Tag der Organspende: Leberzirrhose ist häufigster Grund für eine Lebertransplantation

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Nach zwei Jahren, in denen zum Tag der Organspende virtuelle Veranstaltungen stattfanden, wird 2022 auf das lebenswichtige Thema wieder mit einer Präsenzveranstaltung hingewiesen. Am 4. Juni sollen in der diesjährigen Partnerstadt Mainz mit der Aufforderung „Zeit, Zeichen zu setzen“ Menschen motiviert werden, eine individuelle Entscheidung zur Organspende zu treffen.

Der häufigste Grund für eine Transplantation der Leber in den westlichen Ländern ist die Leberzirrhose. Während in den vergangenen Jahren die chronische Hepatitis C immer seltener die Ursache für eine Leberzirrhose ist, nimmt die durch die Nichtalkoholische Fettleberhepatitis (NASH) bedingte Leberzirrhose immer stärker zu. Auch andere Erkrankungen, übermäßiger Alkoholkonsum oder Vergiftungen können Gründe für eine Leberzirrhose sein.

Im ersten Quartal 2022 ist nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) ein starker Rückgang von Organspendern und Organentnahmen zu verzeichnen. Die Zahl der Organspenden ist um fast ein Drittel gesunken. Eine unerwartete Entwicklung, da Deutschland im Vergleich zu den meisten anderen Ländern bislang ohne negative Auswirkungen auf die Organspende durch die Corona-Pandemie gekommen ist. Ein Grund für den Rückgang könnte laut DSO unter anderem die angespannte Situation in den Kliniken sein.

Auch die Zahl der postmortalen Lebertransplantationen ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von Januar bis April um 25,7 Prozent reduziert. Diese Entwicklung ist besonders dramatisch, da das lebenswichtige Organ Leber zahlreiche Funktionen im Körper hat, die so vielfältig und komplex sind, dass sie nicht über einen längeren Zeitraum mit medizinischen Apparaten zu ersetzen sind.

Die Relevanz des Themas Organspende kennt auch Egbert Trowe, Vorstandsmitglied Lebertransplantierte Deutschland e. V.: Trowe wurde 2002 im Alter von 57 Jahren eine Spenderleber transplantiert, nachdem eine unerkannte Virushepatitis seine Leber so stark unumkehrbar geschädigt hatte, dass sie ihre lebenswichtigen Funktionen nicht mehr erfüllen konnte. Seit mehreren Jahren ist Trowe Mitorganisator und Teilnehmer der Aktion „Geschenkte Lebensjahre“, die beim Tag der Organspende zum festen Programm zählt.

„Es freut mich, dass wir in diesem Jahr erstmalig seit dem Beginn der Corona-Pandemie den Tag der Organspende am ersten Samstag im Juni wieder mit einer Vor-Ort-Veranstaltung begehen können. Mit der Aufforderung ‘Zeit, Zeichen zu setzen‘ sollen die Menschen in ganz Deutschland motiviert werden, eine persönliche Entscheidung zur Organspende zu treffen“, erklärt Trowe und ergänzt: „Der coronabedingte Rückgang der Organspendezahlen in Deutschland im ersten Quartal 2022 zeigt uns, wie wichtig es ist, dass alle Akteure im Prozess der Organspende trotz widriger Umstände die schwer kranken Menschen auf den Wartelisten nicht aus den Augen verlieren. Wir brauchen weiterhin die aktive Zustimmung aus der Bevölkerung und auch das engagierte Handeln der Kliniken und Organisationen.“

Auf der Warteliste für eine Lebertransplantation standen in Deutschland im Jahr 2021 fast 1.400 Menschen – transplantiert wurden 834 Spenderorgane. Noch immer sterben täglich Menschen, denen mit einer Transplantation hätte geholfen werden können.

Vor den 1950er-Jahren war das Ersetzen von kranken oder verletzten Körperteilen nur eine Szenerie in fantastischen Romanen oder Science-Fiction-Filmen. Doch seit Mitte der 50er-Jahre in den USA die erste Nierentransplantation und 1967 in Kapstadt die erste Herztransplantation gelang, übersteigt der Bedarf an Organen, die schwer kranken Menschen das Leben retten könnten, die Zahl der verfügbaren Organe. Und seit jeher wird versucht, mehr Menschen zu einer (positiven) Entscheidung in Bezug auf die Organspende zu motivieren.

Die Gesundheitsbehörde in Hamburg machte am 3. November 1971 mit der Ausgabe des ersten Organspendeausweises erstmalig einen Vorstoß, die Spendebereitschaft zu erhöhen. Das kleine Kärtchen feierte also im letzten Jahr bereits seinen fünfzigsten Geburtstag, doch angesichts der sinkenden Transplantationszahlen ist es so aktuell und wichtig wie nie.

Das erläutert auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Leberstiftung, Prof. Michael P. Manns: „Es ist wirklich an der Zeit, Zeichen zu setzen. Jeder sollte seine Entscheidung entweder in einem Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung schriftlich dokumentieren. Ich hoffe, dass mit dem am 1. März 2022 in Kraft getretenen Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende tatsächlich mehr Menschen aktiv werden. Eine Transplantation ist zwar ein hochkomplexes Verfahren, aber wir sind in der Lage, durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit sehr gute Heilerfolge erzielen – und könnten noch mehr Menschen heilen, wenn ausreichend Organe zur Verfügung stehen würden.“