Urothelkarzinom der oberen Harnwege: Chemoablative Therapie mit Mitomycin-Gel3. Mai 2022 Mitomycin ist ein bewährter Wirkstoff gegen Urothelkarzinome – doch im oberen Harntrakt ist die Applikation schwierig. Foto: MQ-Illustrations – stock.adobe.com Der Abschlussbericht der OLYMPUS-Studie belegt ein dauerhaftes Ansprechen von Patienten mit niedriggradigem Urothelkarzinom der oberen Harnwege auf das Mitomycin-haltige Gel UGN-101. Nach der Erhaltungstherapie war jedoch auch eine hohe Rate an Ureterstenosen zu verzeichnen. UGN-101 ist ein reverses Thermogel, das in flüssiger Form retrograd über einen Katheter in das Nierenbecken und die Nierenkelche appliziert wird. Infolge der besonderen Polymer-Zusammensetzung nimmt die Viskosität durch die Körperwärme so zu, dass das Gel den individuellen Hohlraum ausfüllt und dort über eine längere Zeit Mitomycin abgibt, während die Urinproduktion das Gel langsam auflöst. Mithilfe des Gels soll das Therapie-Problem beim Upper Tract Urothelial Carcinoma (UTUC) gelöst werden, dass Wirkstoffe am oberen Urothel aufgrund der Peristaltik und des Urinflusses schwer zu applizieren sind. Ziel ist es letztlich, dem Patienten durch eine primäre chemoablative Behandlung dieser Erkrankung eine spätere Nephroureterektomie zu ersparen. In dieser offenen, einarmigen, multizentrischen Phase-III-Studie (NCT02793128) erhielten Patienten im Alter von ≥18 Jahren mit primärem oder rezidivierendem, durch Biopsie nachgewiesenen niedriggradigen UTUC jeweils im Abstand von 1 Woche 6 Instillationen von UGN-101. Diejenigen Patienten, die 4-6 Wochen nach der letzten Instillation ein vollständiges Ansprechen zeigten (definiert als negative ureteroskopische Bewertung, negative Zytologie und negative Biopsie), erhielten bis zu 11 monatliche Instillationen als Erhaltungstherapie. Bei ihnen wurde das Ansprechen maximal 12 Monate lang jedes Vierteljahr ureteroskopisch bewertet. 58 Prozent vollständiges Ansprechen Von 71 Patienten, die mit der Behandlung begonnen hatten, sprachen 41 (58%) vollständig auf die Induktionstherapie an und willigten in eine langfristige Nachsorge ein. 23 dieser 41 Patienten (56%) zeigten nach 12 Monaten weiterhin ein vollständiges Ansprechen (95%-Konfidenzintervall [KI] 40-72). Darunter waren 6/12 (50%) Patienten, die nur die Induktionstherapie erhalten hatten, und 17/29 (59%), denen ≥1 Erhaltungsinstillation verabreicht worden war. Per Kaplan-Meier-Analyse schätzten die Autoren die Dauerhaftigkeit der Therapie nach 12 Monaten auf 82% (95%-KI 66-91). Ureterstenose war das am häufigsten berichtete behandlungsbedingte unerwünschte Ereignis (31/71; 44%), gefolgt von Harnwegsinfektionen und Hämaturie (23/71; 32,4% bzw. 22/71; 31%). “Die Dauerhaftigkeit des Ansprechens auf UGN-101 mit oder ohne Erhaltungstherapie ist klinisch bedeutsam und bietet eine nierenschonende therapeutische Alternative für Patienten mit leichtgradiger Erkrankung”, schließt die Autorengruppe um Seth P. Lerner vom Baylor College of Medicine in Houston (TX, USA). 44 Prozent entwickelten Ureterstenosen In einem Kommentar für die European Association of Urology (EAU) hebt Dr. Francesco Del Giudice (Rom, Italien), Mitherausgeber der EAU-Weiterbildungsplattform “Uroonco”, die nicht unerhebliche Belastung durch Ureterstenosen, besonders nach Erhaltungstherapie, hervor. Er weist darauf hin, dass 23 Harnwegsobstruktionen (bei 19 Patienten) bestehen blieben oder mit Folgeerscheinungen einhergingen, darunter Harnleiterstenose, Hydronephrose, Harnwegsobstruktion, Becken-Harnleiter-Obstruktion, obstruktive Uropathie und Harnleiterobstruktion. 21 dieser Ereignisse seien nach mehr als 6 Instillationen aufgetreten. “Das Sicherheitsprofil von UGN-101 scheint derzeit mit dem bekannten Sicherheitsprofil der endoskopischen Verabreichung von intravesikalem Mitomycin übereinzustimmen. Dennoch sollten bei mehr als 40% Ureterstenosen Bedenken hinsichtlich des optimalen perioperativen Managements geäußert werden, um diese wichtige Einschränkung zu verringern”, so der Experte. Er rät dazu, das Therapieschema und die Rolle der Erhaltungstherapie noch einmal genauer zu untersuchen. (ms)
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