese mit Emotionen und Verhalten zusammenhängen, können wir dies möglicherweise nutzen, um Behandlungen individuell anzupassen.“ (ej/BIERMANN)