UEGW 2022: Studie zum Pankreaskarzinom zeigt Mängel in der Frühdiagnose auf

Pankreaskarzinom (Abbildung: © Kateryna_Kon/stock.adobe.com)

Pankreastumoren werden bei Computertomographie- und Magnetresonanztomographie-Scans häufig übersehen, wie eine gerade vorgestellte Studie zeigt. Das verkleinert laut den Autoren das Zeitfenster für lebensrettende, kurative chirurgische Maßnahmen.

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden kürzlich bei der diesjährigen Tagung der Organisation United European Gastroenterology (UEG), der UEG Week 2022, präsentiert. In der Studie analysierten Forschende Fälle von Post-Imaging-Pankreaskarzinomen (PIPC): Darunter verstehen sie Patienten, die sich einer Bildgebung unterziehen, auf deren Grundlage der Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht diagnostiziert werden kann, bei denen aber später die Erkrankung festgestellt wird.

Die Auswertung ergab, dass mehr als ein Drittel (36%) der PIPC-Fälle potenziell vermeidbar waren, was eine schlechte Detektionsrate für eine Krebserkrankung ergibt, bei der die Patienten-Outcomes alarmierend sind.

Die britischen Wissenschaftler untersuchten die Aufzeichnungen von 600 Patienten, bei denen zwischen 2016 und 2021 Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert worden war. Von diesen Patienten wurde bei 46 (7,7%) der Tumor nicht beim ersten Bildgebungs-Scan diagnostiziert, sie erhielten dann jedoch zwischen 3 und 18 Monaten später die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Die CT- und MRT-Bilder wurden von Radiologen unabhängig überprüft, um einen Algorithmus zu entwickeln, mit dessen Hilfe die übersehenen Fälle in Kategorien eingeteilt wurden. Ziel war es, die jeweils wahrscheinlichste Erklärung dafür zu finden, warum die Erkrankung übersehen worden war.

Hauptautor Dr. Nosheen Umar von der University of Birmingham (Großbritannien) kommentierte: „Oft gibt es nur ein sehr kleines Zeitfenster für eine kurative Operation bei Bauchspeicheldrüsenkrebs. Deshalb ist es wichtig, dass bei diesen Patienten die Erkrankung so früh wie möglich diagnostiziert wird, um ihnen die besten Überlebenschancen zu bieten. Die Studie ergab, dass der Nachweis von Bauchspeicheldrüsenkrebs bei mehr als einem Drittel der betroffenen Patienten nach der Bildgebung zunächst übersehen wurde, was ein riesiges Zeitfenster für verpasste Gelegenheiten darstellt.“

Bei fast der Hälfte (48%) der untersuchten PIPC-Patienten gab es Anzeichen von Krebs, die bei der Überprüfung der Scans durch einen spezialisierten Radiologen übersehen worden waren. Bei 28 Prozent der PIPC-Patienten wurden Anzeichen in der Bildgebung, die mit einem Pankreaskarzinom assoziiert waren – wie erweiterte Gallen- oder Pankreasgänge -, nicht erkannt und weiter untersucht.

„Wir hoffen, dass diese Studie das Bewusstsein für das Problem des Pankreaskarzinoms nach der Bildgebung und für häufige Gründe, warum Bauchspeicheldrüsenkrebs anfänglich übersehen werden kann, schärfen wird“, erklärte Umar. „Dies wird dazu beitragen, Standards für zukünftige Studien zu diesem Thema zu erstellen und Informationen für Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungsqualität liefern, sodass wir die Wahrscheinlichkeit einer Frühdiagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs und die Überlebenschancen von Patienten erhöhen und letztendlich Leben retten können.“

Mit jährlich 95.000 Todesfällen in der Europäischen Union hat Bauchspeicheldrüsenkrebs die niedrigste Überlebensrate aller Krebsarten in Europa. Die Lebenserwartung zum Zeitpunkt der Diagnose beträgt nur 4,6 Monate. Bis zum Jahr 2035 wird die Zahl der Fälle von Bauchspeicheldrüsenkrebs laut Experten voraussichtlich um fast 40 Prozent steigen.