Speiseröhrenkrebs: Prähabilitation kann Wirkung neoadjuvanter Chemotherapie verstärken

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Körperliches Training kann bei Personen mit einem Ösophaguskarzinom, die zur Verkleinerung des Tumors vor einer Resektion eine Chemotherapie erhalten, deren Wirkung verstärken. Das berichten Forschende in der nach ihrer Kenntnis ersten Studie ihrer Art.

Bei Patientinnen und Patienten, die vor der Chemotherapie trainiert hatten, fiel die Schrumpfung des Tumors stärker aus als bei denjenigen, die nicht trainiert hatten. Sollten diese Erkenntnisse in weiteren größeren Studien bestätigt werden, spräche dies für ein Prähabilitations-Training als Standardversorgung für alle Patientinnen und Patienten, die kurz vor dem Beginn einer Krebsbehandlung stehen, meinen die Forschenden – und nicht nur für diejenigen, die operiert werden müssen.

Ein Prähabilitations-Training soll Kraft, Stabilität, Gleichgewichtssinn und Mobilität in Vorbereitung auf Operationen oder andere medizinische Interventionen steigern. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass körperliche Aktivität für Krebsbetroffene von Vorteil ist. Tierstudien haben gezeigt, dass sie dazu beitragen kann, dass Tumore nach einer Chemotherapie schrumpfen.

Die Autorinnen und Autoren der aktuellen Studie untersuchten daher, ob eine Prähabilitation den Einfluss einer neoadjuvanten Chemotherapie, die neben ihrem positivem Effekt auch schwächend auf den Körper wirkt (Abnahme der körperlichen Fitness, beschleunigte Sarkopenie), bei Personen mit einem Ösophaguskarzinom verstärken kann.

Die Forschenden boten Patientinnen und Patienten mit operablem Speiseröhrenkrebs entweder ein strukturiertes Programm mit moderaten Übungen an, das Aerobic- und Krafttraining plus eine präoperative Chemotherapie umfasste (Prähabilitation), oder den Behandlungsstandard (Lebensstilberatung) plus präoperative Chemotherapie.

Das Prähabilitations-Programm war so konzipiert, dass es bis zum Tag vor der Operation dauerte – ein durchschnittlicher Zeitraum von etwa 5 Monaten. Es umfasste 150 Minuten Aktivität mit moderater Intensität pro Woche plus zwei auf die Kraft abzielende Übungseinheiten. Alle Teilnehmenden unterzogen sich vor der Operation vier Zyklen einer Chemotherapie.

Um die Auswirkungen des Trainingsprogramms während der Chemotherapie zu beurteilen, nahm die Arbeitsgruppe von den Teilnehmenden Blutproben sowohl vor Beginn der Behandlung als auch innerhalb einer Woche nach deren Ende und dann erneut einen, drei und sechs Tage nach der Operation. Daran prüften die Forschenden das Ausmaß von Entzündung und andere biochemische Schlüsselindikatoren der Immunität. Zudem wurden alle Patientinnen und Patienten auf Veränderungen der Skelettmuskelmasse und des viszeralen Fetts und der Tumorgröße vor und nach der Chemotherapie hin untersucht.

Die Arbeitsgruppe wies 21 Personen der Prähabilitation und 19 der konventionellen Versorgung ohne zusätzliches strukturiertes Training zu.

Die Analyse aller klinischen Daten zeigte, dass die Prähabilitations-Gruppe nach der präoperativen Chemotherapie höhere Tumorschrumpfungsraten aufwies als die konventionell behandelten Patientinnen und Patienten: 15 von 20 (75%) im Vergleich zu sieben von 19 (37%). Basierend auf den Gewebeproben und der Anzahl der betroffenen Lymphknoten wurde der Tumor bei mehr Personen in der Prähabilitations-Gruppe heruntergestuft, und zwar bei neun (43%) gegenüber drei (16%) in der Gruppe mit Standardversorgung. Diese Patientinnen und Patienten besaßen außerdem mehr Skelettmuskelmasse und weniger viszerales Fett – aber ohne Gewichtsverlust – sowie eine stärkere Immunantwort und geringere Konzentrationen an Entzündungsmarkern im Blut.

Da nur eine kleine Anzahl von Personen in diese klinische Studie eingeschlossen wurde und keine Randomisierung stattfand, sind weitere, größere Studien erforderlich, um ihre Ergebnisse zu bestätigen, warnt die Arbeitsgruppe. Sie erklärt aber auch: „Das Downstaging des Tumors und das Ansprechen auf eine Chemotherapie sind wohl die wichtigsten prognostischen Faktoren bei Speiseröhrenkrebs. Dass strukturierte Trainingsprogramme zu einer verbesserten Krebsregression beitragen könnten, möglicherweise durch eine verbesserte immunologische und/oder entzündliche Modulation, ist potenziell klinisch signifikant.“ Die Forschenden fügen hinzu: „Die Ergebnisse dieser Analyse, die Verbesserungen bei der pathologischen Regression des Primärtumors und beim klinischen Downstaging zeigen, sind hypothesengenerierend und die ersten, die in einer klinischen Studie bei Speiseröhrenkrebs gezeigt wurden.“ Sie kommen daher zu dem Schluss: „Während die Einschränkungen bei der Patientenzahl und das nichtrandomisierte Design Vorsicht gebieten, sind die Auswirkungen für die Patientinnen und Patienten potenziell erheblich. Weitere Arbeiten zur Bestätigung oder Widerlegung dieser Ergebnisse sind dringend erforderlich, einschließlich der Frage, ob Verbesserungen des Ansprechens auf eine Chemotherapie zu einem Überlebensvorteil führen können oder nicht. In Erwartung dessen stärken die vorliegenden Ergebnisse die Begründung für die Verschreibung von Bewegung als Standardversorgung bei Patienten, die sich einer Krebsbehandlung unterziehen.“