US-Studie: Steiler Anstieg schwerer, alkoholbedingter Leberschäden während der COVID-19-Pandemie20. Juli 2023 Foto: © ryanking999/stock.adobe.com Ein Boom bei den Alkoholverkaufszahlen während der COVID-19-Pandemie scheint für Manche verheerende Folgen gehabt zu haben: Laut einer Studie aus den USA hat dort die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen einer alkoholbedingten Hepatitis dramatisch zugenommen. Die Autoren der Arbeit, die landesweite Daten ausgewertet hatten, stellten fest, dass zwischen 2016 und 2020 immer häufiger Fälle der alkoholbedingten Lebererkrankung auftraten. Der Anstieg war jedoch besonders ausgeprägt, als im Jahr 2020 die USA von der COVID-19-Pandemie getroffen wurde. Zu diesem Zeitpunkt verzeichnete man eine Zunahme der Fallzahlen von 12,4 Prozent gegenüber dem Jahr 2019. Bei jüngeren Patienten im Alter von 18 bis 44 Jahren fiel diese Entwicklung deutlicher aus: In dieser Altersgruppe nahm die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen alkoholbedingter Hepatitis um fast 20 Prozent zu. Die Folgen waren außerdem schwerwiegender, wie der Anstieg der Todesfälle im Krankenhaus im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 um 24,6 Prozent zeigt. Erstmals Darstellung in einer landesweiten US-Studie Während das Problem bereits anekdotisch und in regionalen Studien festgestellt worden sei, bildeten die neuen Ergebnisse das wachsende Problem auf nationaler Ebene in den USA ab, erklärt Dr. Kris Kowdley, Professor am Elson S. Floyd College of Medicine der Washington State University (USA) und Seniorautor der im „American Journal of the Medical Sciences“ publizierten Arbeit. „Schwere Lebererkrankungen scheinen im Laufe der Zeit zuzunehmen, aber während der Pandemie scheint ihre Zahl noch dramatischer gestiegen zu sein“, sagt Kowdley, der auch Direktor des Liver Institute Northwest in Seattle (USA) ist. „Wir haben bestätigt, dass die Krankenhauseinweisungen aufgrund einer alkoholbedingten Hepatitis von 2016 bis 2020 kontinuierlich zugenommen haben. Wir haben auch festgestellt, dass jüngere Patienten und Frauen im Vergleich zu ihren Altersgenossen einen höheren Anstieg der Krankenhaussterblichkeit verzeichneten.“ Basierend auf Daten des National Inpatient Sample, das Krankenhauseinweisungen in 37 US-Bundesstaaten erfasst, ergab die Untersuchung, dass zwischen 2016 und 2020 (dem letzten Jahr, für das Daten verfügbar waren) etwa 823.000 Patienten mit dieser Erkrankung in ein Krankenhaus eingeliefert wurden. Obwohl dies im Vergleich zur US-Bevölkerung eine relativ kleine Gruppe ist, sind die Wissenschaftler über den schnellen Anstieg der Fälle und die Schwere der Folgen besorgt. Im Jahr 2016 kam es bei rund 146.000 Patienten zu einer Hospitalisierung aufgrund alkoholbedingter Hepatitis. Im Jahr 2019 stieg die Zahl auf fast 169.000, was einem jährlichen Anstieg von 5,1 Prozent gegenüber dem Niveau von 2016 entspricht. Dann stieg Zahl der Einweisungen wegen alkoholbedingter Hepatitis noch rascher auf über 190.000 im Jahr 2020 – eine Zunahme von 12,4 Prozent gegenüber dem Niveau von 2019. Während die Erkrankung bei Männern insgesamt häufiger vorkam, verzeichneten Frauen einen stärkeren Anstieg, nämlich von 14,6 Prozent zwischen 2019 und 2020, verglichen mit 12,2 Prozent bei Männern. Geografisch gesehen wurden mehr Fälle im Süden der USA beobachtet, der stärkste Anstieg war jedoch im Westen zu verzeichnen. Verschiebung beim sozioökonomischen Status der Betroffenen Die Studienautoren beobachteten auch eine Verschiebung beim ökonomischen Status der Betroffenen: Bei der Betrachtung des Einkommens nach einer Einteilung der Patienten in Quartile stellten die Forschenden fest, dass zwischen 2016 und 2019 die beiden obersten Einkommensgruppen den höchsten Anstieg von Fällen einer alkoholbedingten Hepatitis aufwiesen. Bis 2020 hatte sich das geändert: Zu diesem Zeitpunkt kam es in der Gruppe mit dem niedrigsten Einkommen zum stärksten Anstieg der Fallzahlen. „Es ist wahrscheinlich, dass verschiedene Faktoren zu einem viel höheren Alkoholkonsum während der Pandemie beigetragen haben, etwa die soziale Isolation und die geringeren Hindernisse für einen übermäßigen Alkoholkonsum“, erklärt Kowdley. „Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass der Zusammenhang mit einem geringeren Einkommen mit Stress, Ängsten und finanziellen Sorgen im Zusammenhang mit der Pandemie in Verbindung steht.“ Laut Kowdley zeigen die Ergebnisse, wie wichtig es ist, einen multidisziplinären Ansatz in der Behandlung von Menschen mit Alkoholmissbrauchsstörungen zu verfolgen. Dieser sollte die psychische Gesundheit und Verhaltenstherapien umfassen sowie eine Ernährungsberatung und den verstärkten Einsatz von Medikamenten, die helfen, das Verlangen nach Alkohol zu reduzieren. Es sei auch wichtig, die mit alkoholbedingten Lebererkrankungen verbundene Stigmatisierung zu verringern, unterstreicht der Forscher. „Wir müssen die alkoholbedingte Hepatitis als eine Erkrankung wie jede andere anerkennen und behandeln und dürfen den Patienten, der an dieser Krankheit leidet, nicht stigmatisieren“, unterstreicht er. „Wir müssen uns sowohl als Gesundheitsdienstleister als auch als Patienten darüber im Klaren sein, dass die alkoholbedingte Hepatitis eine lebensbedrohliche Erkrankung sein kann.“
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