Studie: Chronisch kranke Kinder weniger leistungsstark in der Schule8. Mai 2018 Foto: © detailblick-foto/Fotolia Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz bestätigen, was viele Lehrkräfte schon lange geahnt haben. Kinder mit chronischen Erkrankungen liegen bereits am Ende der ersten Klasse in den schulischen Kernfächern Lesen, Schreiben, Mathematik, Naturwissenschaft und Sozialkompetenz deutlich zurück. Dies ergab die erste Auswertung des Forschungsprojekts ikidS (ich komme in die Schule), an dem über 2000 Familien aus Mainz und Umgebung seit 2014 teilgenommen haben. Auf Grundlage der Erkenntnisse wollen die Wissenschaftler im nächsten Schritt Maßnahmen entwickeln, um chronisch erkrankte Kinder zukünftig medizinisch und gesundheitspädagogisch gezielter zu versorgen. Auf diese Weise sollen ihnen bestmögliche Bildungschancen zuteilwerden. Insgesamt werteten die Wissenschaftler um Univ.-Prof. Michael S. Urschitz vom Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) Daten von 1462 Erstklässlern aus der Stadt Mainz und dem Landkreis Mainz-Bingen aus. Sie konnten zeigen, dass etwa 15 Prozent der Kinder eine schulisch relevante chronische Erkrankung aufweisen. „Da sich die schulischen Leistungen dieser Erstklässler erfassen ließen, konnten wir nachweisen, dass es einen Zusammenhang zwischen chronischen Erkrankungen und eingeschränktem Leistungsvermögen gibt“, unterstreicht Urschitz, Kinderarzt und Leiter der Studie. Für die Erfassung des Leistungsvermögens wurden die Kinder von ihren Lehrkräften auf einer fünfstufigen Skala in den Bereichen Lesen, Schreiben, Mathematik, Naturwissenschaften und Sozialverhalten eingeschätzt. Daraus berechneten die Forscher einen „Leistungswert“ der zwischen -10 (sehr schlecht) und +10 (sehr gut) liegen konnte. Kinder mit chronischen Erkrankungen hatten mit einem Wert von 1,3 im Schnitt eine schlechtere Leistung als Kinder ohne chronische Erkrankungen, die einen mittleren Leistungswert von 2,1 hatten. Dieser Unterschied blieb bestehen auch wenn weitere Faktoren der Schulleistung berücksichtigt wurden (z.B. die Schulbildung der Eltern). Zu diesen Ergebnissen kamen die Forscher, indem sie den Fokus auf gesundheitsbezogene und medizinische Faktoren richteten, welche die Einschulung und den frühen Schulerfolg beeinflussen können. Im Zuge der Studie wurden zum einen Daten der Schuleingangsuntersuchungen und zum anderen von Eltern und Lehrkräfte ausgefüllte Fragebögen ausgewertet. Die teilnehmenden Eltern wurden mit ihren Kindern über mehr als ein Jahr begleitet. Das Projekt verlief insgesamt so erfolgreich, dass 2017 das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Fördermittel für drei weitere Jahre bewilligt hat. „Mein großer Dank geht insbesondere an die über 2000 Familien und fast 70 Schulen mit ihren Lehrkräften, die uns mit sehr viel Engagement und hohem zeitlichen Aufwand unterstützt haben. Ohne sie hätten wir dieses Projekt nicht durchführen können“, bemerkt Urschitz und ergänzt: „Wir stehen nun in der Pflicht mit diesen Ergebnissen konkrete Verbesserungen für die Kinder zu erzielen. Parallel zu den weiteren Auswertungen wollen wir daher klare Empfehlungen zur Durchführung der Schuleingangsuntersuchung und zur Auswahl von Versorgungs- und Fördermaßnahmen für den Schuleintritt erarbeiten und mit den zuständigen Entscheidungsträgern diskutieren. Ziel muss sein, den Schulerfolg insbesondere für Kinder mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung zu verbessern.“ Originalpublikation: Hoffmann I et al. PLoS One. 2018 Mar 27;13(3):e0194846.
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