Späte HIV-Diagnose: MHH-Studie untersucht Therapiesicherheit

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Ein klinische Studie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in sieben europäischen Ländern vergleicht erstmals die Wirksamkeit von zwei HIV-Medikamenten bei Menschen mit fortgeschrittener Erkrankung.

Rund 40 Millionen Menschen weltweit leben mit einer HIV-Infektion. In Deutschland sind es etwa 100.000 Betroffene. Wie Medikamente bei Menschen mit fortgeschrittener HIV-Erkrankung wirken, ist bislang nicht wissenschaftlich belegt.

In einer klinischen Studie unter der Leitung von Prof. Georg Behrens, Oberarzt an der Klinik für Rheumatologie und Immunologie der MHH, haben sich Forschende aus 56 medizinischen Zentren in Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien und Spanien genau dieser Patientengruppe angenommen und untersucht, welche Medikamente bei den schwer Erkrankten am besten wirken. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „The Lancet Infection Diseases“ veröffentlicht.

Virusvermehrung verhindert

Anhand der Zahl der CD4-Zellen lässt sich feststellen, wie stark HIV das Immunsystem bereits geschädigt hat. Bei gesunden Menschen liegt die Zahl zwischen 500 und 1500 T-Helferzellen pro Mikroliter Blut. Bei Menschen mit später HIV-Diagnose – auch als „Late Presenter“ bezeichnet – liegt sie dagegen bei weniger als 350 CD4-Zellen pro Mikroliter.

Die klinische Studie LAPTOP (Late Presenter Treatment Optimization) beschäftigt sich mit ebendieser Gruppe, die etwa 50 Prozent der HIV-Infizierten ausmacht. Die Forschenden haben zwei antiretrovirale Medikamente der Erstlinientherapie verglichen. „Wir wollten die Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie eines Integrasehemmers und der Therapie mit einem verstärkten Proteasehemmer jetzt erstmals auch bei den spät diagnostizierten HIV-Infizierten wissenschaftlich untersuchen“, berichtet Behrens.

Integrasehemmer als Erstlinientherapie empfohlen

Rund 450 neu diagnostizierte Erwachsene mit fortgeschrittener HIV-Erkrankung wurden in die Studie eingeschlossen. Die Teilnehmenden erhielten bei der Behandlung nach dem Zufallsprinzip entweder den Integrasehemmer oder den Proteasehemmer. „Unsere Untersuchung ist die erste große randomisierte kontrollierte Studie, welche die antivirale Wirksamkeit, die Erholung des angegriffenen Immunsystems oder die möglichen Nebenwirkungen von antiretroviralen Erstlinientherapien speziell bei Menschen mit fortgeschrittener HIV-Erkrankung vergleicht“, betont Behrens.

Der Integrasehemmer war in der Studie nicht unterlegen, unterdrückte die Virusvermehrung sogar wirksamer und hatte dabei weniger Nebenwirkungen. „Damit ist erstmals wissenschaftlich erwiesen, dass das Medikament selbst bei fortgeschrittener HIV-Erkrankung mit CD4 Zellen unter 50 pro Mikroliter gut funktioniert und wir daher für diese Patientinnen und Patienten den Integrasehemmer als bevorzugte Erstlinientherapie empfehlen“, kommentiert Behrens die neuen Studienergebnisse.