Testosteronbestimmung in der Praxis – Umfrage beleuchtet Probleme23. April 2019 Strukturformel für Testosteron. Grafik: JEGAS RA – Fotolia.com Nicht immer lassen sich die Testosteronwerte aus dem Labor in die Empfehlungen der Leitlinien einfügen. Eine Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG), die aktuell in Mitgliederpraxen und Laboren durchgeführt wird, soll Licht in das Dickicht unterschiedlicher Messverfahren und Referenzwerte bringen. Die Diagnose des männlichen Hypogonadismus basiert gemäß der Leitlinie der European Association of Urology (EAU) auf Symptomen eines Androgenmangels sowie auf durchgängig erniedrigten Testosteron-Serumspiegeln (<8 nmol/l). Zur Sicherung der Diagnose wird eine wiederholte Bestimmung des Gesamttestosterons zu mindestens zwei unabhängigen Zeitpunkten mit einer zuverlässigen Methode empfohlen. Dazu kommt bei Männern mit Gesamttestosteronwerten nahe dem unteren Normbereich (8-12 nmol/l) die Empfehlung, zusätzlich das freie Testosteron zu bestimmen (Schwellenwert für den Normalbereich: 243 pmol/l), um die Aussagekraft der Laborbestimmung zu stärken. Verschiedene Messverfahren – verschiedene Referenzbereiche Es gibt zahlreiche validierte Messverfahren, die als zuverlässig gelten, deren Referenzbereiche methodenbedingt jedoch teils deutlich voneinander abweichen. Massenspektrometrische Verfahren (GC-MS, LC-MS) ermitteln den Testosteronwert mit hoher Genauigkeit, werden aber selten in der Routinediagnostik eingesetzt. Von den Hypogonadismus-Leitlinien der verschiedenen Fachgesellschaften als Bestimmungsmethode akzeptiert sind die weniger aufwendigen Immunoassays (z. B. RIA, EIA, ECLIA). Diese weisen jedoch generell eine höhere analytische Varianz auf. „Die unterschiedliche Methodik hat zur Folge, dass sich die Referenzbereiche der verschiedenen Laboreinrichtungen mitunter erheblich unterscheiden“, sagt PD Dr. Tobias Jäger, Urologe und Vorstandsmitglied der DGMG. „So werden beispielsweise als untere Normgrenze Werte ausgewiesen, die um bis zu 7 nmol/l vom empfohlenen Schwellenwert der EAU-Leitlinie abweichen.“ Probleme in der Praxis beheben Das führt dazu, dass die Beurteilung der gemessenen Testosteronwerte zur Hypogonadismus-Diagnose für viele niedergelassene ÄrztInnen schwierig ist. Sie sollten vornehmlich aufgrund der Leitlinienempfehlungen der Fachgesellschaften und mithilfe des jeweiligen Referenzbereichs ihres Labors entscheiden, ob ein behandlungsbedürftiger Hypogonadismus vorliegt. „Um der herrschenden Unsicherheit entgegenzuwirken und eine möglichst praxisrelevante Lösung des Problems zu finden, hat sich die DGMG des Themas angenommen und eine Umfrage für ÄrztInnen sowie für Laboreinrichtungen gestartet“, sagt Prof. Frank Sommer, Männerarzt und DGMG-Präsident. Abgefragt würden unter anderem Referenzbereiche, Voraussetzungen für bestimmte Messungen oder auch der Einsatz einer Testosteronsubstitution bei symptomatischen Patienten mit Werten im unteren Referenzbereich. Einheitliche Empfehlung soll Behandlung erleichtern „Ziel der aktuellen Umfrage, deren Ergebnisse in den nächsten Wochen erwartet werden, ist es, die unterschiedlichen Werte zu diskutieren und anschließend den Praxen möglichst eine Art Leitfaden zur Interpretation der Laborwerte an die Hand zu geben“, so PD Dr. Magnus Baumhäkel, Kardiologe und Vorstandsmitglied der DGMG. „Zwar können wir diese nicht verbindlich definieren, idealerweise können wir aber ein entsprechendes Empfehlungsschreiben mit einheitlichen Werten verfassen.“ Langfristig – so die Hoffnung der DGMG – könnten die Umfrageergebnisse dann zu einer Vereinheitlichung der Normwertvorgaben beitragen, um den ÄrztInnen die Behandlung von Patienten mit Hypogonadismus zu erleichtern. (DGMG/ms)
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