Studie: Häufig berührte Oberflächen in Langzeitpflegeeinrichtungen sind oft mit potenziell infektiösem Material kontaminiert17. Februar 2022 Foto: © Diego Cervo/stock.adobe.com Eine kürzlich im „American Journal of Infection Control“ veröffentlichte Studie liefert Erkenntnisse, die Langzeitpflegeeinrichtungen dabei helfen könnte, die Verbreitung von Durchfallerkrankungen unter den Bewohnerinnen und Bewohnern zu verhindern. Hauptfaktor dabei ist die Bewertung der Sauberkeit häufig berührter Oberflächen. In der Untersuchung war der Nutzen spezifischer Hygiene-Überwachungsinstrumente zur Bewertung der mikrobiellen Kontamination auf häufig berührten Oberflächen in elf Langzeitpflegeeinrichtungen im US-amerikanischen Bundesstaat South Carolina bewertet worden. „Unsere Studie ist eine von nur vier, die bisher zur Bewertung der Umgebungshygiene in Langzeitpflegeeinrichtungen durchgeführt wurden“, erklärt Hauptautorin Dr. Jennifer Cannon von der CDC Foundation, die mit den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zusammenarbeitet. „Krankenhäuser führen zunehmend routinemäßige Audits bezüglich der Sauberkeit von Oberflächen durch, die häufig berührt werden, und tragen so dazu bei, Morbidität und Mortalität unter den Patientinnen und Patienten zu reduzieren. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass ähnliche Prüfprogramme Langzeitpflegeeinrichtungen zugutekommen würden, wenn sie in deren Infektionspräventionsprogramme aufgenommen werden.“ Durch Norovirus- und Clostridioides-difficile-Infektionen (CDI) verursachte Durchfallerkrankungen gehören zu den häufigsten nosokomialen Infektionen in Langzeitpflegeeinrichtungen: In den USA treten ungefähr 60 Prozent der Norovirus-Ausbrüche und mehr als 50 Prozent aller mit dem Gesundheitswesen assoziierten CDI in Langzeitpflegeeinrichtungen auf. Beide Erreger können durch den Kontakt mit Oberflächen übertragen werden, die mit Fäkalien kontaminiert sind. Während die Umgebungsüberwachung mithilfe von Oberflächenhygieneindikatoren ein wertvolles Instrument ist, um die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern, gebe es keine Standardtechnologien oder -verfahren, schreiben die Autorinnen und Autoren der aktuellen Studie. Zudem seien viele Überwachungsinstrumente zu teuer, um routinemäßig eingesetzt zu werden. Für ihre Studie verwendete Cannons Arbeitsgruppe drei Instrumente, um die Sauberkeit von mindestens 30 Oberflächen in jeder der an der Untersuchung teilnehmenden Langzeitpflegeeinrichtungen zu bewerten: Adenosintriphosphat ([ATP] bei dem eine biolumineszierende chemische Reaktion das Vorhandensein von organischem Material anzeigt), Norovirus und crAssphage (eine kürzlich entdeckte DNA-Bakteriophage, die auf eine frühere oder gegenwärtige fäkale Kontamination hinweist). Nach Angaben der Autorinnen und Autoren ist dies die erste Studie, in der crAssphage als Indikator für eine Kontamination durch Fäkalien in der Umgebung von Langzeitpflegeeinrichtungen verwendet wurde. Neunzig Prozent der von den Forschenden getesteten und häufig berührten Oberflächen (n=337) wurden positiv auf CrAssphagen getestet oder wiesen Mengen an organischem Material auf, die zu ungenügenden ATP-Sauberkeitswerten führten. crAssphage wurde auf 311 (92,3%) Oberflächen nachgewiesen, oft in hohen Konzentrationen (mittlere Konzentration 3,5 log Kopien aus genomischer DNA). Nahezu alle Oberflächen 324 (98%) wiesen hohe ATP-Spiegel auf, was zu der Bewertung „nicht bestanden“ führte. Dabei wurden die vom Hersteller des ATP-Kits vorgeschlagenen Schwellenwerte verwendet. Alle 337 Oberflächen wurden negativ auf Norovirus getestet. Laut den Forschenden stimmt dieser Befund mit früheren Studien überein, die darauf hindeuten, dass Noroviren ohne einen aktuellen oder kürzlich stattgefundenen Ausbruch selten nachgewiesen werden. Cannons Arbeitsgruppe trugen Daten aus allen elf Langzeitpflegeeinrichtungen zusammen und kombinierten die ATP- und crAssphage-Tools, um die Arten von Oberflächen und Orten zu identifizieren, die am wahrscheinlichsten durch organisches oder fäkales Material kontaminiert sind. Dabei wiesen Handläufe und Steuerungselemente von Geräten eine viermal höhere Wahrscheinlichkeit für hohe CrAssphagen-Konzentrationen auf als andere Oberflächen und Orte (Odds Ratio [OR] 4,1; Konfidenzintervall [KI] 2,0-8,5; p<0,001 für Handläufe; OR 3,6; KI 1,1-12,8; p<0,05 für Steuerungselemente von Geräten). Handläufe an Patientenbetten sowie Tische und Stühle in Patientenaufenthaltsräumen wiesen hohe Konzentrationen von ATP und KrAsphagen auf. Orte in Langzeitpflegeeinrichtungen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für hohe Konzentrationen von crAssphagen waren Patientenbetten (OR 3,9; KI 1,4–12,3; p<0,05) und Flure (OR 2,6; KI 1,3–5,0; p<0,01). Auf Oberflächen, die von Patientinnen und Patienten sowie von Besucherinnen und Besuchern berührt wurden, fand man doppelt so häufig hohe ATP-Werte wie auf denjenigen, die hauptsächlich von Pflegepersonal oder Personal des Hausdienstes oder nur von Patientinnen und Patienten berührt wurden. „Diese Studie liefert wertvolle neue Informationen, die Langzeitpflegeeinrichtungen dabei helfen könnten, ihre Reinigungspraktiken zu überwachen und ihre Infektionspräventionspläne zu verfeinern, um Patientinnen und Patienten besser vor schweren Durchfallerkrankungen zu schützen“, resümiert Linda Dickey, Präsidentin der Association for Professionals in Infection Control and Epidemiology. Cannon JL et al. Hygienic monitoring in long-term care facilities using ATP, crAssphage, and human noroviruses to direct environmental surface cleaning. AJIC 17.02.2022
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