TRUST-Studie: Primäroperation bringt langfristig Vorteile für Frauen mit Eierstockkrebs

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In der TRUST-Studie hat ein internationales Team um Prof. Sven Mahner vom LMU Klinikum München bei Patientinnen mit einem Eierstockkrebs im fortgeschrittenen Stadium zwei Behandlungsmethoden verglichen.

Patientinnen mit einem Eierstockkrebs im fortgeschrittenen Stadium werden in der Regel operiert. Doch sollten die Patientinnen zuerst mit einer Chemotherapie behandelt werden, um den Tumor zu verkleinern – und dann eine Intervalloperation folgen? Oder leben die Frauen länger und besser mit einer Primäroperation ohne vorgeschaltete Chemotherapie? Die bisherige Datenlage brachte keine Klarheit. In der TRUST-Studie hat ein internationales Team um Mahner vom LMU Klinikum München die beiden Verfahren verglichen.

„Entscheidend ist zuallererst die operative Qualität, die sicherstellt, dass der Tumor komplett entfernt wird“, erläutert Mahner. Unter dieser Voraussetzung und trotz der fortgeschrittenen Erkrankung haben die Patientinnen in der TRUST-Studie unabhängig vom Zeitpunkt der OP im Mittel 52 Monate überlebt. Das ist ein sehr beeindruckender Wert, so die Autoren, da das mediane Überleben in vorherigen Studien lediglich etwa halb so lang war. Unterm Strich, so Mahner weiter, „bringt die Primäroperation im Vergleich zur Intervalloperation langfristig Vorteile für die meisten der Patientinnen.“

Mahner leitete die Studie aus der Deutschen Studiengruppe der AGO (Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie) heraus innerhalb des europäischen Studiennetzwerkes ENGOT (European Network of Gynecological Oncological Trials) mit weiteren Zentren auch in Großbritannien und den USA. Die Autoren der neuen TRUST-Studie haben einen „unglaublichen Aufwand“ betrieben, um in allen beteiligten qualifizierten Krebszentren die höchste Qualität bei der Operation zu gewährleisten.

Hohe Erfolgsrate beobachtet

Es wurden rund 700 Patientinnen mit einem fortgeschrittenen, aber operabel erscheinenden Eierstock-, Eileiter- oder Bauchfellkrebs nach dem Zufallsprinzip einer Primäroperation mit anschließender Chemotherapie oder einer Chemotherapie für drei Zyklen mit anschließender Intervall-OP und nachfolgend nochmals drei Zyklen Chemotherapie zugewiesen. Das Durchschnittsalter betrug 63 Jahre.

Das Ergebnis: In etwa drei Viertel aller Fälle konnten die Tumoren restlos entfernt werden. Im Langzeitverlauf zeigte sich, dass nach einer erfolgreichen Primäroperation nach fünf Jahren etwa jede vierte Patientin ohne Rückfall, und damit mutmaßlich geheilt war. Bei Intervalloperation nach neoadjuvanter Chemotherapie war es nur etwa jede zehnte.

„Auf lange Sicht scheint es günstiger für die Patientinnen, primär operiert zu werden“, kommentiert Mahner, „auch wenn der Unterschied im Gesamtüberleben nur numerisch nachweisbar war und die geplante statistische Sicherheit nicht erreicht wurde.“ Das mittlere Gesamtüberleben nach Primäroperation lag mit rund 54 Monaten ein halbes Jahr über dem beobachteten Überleben von 48 Monaten nach Intervalloperation.

Praxisrelevante Erkenntnis

Stellt sich bei einer Primäroperation heraus, dass wider Erwarten nicht das gesamte Tumorgewebe entfernt werden kann, ist laut den Autoren vermutlich ein Abbruch der OP an dieser Stelle sinnvoll. Das war in der Studie bei ca. 30 Prozent der Patientinnen der Fall. „Auf Basis der TRUST Ergebnisse würde ich diesen Frauen nun zunächst eine Chemotherapie empfehlen und nach drei Zyklen gegebenenfalls einen erneuten Operationsversuch in einer Intervall-OP. Dann besteht nochmal für 50 Prozent der initial nicht komplett operablen Frauen die Chance auf Tumorfreiheit“, erklärt Mahner.

Bei der Lebensqualität der Patientinnen gab es in beiden Studiengruppen keine Unterschiede – und das, obwohl bei der Primär-OP länger operiert wurde und mehr Operationsschritte durchgeführt wurden. Auch die Komplikationsrate war bei der Primäroperation mit 18 Prozent etwas höher als bei der Intervalloperation mit zwölf Prozent.

Noch unklar ist, warum das zwar langfristig bessere Überleben nach Primäroperation in den ersten Monaten nach der OP im Vergleich zur Intervalloperation etwas reduziert ist. Ob bestimmte Faktoren bei der Patientinnenselektion oder einzelne Operationsschritte hierfür ursächlich sind, wird gegenwärtig untersucht.