UKE-Studie erreicht bessere Prognose für Patienten mit Hochrisiko-Myelom28. September 2023 Bild: ©David A Litman – stock.adobe.com Eine neuartige Kombination von vier Medikamenten hat die Prognose von Patienten mit einem Hochrisiko-Myelom verbessert. Eine im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) initiierte klinische Studie, an der 20 deutsche Behandlungszentren teilgenommen haben, zeigt, dass knapp 80 Prozent der Patienten bis 70 Jahre sowie mehr als 60 Prozent jener über 70 Jahre zwei Jahre nach Abschluss der Therapie rezidivfrei waren. Das Multiple Myelom ist die zweithäufigste hämatologische Systemerkrankung mit etwa 6700 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland. Bei einem Viertel der Patienten wird ein Hochrisiko-Myelom diagnostiziert, das durch genetische Veränderungen charakterisiert ist, die zu einer aggressiveren Verlaufsform führen. „Die Therapie des Multiplen Myeloms hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten nachhaltig verändert, einhergehend mit einer stetigen Prognoseverbesserung. Bei Standardrisikopatienten hat sich das mittlere Überleben von drei auf über zehn Jahre verbessert, doch bei den Hochrisikopatienten betrug die mittlere Überlebenszeit bis zuletzt nur etwa zwei Jahre“, erläutert Studienleiterin Prof. Katja Weisel, Stellvertretende Direktorin der II. Medizinischen Klinik und des Universitären Cancer Center Hamburg (UCCH) des UKE. „Die vom UKE initiierte Studie ist eine der ersten klinischen Studien überhaupt, die sich spezialisiert mit der Behandlung von Hochrisikopatienten beschäftigt hat.“Behandlungsziel: Keine Krankheitsaktivität mehr nachweisbar Standardtherapie des Multiplen Myeloms ist eine Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender autologer Blutstammzelltransplantation. Ziel der UKE-Studie ist es, durch eine Kombination der wirksamsten und innovativsten Medikamente in einem intensivierten Therapieschema das Maximum der Krankheitsrückbildung so weit zu verbessern, dass bei möglichst vielen Patienten gar keine Erkrankungsaktivität mehr nachgewiesen werden kann. Dadurch sollen die meist nur schwer zu behandelnden Frührückfälle bei Hochrisikopatienten vermieden und deren Lebenszeitprognose verbessert werden. „Zur Behandlung wird eine Kombination aus vier Medikamentenklassen eingesetzt, bestehend aus dem monoklonalen Antikörper Isatuximab, dem Proteasomeninhibitor Carfilzomib, dem Immunmodulator Lenalidomid sowie dem Glucocorticoid Dexamethason. Diese Vierfachkombination kam zum Zeitpunkt des Studienstartes 2017 weltweit erstmalig zur Anwendung“, erläutert die Erstautorin der wissenschaftlichen Publikation, Dr. Lisa Leypoldt, ebenfalls aus der II. Medizinischen Klinik des UKE.Erste vielversprechende Ergebnisse der Studie mit 153 behandelten Patienten wurden bereits im Dezember 2022 bei einem Kongress in New Orleans vorgestellt. Die jetzt veröffentlichte aktuelle Auswertung der Studie stellt nun das rückfallfreie Überleben sowie das Gesamtüberleben vor. „Die hohe Effektivität der Therapie zeigt sich darin, dass 78,3 Prozent der jüngeren Patientinnen und Patienten bis 70 Jahre und 62,6 Prozent der älteren Patientinnen und Patienten nach zwei Jahren noch rückfallfrei waren. Auch das Gesamtüberleben – 83,9 Prozent der jüngeren und 71 Prozent der älteren Patientinnen und Patienten lebte nach zwei Jahren – entwickelt sich weiter positiv“, so Leypoldt.Bei der Studie handelt es sich um eine multizentrische Phase II-Studie zur Erstbehandlung von Hochrisikopatienten, die vom UKE initiiert wurde und an der 20 Kliniken in Deutschland, darunter die Berliner Charité sowie Unikliniken und Krankenhäuser unter anderem in Tübingen, Heidelberg, Köln, Essen und Chemnitz, teilgenommen haben. Die biometrische Auswertung der Studie erfolgte im Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Die Studienergebnisse wurden von Leypoldt am 27. September bei der Jahrestagung der Internationalen Myelom Gesellschaft vorgestellt und zeitgleich in der digitalen Ausgabe des Fachmagazins „Journal of Clinical Oncology“ veröffentlicht. „Wir wissen jetzt, wie wichtig die optimierte Kombinationstherapie für die Behandlung des Multiplem Myeloms ist und konnten mit unseren Ergebnissen zeigen, dass sich unter dieser Therapie die Prognose von Hochrisiko-Patientinnen und -Patienten der von Standardrisiko-Patientinnen und Patienten annähert. Das ist sehr erfreulich“, ordnet Weisel ein. „Gleichwohl gibt es Raum für eine weitere Optimierung. Mit der am UKE geplanten Folgestudie wollen wir die Behandlungsergebnisse nochmals weiter verbessern.“
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