Unerwartet hohe Rate von Vorläuferzellen für Blutkrebs bei gesunden Neugeborenen

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Leukämie-Vorläuferzellen scheinen rund 500-mal häufiger aufzutreten als die Erkrankung selbst. Forscher schlussfolgern daraus, dass zusätzliche genetische Anlagen oder Umwelteinflüsse eine größere Rolle bei der Entstehung von Blutkrebs spielen müssen als bisher angenommen.

Blutkrebs (Leukämie) ist typischerweise durch Veränderungen der Chromosomen gekennzeichnet. Die am häufigsten anzutreffende Veränderung führt zur Bildung eines neuartigen Proteins, das eine krebsfördernde Wirkung besitzt. Sie scheint ein erster Schritt auf dem Wege der Krebsentstehung zu sein. Man geht davon aus, dass solche Veränderungen in den Zellen bereits vor der Geburt des Kindes auftreten und über Jahre danach erhalten bleiben können. Es müssen aber weitere Veränderungen nach der Geburt hinzukommen, um klinisch eine Leukämie auszulösen.

Die Häufigkeit, mit der solche vorgeburtlichen Genveränderungen bei gesunden Kindern auftreten, war lange Zeit umstritten. Nun zeigen Wissenschaftler des Universitätsklinikums Düsseldorf und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, dass diese Mutation bei vergleichsweise vielen gesunden Kindern, nämlich fünf Prozent, bereits bei der Geburt nachzuweisen sind. Insgesamt geht man davon aus, dass diese Leukämie-Vorläuferzellen rund 500-mal häufiger auftreten, als Kinder später wirklich eine Leukämie entwickeln (≈1 in 10.000). Daraus schlossen die Forscher, dass zusätzliche genetische Anlagen oder Umwelteinflüsse eine größere Rolle bei der Krebsentstehung spielen müssen als bisher angenommen.

Sie hatten in einer nun publizierten Studie eine Methode entwickelt und angewandt (genomic inverse PCR for evaluation of ligated breakpoints, kurz: GIPFEL), die es erlaubt, die Häufigkeit dieser Ereignisse an Blutproben von Neugeborenen zu bestimmen. Dr. Daniel Hein, Klinik für Kinder-Onkologie, -Hämatologie und Klinische Immunologie des Universitätsklinikums Düsseldorf, und das Team testeten in einer Bevölkerungs-basierten retrospektiven Studie 1000 gesunde neugeborene Kinder, deren Blutproben vom Rigshospitalet in Kopenhagen zur Verfügung gestellt wurden.

Originalpublikation:
Schäfer D et al.: Blood, 8. Januar 2018