Studie liefert multiomische Einblicke in PTBS und Depression

Die Abbildung zeigt eine Einzelzell-RNA-Sequenzierungsstudie von PTSD, Major Depression und normalen Kontrollen. In diesem Diagramm sind mehr als 363.000 Zellkerne dargestellt und in acht breite Zelltypen kategorisiert, was den Forschern ermöglicht, die zellulären und molekularen Veränderungen zu visualisieren, die mit diesen Erkrankungen verbunden sind. (Quelle: Dell Medical School)

Stressbedingte Erkrankungen wie posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) und  Depressionen sind komplexe Erkrankungen, die sowohl von der Genetik als auch von der Umwelt beeinflusst werden. Trotz umfangreicher Forschungsarbeiten sind die molekularen Mechanismen, die diesen Störungen zugrunde liegen, nach wie vor schwer fassbar. Ein US-amerikanisches Forscherteam hat bei Menschen mit diesen Störungen deutliche molekulare Signaturen, insbesondere im präfrontalen Kortex, gefunden.

„Zu verstehen, warum manche Menschen PTBS und Depressionen entwickeln und andere nicht, ist eine große Herausforderung“, erklärte Studienleiter Charles B. Nemeroff, M.D., Ph.D., Leiter des Instituts für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften an der Dell Medical School der University of Texas in Austin, USA.

„Wir haben festgestellt, dass die Gehirne von Menschen mit diesen Störungen deutliche molekulare Unterschiede aufweisen, insbesondere im präfrontalen Kortex. Diese Veränderungen scheinen sich auf das Immunsystem, die Funktionsweise der Nerven und sogar auf das Verhalten von Stresshormone auszuwirken“, erklärte Nemeroff.

Die Studie, an der 231 Personen teilnahmen, untersuchte mithilfe der multiomischen Analyse molekulare Veränderungen in verschiedenen Hirnregionen. Diese Technik integriert verschiedene Datenebenen, einschließlich Genstruktur und Proteinexpression, und bietet so einen ganzheitlichen Blick auf die mit PTBS und Depression verbundenen molekularen Veränderungen.

Zu den wichtigsten Ergebnissen, die die Forschenden auf diese Weise erzielten, zählt die Identifizierung spezifischer Gene und Signalwege, die mit PTBS und Depression in Verbindung stehen und die Rolle von Immunmechanismen, neuronaler Regulierung und Stresshormonen betonen. Zudem entdeckten sie geschlechtsspezifische Unterschiede in den molekularen Signaturen, die bei klinischen Depressionen besonders ausgeprägt waren. Bei beiden Störungen bestand eine Korrelation zwischen Kindheitstrauma, Suizid und molekularen Variationen. Und nicht zuletzt könnte die Identifizierung gemeinsamer und einzigartiger molekularer Muster bei PTBS und Depression den Forschenden zufolge dazu beitragen, neue therapeutische Wege zu beschreiten und blutbasierte Biomarker zu entwickeln.

„Mehr über die molekularen Grundlagen dieser Erkrankungen – PTBS und klinische Depression – im Gehirn zu erfahren, ebnet den Weg für Entdeckungen, die zu wirksameren therapeutischen und diagnostischen Mitteln führen werden“, zeigte sich Co-Autor Joel Kleinman, M.D., vom Lieber Institute for Brain Development optimistisch.