Speiseröhrenkrebs: Einfacher Fragebogen kann Screening verbessern und Überlebensraten erhöhen9. Dezember 2019 Foto: © boyhey/Adobe Stock Ein einfacher Gesundheitsfragebogen könnte ein hochwirksames Instrument sein, um Menschen auf frühe Anzeichen von Speiseröhrenkrebs hin vorzuscreenen. Das könnte zu einer viel früheren Diagnose und Behandlung führen, glauben die Autoren einer aktuellen Studie. Die Wissenschaftler setzten Künstliche Intelligenz (KI) ein, um einen großen Datensatz zu Speiseröhrenkrebs (BEST2; 1299 Patienten) zu analysieren und um festzustellen, welche Gesundheitsparameter bei Personen mit Barrett-Ösophagus häufig auftraten. Der Barrett-Ösophagus gilt als einziger bekannter Vorläufer für Speiseröhrenkrebs und erhöht das Krebsrisiko um das 30- bis 60-Fache. Mithilfe von KI wurden acht Parameter ermittelt: Alter, Geschlecht, Nikotinkonsum, Bauchumfang, Häufigkeit von Magenschmerzen, Dauer von Sodbrennen, saurer Geschmack; und Einnahme von Medikamenten zur Säuresuppression. Sie stellten sich als Marker bei Personen heraus, die entweder an einem Barrett-Ösophagus litten oder im weiteren Verlauf einen solchen entwickelten. Zur Kontrolle wurden die mittels AI in BEST2 identifizierten Risikofaktoren an einem anderen Datensatz für Speiseröhrenkrebs (BOOST; 398 Patienten) getestet. Die Schlussfolgerungen waren dieselben. Hauptautor Prof. Laurence Lovat vom University College London sagt: „Unsere Evidenz hebt eine Reihe von Risikofaktoren hervor, die als Frühwarnzeichen für die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung eines Barrett-Ösophagus und möglicherweise von Speiseröhrenkrebs dienen könnten. Wir schlagen vor, einen einfachen Fragebogen zu entwickeln, in dem Risiken wie ein großer Bauchumfang, starke Magenschmerzen und die Dauer von Sodbrennen ermittelt werden, und der sowohl von einem Hausarzt als auch von einem Patienten mithilfe einer Handy-App ausgefüllt werden kann.“ „Mit den Ergebnissen ließe sich eine Hochrisikogruppe von Menschen in einem frühen Stadium identifizieren, bei denen dann ein klinisches Screening durchgeführt werden könnte, um Speiseröhrenkrebs in einem viel früheren Stadium zu diagnostizieren und zu behandeln und die Überlebensraten signifikant zu verbessern“, ergänzt Lovat. In Großbritannien wird jedes Jahr bei rund 9100 Menschen Speiseröhrenkrebs diagnostiziert. Die Langzeitüberlebensrate liegt bei nur zwölf Prozent, wobei aber 59 Prozent der Fälle als vermeidbar gelten. Im Gegensatz zu Brust-, Darm- und Gebärmutterhalskrebs gibt es in Großbritannien derzeit jedoch kein nationales Screening-Programm. Potenzielle Screening-Methoden wie die Endoskopie und die Untersuchung mit einem Zellschwamm (Cytosponge) gelten als zu invasiv oder besitzen für ein nationales Screening-Programm nicht genügend Evidenz. „Eine frühzeitige Diagnose ist von entscheidender Bedeutung, um den Krankheitsverlauf zu verändern. Oftmals gibt es beim Speiseröhrenkrebs im Frühstadium keine Symptome oder diese sind nicht von einem unkomplizierten gastroösophagealen Reflux zu unterscheiden“, fügte Lovat hinzu. „Der Barrett-Ösophagus ist der einzige bekannte Vorläufer, und ein Fragebogen vor dem Screening könnte Hausärzten helfen, diejenigen Personen zu identifizieren, die eine Endoskopie oder eine Untersuchung mit einem Zellschwamm benötigen. Dieser Ansatz könnte auch viele Menschen vor invasiven Tests bewahren, die letzten Endes einen normalen Befund liefern.“ Die Studie ist jedoch nur eingeschränkt aussagekräftig. Da beide Datensätze aus Risikopersonen bestehen, war der Anteil von Patienten mit einem Barrett-Ösophagus hoch. Ein Datensatz, der stärker die Allgemeinbevölkerung repräsentiert und weniger Krankheitsfälle aufweist, kann möglicherweise zu anderen Ergebnissen führen. Die Studie mit dem Namen MARK-BE wurde vom Charles Wolfson Charitable Trust und Guts UK finanziert und vom NIHR UCLH Biomedical Research Centre unterstützt.
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