Symptome bei Herzinfarkt: Kurzatmigkeit mit schlechteren Überlebenschancen verbunden als Brustschmerzen

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Die Überlebenswahrscheinlichkeit ein Jahr nach Herzinfarkt ist bei Patienten, die Atemnot oder Müdigkeit als Hauptsymptom aufweisen, deutlich schlechter als bei jenen mit Schmerzen in der Brust als dem vorherrschenden Symptom. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie, die jüngst auf dem ESC Acute CardioVascular Care 2022 vorgestellt wurde.

„Dyspnoe und extreme Müdigkeit waren häufigere Herzinfarktsymptome bei Frauen, älteren Menschen und Patienten mit anderen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Nieren- und Lungenkrankheiten“, resümiert Studienautor Dr. Paulo Medeiros vom Krankenhaus in Braga (Portugal). „Unsere Studie hat zwar nicht gezeigt, dass diese Symptome zu schlechteren Ergebnissen führen, aber sie sind Warnzeichen für ein höheres Risiko.“

Neben Brustschmerzen gehören seltener auch Kurzatmigkeit, Oberbauch- oder Nackenschmerzen oder vorübergehender Bewusstseinsverlust zu den Symptomen eines Herzinfarktes. Die portugiesische Forschungsgruppe untersuchte nun, welche Patienten zu atypischen Beschwerden neigen und ob diese Symptome mit den gleichen Folgen einhergehen wie das Leitsymptom Brustschmerz.

Rund neun von zehn Patienten mit Brustschmerzen

Die Forscher verwendeten dazu die Daten aus dem portugiesischen Register für akute Koronarsyndrome. Die Studie umfasste 4726 Patienten im Alter von 18 Jahren und älter, die zwischen Oktober 2010 und September 2019 mit einem NSTEMI eingeliefert wurden. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer lag bei 68 Jahren und 71 Prozent waren Männer. Die Patienten wurden je nach ihrem Hauptsymptom bei der Einlieferung in drei Gruppen eingeteilt. Brustschmerzen waren das häufigste Symptom bei der Vorstellung (4313 Patienten; 91%), gefolgt von Atemnot/Müdigkeit (332 Patienten; 7%) und Synkope (81 Patienten; 2%).

Frauen, Ältere und Multimorbide häufiger mit Atemnot und Müdigkeit

Patienten mit Dyspnoe/Müdigkeit waren deutlich älter als die Patienten in den beiden anderen Gruppen, mit einem Durchschnittsalter von 75 Jahren im Vergleich zu 68 Jahren in der Gruppe der Brustschmerzen und 74 Jahren in der Gruppe der Synkopen. Bei den Patienten mit Dyspnoe/Müdigkeit handelte es sich häufiger um Frauen (42%) als bei Patienten mit Brustschmerzen als Hauptsymptom (29% Frauen) oder Synkopen (37% Frauen). Im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen litten Patienten mit Atemnot/Müdigkeit als Hauptsymptom häufiger an Bluthochdruck, Diabetes, chronischen Nierenerkrankungen und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD).

Ein-Jahres-Überleben bei Patienten mit Atemnot/Müdigkeit deutlich geringer

Die Forscher verglichen die Überlebensraten zwischen den drei Gruppen nach einem Jahr. Ein Jahr nach dem Herzinfarkt waren 76 Prozent der Patienten in der Gruppe mit Dyspnoe/Müdigkeit am Leben, verglichen mit 94 Prozent in der Gruppe mit Brustschmerzen und 92 Prozent in der Gruppe mit Synkopen. Im Jahr nach dem Herzinfarkt konnte bei 76 Prozent der Patienten in der Dyspnoe-/Müdigkeitsgruppe eine erneute Hospitalisierung aus kardiovaskulären Gründen vermieden werden, verglichen mit 85 Prozent in der Brustschmerzgruppe und 83 Prozent in der Synkopengruppe.

Ursachen für schlechteres Überleben bei Atemnot als Hauptsymptom noch unklar

Die Forscher führten zudem eine multivariate Analyse durch, um festzustellen, ob Brustschmerzen, Dyspnoe/Müdigkeit oder Synkope unabhängige Prädiktoren für das Ein-Jahres-Überleben waren. Die Analyse wurde um Alter, COPD, Vorhofflimmern, linksventrikuläre Ejektionsfraktion, schwere Blutungen und ventrikuläre Tachykardie bereinigt. Keines der Symptome erwies sich als unabhängiger Prädiktor.

„Kurzatmigkeit trat häufiger bei Patienten auf, die innerhalb eines Jahres nach ihrem Herzinfarkt starben. Unter Berücksichtigung aller untersuchten Variablen war die Art des auftretenden Symptoms jedoch kein unabhängiger Prädiktor für die Sterblichkeit, was bedeutet, dass wir nicht spezifisch sagen können, dass Kurzatmigkeit der Grund für das schlechtere Ergebnis war“, erklärt Medeiros. Das schlechtere Überleben könne bei diesen Patienten auf andere Faktoren zurückzuführen sein, wie z. B. eine eingeschränkte Pumpfunktion des Herzens.

Bei Atemnot auch an Herzinfarkt denken

„Diese Studie unterstreicht die Notwendigkeit, die Diagnose Herzinfarkt auch dann in Betracht zu ziehen, wenn die Hauptbeschwerde nicht in Brustschmerzen besteht“, so Medeiros Fazit. Dies könne besonders für Frauen und ältere Patienten wichtig sein, bei denen die Diagnose verzögert werden und zu schlechteren Ergebnissen führen könnte. Zusätzlich zu den klassischen Herzinfarktsymptomen wie Schmerzen in der Brust, Druck oder Schweregefühl, die in einen oder beide Arme, den Hals oder den Kiefer ausstrahlen, sollten die Betroffenen dringend ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, wenn sie über längere Zeit unter Atemnot leiden.“