Sexualisierte Traumatisierung als Ursache funktioneller Blasenbeschwerden18. November 2025 Sexualisierte Gewalt kann eine Ursache für funktionelle Blasenstörungen sein. Foto: ryanking999 – stock.adobe.com Traumatische Erfahrungen können das Zusammenspiel von Nervensystem, Beckenboden und Blasenmuskulatur nachhaltig stören. Dies wurde beim 36. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft in Bielefeld deutlich. Sexuelle Traumatisierungen – ob in der Kindheit, Jugend oder im Erwachsenenalter – können das Zusammenspiel von Blase, Beckenboden und Nervensystem nachhaltig stören. Die Folgen sind komplex: chronische Muskelverspannungen im Beckenbereich, gestörte Schmerzverarbeitung, überempfindliche Nervenbahnen und eine veränderte Körperwahrnehmung. Die Blase meldet sich zu früh, zu oft oder zu heftig – obwohl keine körperliche Ursache vorliegt. Auf dem Kongress beleuchteten diverse Vorträge die komplexen Zusammenhänge zwischen Trauma und Blasenfunktion, stellten diagnostische Ansätze vor und zeigten Wege zu einer traumasensiblen Versorgung auf. „In der Praxis erleben wir immer wieder, dass funktionelle Blasenbeschwerden Ausdruck tieferliegender seelischer Belastungen sein können. Gerade sexuelle Traumatisierungen sind ein medizinisches Thema, das spezifische Sensibilität und Fachkompetenz erfordert“, erklärte Prof. Andreas Wiedemann, 1. Vorsitzender der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Zuhören, Respekt und Ruhe Ein interdisziplinäres, empathisches und evidenzbasiertes Vorgehen steht nach Überzeugung der Kontinenz Gesellschaft im Zentrum einer Behandlung bei solchen Beschwerden. „Eine traumasensible Behandlung beginnt mit Zuhören, Respekt und Ruhe“, erklärt Dr. Monika Leiße-Stankoweit, Urologin aus Münster. „Die Blase ist nicht nur ein Organ, sondern auch ein Spiegel seelischer Belastung. Gerade bei Patient‘innen mit traumatischer Vorgeschichte braucht es medizinische Kompetenz – aber vor allem ein achtsames, nicht wertendes Gegenüber. Die Bedürfnisse der Betroffenen stehen im Mittelpunkt, nicht die Symptome allein.“ Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft fordert generell eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Urologie, Gynäkologie, Psychosomatik, Physiotherapie und Pflege. Häufig könne nur durch die gemeinsame Betrachtung körperlicher und seelischer Aspekte eine wirksame und respektvolle Versorgung gelingen, so die Gesellschaft in einer Mitteilung zu ihrem Kongress. (ms/BIERMANN)
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