UEGW 2025: Forschende sehen erhöhtes Risiko für Lebererkrankung durch süße Getränke13. Oktober 2025 Darstellung einer Fettleber. (Abbildung: © J.G Studio/stock.adobe.com) Nicht nur zuckerhaltige Getränke, sondern auch zuckerarme oder Getränke, die künstliche Süßstoffe enthalten, sind signifikant mit einem höheren Risiko für die Entwicklung einer Fettlebererkrankung assoziiert. Das bestätigt eine neue Untersuchung. Ein Vortrag anlässlich der diesjährigen UEG Week in Berlin bestätigt, dass mit steigendem Konsum gesüßter Getränke die Wahrscheinlichkeit für eine mit einer Stoffwechseldysfunktion assoziierten steatotischen Lebererkrankung (MASLD) zunimmt. MASLD-Wahrscheinlichkeit um mindestens 50 Prozent erhöht Die Wissenschaftler hatten 123.788 in der britischen Biobank registrierte und anfänglich lebergesunde Personen über mehrere Jahre hinweg begleitet. Den Getränkekonsum beurteilte man anhand von Ernährungsfragebögen, in denen die Probanden Angaben zu den vorangegangenen 24 Stunden machten. Das Forscherteam bewertete dann die Zusammenhänge zwischen dem Konsum zuckerhaltiger Getränke (SSBs) und zuckerarmer beziehungsweise mit künstlichen Süßstoffen versetzter Getränke (LNSSBs) und dem MASLD-Risiko. Wie zu beobachten war, stand ein höherer Konsum von LNSSBs und SSBs (>250 g/Tag) mit einem um 60 Prozent (Hazard Ratio [HR] 1,599) beziehungsweise 50 Prozent (HR 1,469) erhöhten Risiko für die Entwicklung einer MASLD in Verbindung. Während des Nachbeobachtungszeitraumes (median 10,3 Jahre) entwickelten 1178 Personen eine MASLD, und 108 verstarben an einer Ursache, die mit der Leber assoziiert war. Leberbedingte Mortalität bei regelmäßigem LNSSB-Konsum erhöht Den Zusammenhang zwischen SSBs und der leberbedingten Mortalität beurteilten die Forschenden als nicht signifikant. Der Konsum von LNSSBs hingegen war mit einem höheren Risiko für die Mortalität aufgrund leberassoziierter Ursachen verbunden. Beide Getränkearten waren zudem positiv mit einem höheren Leberfettgehalt assoziiert. „SSBs stehen schon lange auf dem Prüfstand, während ihre ‚Diät‘-Alternativen oft als die gesündere Wahl angesehen werden. Beide werden weithin konsumiert, und ihre Auswirkungen auf die Lebergesundheit sind noch nicht gut verstanden”, erläuterte die Hauptautorin der Studie, Lihe Liu von der Gastroenterologischen Klinik des First Affiliated Hospital der Soochow University in Suzhou (China), den Hintergrund ihrer aktuellen Arbeit. Sie erklärte weiter: „Unsere Studie zeigt, dass LNSSBs tatsächlich mit einem höheren Risiko für MASLD verbunden sind, selbst bei moderaten Mengen wie einer einzigen Portion pro Tag. Diese Ergebnisse stellen die gängige Annahme infrage, diese Getränke seien harmlos. Sie unterstreichen, wie wichtig es ist, ihre Rolle in der Ernährung und für die Lebergesundheit zu überdenken, insbesondere da die MASLD zu einem globalen Gesundheitsproblem wird.” Mögliche biologische Mechanismen Liu wies auf die potenziellen biologischen Mechanismen hin, die den beobachteten Risiken zugrunde liegen könnten: „Der höhere Zuckergehalt in SSBs kann zu rasch auftretenden Blutzucker- und Insulinspitzen führen, eine Gewichtszunahme fördern und den Harnsäurespiegel erhöhen. All dies trägt zur Fettansammlung in der Leber bei. LNSSBs hingegen können die Lebergesundheit beeinträchtigen, indem sie das Darmmikrobiom verändern, das Sättigungsgefühl stören, Heißhunger auf Süßes auslösen und sogar die Insulinsekretion stimulieren.“ Die Autoren betonten, dass diese Ergebnisse eine Einschränkung sowohl von SSBs als auch von LNSSBs als Teil einer umfassenden Präventionsstrategie unterstützen. Eine solche Strategie zielt nicht nur auf Lebererkrankungen ab, sondern auch auf die kardiorenale und metabolische Gesundheit. Der Ersatz eines der beiden Getränke durch Wasser reduzierte in der Studie das MASLD-Risiko signifikant – um 12,8 Prozent bei SSBs und um 15,2 Prozent bei LNSSBs. Weitere Untersuchungen in Planung Liu fügte hinzu: „Der sicherste Ansatz ist es, den Konsum sowohl zuckerhaltiger als auch künstlich gesüßter Getränke einzuschränken. Wasser bleibt die beste Wahl, da es den Stoffwechsel entlastet, Fettansammlungen in der Leber verhindert und gleichzeitig den Körper mit Flüssigkeit versorgt.“ Die Forscher wollen nun in langfristigen randomisierten Studien und genetischen Untersuchungen die kausalen Mechanismen hinter ihren aktuellen Ergebnissen genauer erforschen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Interaktion von Zucker und dessen Ersatzstoffen mit dem Darmmikrobiom und dem Einfluss auf Lebererkrankungen. (ac/BIERMANN)
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