UEGW 2019: Antibiotikaresistenzen bei H. pylori haben sich in 20 Jahren verdoppelt22. Oktober 2019 Grafik: © peterschreiber.media/Adobe Stock Die Zahl der Resistenzen gegenüber häufig bei Helicobacter-pylori-Infektionen eingesetzten Antibiotika hat sich in 20 Jahren verdoppelt, wie Wissenschaftler in dieser Woche bei der United European Gastroenterology (UEG) Week in Barcelona berichteten. Für die Studie wurden Daten von 1232 Patienten aus 18 europäischen Ländern analysiert. Laut den Forschern ist die Resistenz gegenüber Clarithromycin von 9,9 Prozent im Jahr 1998 auf 21,6 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen. Zunahmen von Resistenzen wurden aber auch für Levofloxacin und Metronidazol beobachtet. Prof. Francis Megraud, Leiter der Studie, erklärte in Barcelona: “Bei der H.-pylori-Infektion handelt es sich sowieso schon um eine komplexe Erkrankung, für deren Behandlung eine Kombination von Medikamenten notwendig ist. Bei Raten der Resistenz gegenüber häufig angewendeten Medikamten wie Clarithromyin – mit einer alarmierenden Rate von fast einem Prozent pro Jahr – werden die Behandlungsmöglichkeiten gegen H. pylori immer mehr beschränkt bzw. ineffektiv, wenn nicht neue Therapiestrategien entwickelt werden. Die verminderte Wirksamkeit der aktuell verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten könnte dazu führen, dass die hohen Inzidenzraten beim Magenkarzinom und anderen Erkrankungen wie Ulcerae bestehen bleiben, wenn die Wirkstoffresistenz in diesem Tempo zunimmt.“ Megraud ist Bakteriologe an der Universität Bordeaux sowie Gründer und derzeitiger Sekretär der European Helicobacter & Microbiota Study Group In der in Barcelona vorgestellten Studie stellten die Autoren außerdem fest, dass die Raten einer primären Clarithromycin-Resistenz bei H. pylori in Süditalien (39,9%), Kroatien (34,6%) und Griechenland (30%) am höchsten ausfielen. Dies passt zu älteren Berichten, in denen vorhergesagt wurde, dass es in Italien und bis zum Jahr 2050 die meisten Todesfälle aufgrund einer antimikrobiellen Resistenz unter EU-Bürgern geben werde. Das hohe Ausmaß der Resistenz in diesen Ländern ist dem übermäßigen Gebrauch von Antibiotika bei Erkrankungen wie der Influenza oder einfachen Erkältungen zugeschrieben worden sowie einem Mangel an öffentlicher oder institutioneller Unterstützung bei Strategien zur Eindämmung von Antibiotikaresistenzen. „Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind besorgniserregend, da H. pylori die Hauptursache für Ulcera und Magenkarzinome ist“, kommentierte Mário Dinis-Ribeiro, Präsident der European Society of Gastrointestinal Endoscopy. „Die zunehmende Resistenz von H. pylori gegenüber einer Reihe häufig verwendeter Antibiotika kann zu einer Gefährdung von Präventionsstrategien führen.“ Raten primärer Resistenz von H. pylori gegenüber Clarithromycin nach Ländern (2018): Süditalien: 36,9%Kroatien: 34,6%Griechenland: 30,0%Polen: 28,5%Bulgarien: 26,9%Irland: 25,6%Österreich: 23,5%Frankreich: 22,5%Deutschland: 22,2%Portugal: 20,0%Belgien: 17,4%Spanien: 17,1%Slowenien: 16,0%Litauen: 13,0%Niederlande: 9,2%Norwegen: 8,9%Lettland: 6,8%Dänemark: 5,0%
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