Studie: Menge an ausgeschüttetem Stresshormon Cortisol nicht konstant

Die Forschenden entnahmen dünne Haarsträhnen, um die Cortisolwerte zu messen. Copyright: Nina Minkley

Eine aktuelle Studie von Biologen und Psychologen der Universitäten Bochum und Bern mit Haarproben derselben Personen nach zwei Jahren zeigt, dass die Menge an ausgeschüttetem Stresshormon Cortisol nicht konstant ist.

„Man kann daher nicht folgern, dass Personen unabhängig von besonders stressigen Ereignissen immer vergleichsweise viel oder wenig Cortisol bilden“, kommentiert Dr. Nina Minkley von der Arbeitsgruppe Verhaltensbiologie und Didaktik der Biologie. Solche stressigen Ereignisse hatten die Forschenden abgefragt und herausgerechnet.

„Schwerwiegende Lebensereignisse, die mit viel Stress einhergehen, wie etwa eine Scheidung oder der Tod eines geliebten Angehörigen, verursachen über eine längere Zeit deutlich erhöhte Werte, was man am Haar auch ablesen kann“, erklärt Nina Minkley. Unabhängig von solchen Ereignissen nahm man bislang an, dass die Cortisolausschüttung einer Person über lange Zeit immer ungefähr gleich ist. Vergleiche von Haarauswertungen im Abstand mehrerer Monate hatten das in vorherigen Studien belegt. Wie aber sieht es über eine längere Zeit hinweg aus? Dieser Frage hatte sich bisher keine Untersuchung gewidmet. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift „Stress and Health“ veröffentlicht.

Nach zwei Jahren unterscheiden sich die Werte

Für ihre Studie analysierten die Forschenden Haarproben von insgesamt 39 Probandinnen – nur Frauen, da es zu wenige Männer gab, deren Haare ausreichend lang gewesen wären. Sie entnahmen von 21 Probandinnen je drei dünne Strähnen im Abstand von einem Jahr, von 18 Probandinnen im Abstand von zwei Jahren, und verglichen die beiden Messwerte für Cortisol.

„Dabei hat sich gezeigt, dass die Werte nach einem Jahr ähnlich den ersten Messwerten waren – wie erwartet. Die Personen mit den hohen Konzentrationen hatten auch nach einem Jahr die höchsten Konzentrationen“, so Minkley. „Nach zwei Jahren konnten wir aber keine solche Übereinstimmung mehr finden“, ergänzt sie. Die Cortisolausschüttung ist also weniger stabil als bisher angenommen. „Interessant ist das für bestimmte Fragestellungen, bei denen man Vorhersagen auf diesen Werten gründet“, erklärt Minkley. Die Forschenden hatten die Probandinnen nach gravierenden Lebensereignissen und anderen stressigen Situationen befragt und auch über ihre Haarpflege interviewt und diese Einflussfaktoren in ihrer Analyse mit einbezogen.