Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu4. Oktober 2022 Prof. Michael Fuchs, Leiter der Sektion Phoniatrie und Audiologie am UKL, organisiert in diesem Jahr die Jahrestagung der Fachgesellschaft DGPP. (Foto: Stefan Straube / UKL) Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Sprachentwicklungsstörungen und zentralen Hörstörungen nimmt zu. Über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten diskutierten Experten für Stimm-, Sprach- und Schluckerkrankungen und kindliche Hörstörungen bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädaudiologie und Phoniatrie (DGPP) in Leipzig. Ein zentrales Thema des Kongresses waren Hör- und Sprachprobleme bei Kindern. „Uns beschäftigt, dass wir eine weitere Zunahme von Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen beobachten“, erklärt Prof. Peter Kummer vom Universitätsklinikum Regensburg, der Präsident der DGPP. Das unterstreichen auch aktuelle Zahlen der KKH Kaufmännische Krankenkasse, nach denen die Zahl der betroffenen Sechs- bis 18-Jährigen zwischen 2019 und 2021 um rund neun Prozent, bei den 15- bis 18-Jährigen sogar um fast 21 Prozent stieg. Immer häufiger werden bei Kindern neben Hörstörungen oder genetischen Veranlagungen Sprachentwicklungsdefizite festgestellt, die nicht auf körperliche Faktoren zurückzuführen sind. „Die Ursachen sind auch gesellschaftlicher Art – die Kommunikationskultur in den Familien hat deutlich nachgelassen“, begründet Kummer. Es wird oft zu wenig mit den Kindern und auch miteinander gesprochen. „Gemeinsame Mahlzeiten oder andere Gelegenheiten zum Sprechen sind auf dem Rückzug, gleichzeitig nimmt die Mediennutzung auch bei Kindern einen immer größeren Raum ein. Das ist ein Problem, denn Kinder brauchen sprachliche Anregung, um ihre Fähigkeiten auf diesem Gebiet entwickeln zu können“, so der Experte. Zudem haben gerade bei den kleinen Kindern pandemiebedingte Hygienemaßnahmen wie Schutzmasken und Kontaktbeschränkungen den Spracherwerb im Vorschulalter erschwert. Die Folgen unerkannter und unbehandelter Sprachentwicklungsstörungen können bis in das Erwachsenenalter fortwirken und zu einer Beeinträchtigung sprachlicher und kommunikativer Kompetenzen in privaten und Berufsalltag führen. Verstehensprobleme durch zentrale auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen Aber auch ein zweiter Faktor spielt eine Rolle: unentdeckte zentrale Hörstörungen, die das richtige Hören und in der Folge das korrekte Sprechen und die Kommunikation erschweren. „Hier gibt es eine wachsende Gruppe von Betroffenen, die mit dem peripheren Hörorgan zwar perfekt hören und im Hörtest mit Tönen keine Auffälligkeiten zeigen, dafür aber Probleme haben, sich Gehörtes zu merken, Sprache im Störschall zu verstehen und die Richtung zu erkennen, aus der der Schall kommt – sowohl bei Gesprächspartnern als auch beispielsweise im Straßenverkehr“, erläutert Prof. Michael Fuchs, Leiter der Sektion Phoniatrie und Audiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) nennt sich dieses erst seit 15 bis 20 Jahren näher untersuchte und beschriebene Krankheitsbild, bei dem die Experten auch von einer hohen Dunkelziffer Betroffener bis ins Erwachsenenalter hinein ausgehen.
Mehr erfahren zu: "KI-Modelle für Medikamentenentwicklung versagen bei der Physik" KI-Modelle für Medikamentenentwicklung versagen bei der Physik KI-Programme können die Entwicklung von Medikamenten unterstützen, indem sie die Wechselwirkung von Proteinen mit kleinen Molekülen vorhersagen. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass diese Programme nur Muster auswendig lernen, statt physikalische […]
Mehr erfahren zu: "Stiko empfiehlt Meningokokken-Impfung für Kinder ab zwölf Jahren" Stiko empfiehlt Meningokokken-Impfung für Kinder ab zwölf Jahren Meningokokken-Erkrankungen sind in Deutschland selten, aber potenziell lebensbedrohlich. Besonders Jugendliche sind betroffen – daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Impfung nun auch für Kinder im Alter von 12 bis […]
Mehr erfahren zu: "Neue genetische Ursache für Mikrozephalie entdeckt" Neue genetische Ursache für Mikrozephalie entdeckt Ein internationales Forschungsteam hat eine bislang unbekannte genetische Ursache für Mikrozephalie gefunden. Danach verursachen Mutationen im Gen EXOSC10 die primäre Form der angeborenen Fehlbildung.