Studie zerstreut Bedenken: Akute Pankreatitis in der Vorgeschichte und Einnahme von GLP-1-Rezeptoragonisten

Abbildung: © Sebastian Kaulitzki/stock.adobe.com

GLP-1-Rezeptoragonisten können das Risiko für das Wiederauftreten einer akuten Pankreatitis bei Menschen mit Adipositas und Typ-2-Diabetes senken. Das zeigt eine gerade vorgestellte Studie.

Präsentiert wurden die Ergebnisse der Untersuchung auf der Jahrestagung der Endocrine Society in Boston (USA).

Ärzte seien bei der Verschreibung dieser Medikamente bei Patienten mit einer Pankreatitis-Vorgeschichte wegen des potenziellen Risikos einer erneuten Verschlechterung der Bauchspeicheldrüsenerkrankung vorsichtig – eine Warnung, die in den entsprechenden Fachinformationen enthalten ist, wie Hauptautor Dr. Mahmoud Nassar von der Abteilung für Endokrinologie, Diabetes und Stoffwechselerkrankungen der Jacobs School of Medicine and Biomedical Sciences der University at Buffalo (USA) bei der Vorstellung der Untersuchungsergebnisse betonte. „Unsere Arbeit bestätigt die Sicherheit und das Potenzial von GLP-1-Rezeptoragonisten bezüglich der Senkung des Risikos für ein Wiederauftreten einer akuten Pankreatitis bei Personen mit Adipositas und Typ-2-Diabetes. Die Studie widerlegt damit frühere Bedenken und bietet neue Hoffnung für eine wirksame Behandlung der Erkrankung.“

Die Forschenden griffen auf Informationen aus einer großen Datenbank (TriNetX) zurück. Diese enthält Informationen zu etwa 127 Millionen Patienten aus 15 Ländern, hauptsächlich aber aus den Vereinigten Staaten. In dieser Datenbank identifizierten die Wissenschaftler 638.501 Personen, die schon einmal an einer akuten Pankreatitis gelitten hatten. Die Arbeitsgruppe konzentrierte sich dann auf Erwachsene mit Diabetes und Adipositas, bei denen eine akute Pankreatitis diagnostiziert worden war. Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, ob bestimmte Medikamente gegen Diabetes und Adipositas (insbesondere GLP-1-Rezeptoragonisten, SGLT2-Hemmer und DPP4-Hemmer) das Risiko für ein Pankreatitis-Rezidiv beeinflussten.

Die Analyse der Wissenschaftler umfasste eine breite Palette von Medikamenten innerhalb jeder Kategorie um zu verstehen, wie sich diese Arten von Behandlungen auf das Pankreatitisrisiko auswirken können. Die Forschenden berücksichtigten in ihrer Studie auch unterschiedliche Patientenmerkmale wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI) und Ergebnisse von Blutuntersuchungen.

Um das Risiko für eine Pankreatitis zu ermitteln, verfolgten sie, wie viele Patienten innerhalb von fünf Jahren nach Beginn der Einnahme der jeweiligen Medikamente erneut eine Pankreatitis entwickelten. Sie verglichen Patientengruppen, die unterschiedliche Medikamente erhielten, und ordneten sie nach Patientenmerkmalen zu.

Beim Vergleich der GLP-1-Gruppe mit Patienten, die SGLT2-Hemmer einnahmen, zeigte die GLP-1-Gruppe ein geringeres Risiko für ein Rezidiv einer akuten Pankreatitis (15,2%) im Vergleich zu 24 Prozent in der SGLT2-Inhibitor-Gruppe. Beim Vergleich der GLP-1-Patienten mit denen, die DPP4-Hemmer einnahmen, betrug das Rezidivrisiko der GLP-1-Gruppe 14,4 Prozent gegenüber 23,3 Prozent in der DPP4-Hemmer-Gruppe. Beim Vergleich von GLP-1-Patienten mit Patienten, die keines dieser Medikamente erhielten, lag das Rezidivrisiko der GLP-1-Gruppe bei 14,5 Prozent gegenüber 51,6 Prozent in der Vergleichsgruppe.

„Diese Studie liefert wichtige Erkenntnisse, die die Behandlungslandschaft für Patienten mit Adipositas und Typ-2-Diabetes verändern könnten, insbesondere für Patienten mit einer akuten Pankreatitis in der Vorgeschichte“, erklärte Nassar. „Die Möglichkeit, GLP-1-Rezeptoragonisten breiter einzusetzen, lässt auf eine bessere Behandlung dieser Erkrankungen hoffen sowie auf eine Verbesserung der Patienten-Outcomes und eine Steigerung der Lebensqualität. Sie unterstreicht die Bedeutung der personalisierten Medizin, bei der Behandlungsentscheidungen auf das spezifische Gesundheitsprofil und die Bedürfnisse des Einzelnen zugeschnitten sind.“