USA: Alkohol-bedingte Lebererkrankungen auf dem Vormarsch20. April 2018 Foto: © Rainer Fuhrmann/Fotolia Bei Patienten ohne ein Hepatozelluläres Karzinom hat die Alkohol-bedingte Fettleber bei Patienten in den USA die Hepatitis C als führende Ursache für Lebertransplantationen abgelöst. Das berichteten unabhängig voneinander die Autoren zweier Studie kürzlich auf dem Internationalen Leberkongress in Paris. Offenbar befindet sich auch die nicht alkoholische Steatohepatitis (NASH) auf dem Vormarsch: Sie nimmt in den USA aktuell den zweiten Platz bei den Gründen für eine Lebertransplantation aufgrund chronischer Lebererkrankungen ein. Chronische Infektionen mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) bildeten in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Hauptindikation für Lebertransplantationen in den USA. Die Verfügbarkeit direkt wirkender antiviraler Substanzen (DAA) ab 2013 führte jedoch dazu, dass die Zahl der Patienten, die sich aufgrund einer HCV-Infektion auf der Warteliste für eine Transplantation befanden oder operiert wurden, ab 2015 sank. Während der 1990er- und der frühen 2000er-Jahren war in den USA ein deutlich zunehmender Alkoholkonsum zu verzeichnen; auch in jüngster Vergangenheit wurde diesbezüglich nochmal ein dramatischer Anstieg und eine Zunahme von Hochrisikoverhalten festgestellt. Ziel der beiden gerade auf dem Internationalen Leberkongress vorgestellten Studien war es, die aktuellen Tendenzen in der Ätiologie von Lebererkrankungen unter Lebertransplantatempfängern in den USA vor dem Hintergrund der sich verändernden Risikofaktoren zu beurteilen. Analyse von Daten aus dem United Network for Organ Sharing In der ersten Studie wurden Daten aus dem United Network for Organ Sharing (UNOS) aus den Jahren 2005-2016 analysiert. Dabei wurden vier Indikationen für eine Transplantation berücksichtigt: alkoholische Lebererkrankung (ALD), NASH, HCV-Infektionen und eine Kombination aus ALD und HCV. Laut den Ergebnissen der Studie erreichte die Zahl der Lebertransplantatempfänger mit HCV im Jahr 2014 einen Höhepunkt (n=1905) und sinkt seitdem. Im Gegensatz dazu hat die Zahl der Lebertransplantationen aufgrund von ALD und NASH stetig zugenommen : 2016 wurden infolge einer ALD 1624 Lebertransplantationen vorgenommen. Im selben Jahr waren es 1535 aufgrund einer HCV sowie 1334 wegen einer NASH und 424 infolge einer HCV/ALD. „Wir stellten zwar fest, dass sich insgesamt die alkoholische Lebererkrankung zur Hauptindikation für Lebertransplantationen im Jahr 2016 in den USA entwickelte, dass aber die NASH nicht weit dahinter lag“, erklärte Dr. Jennifer Wang vom California Pacific Medical Center in San Francisco, die die Studienergebnisse in Paris vorstellte. „Wichtig zu erwähnen ist, dass die NASH inzwischen die Hauptursache für Lebertransplantationen bei Frauen ist – was nicht so sehr überrascht, wenn man die höheren Raten für das Metabolische Syndrom bei Frauen und das damit verbundene erhöhte Risiko für die nicht alkoholische Fettlebererkrankung bedenkt.“ „Unter Afro-Amerikanern und Patienten mit einem Hepatozellulären Karzinom ist die HDV immer noch die Hauptursache für Transplantationen und eine schwere Belastung.“ ALD hat HCV-Infektionen als Indikation für Transplantation überholt Auch in der zweiten in Paris präsentierten Studie wurden Daten aus dem UNOS-Register verwendet; hier betrachteten die Autoren erste Lebertransplantationen bei Patienten ohne ein Hepatozelluläres Karzinom im Zeitraum Januar 2012 bis Oktober 2017. Wie in der ersten Studie stellt sich hier die HCV-Infektion als Hauptätiologie bei Lebertransplantatempfängern bis zum Jahr 2016 dar. Dann wurde sie von der ALD überholt. 2016 war die ALD für 24 Prozent der Transplantationen verantwortlich, verglichen mit 19 Prozent für die NASH und 18 Prozent für die Hepatitis C. Im Jahr 2017 lagen die Raten für ALD bei 24 Prozent, für NASH bei 18 Prozent und für HCV bei 17 Prozent. „Das Ergebnis, das uns die meisten Sorgen bereitet, ist, dass die ALD-Patienten, die auf der Warteliste für eine Lebertransplantation stehen, viel jünger und viel schwerer erkrankt sind als Patienten mit einer HCV-Infektion oder NASH“, berichtete Studienautor Dr. George Cholankeril vom Standorf University Medical Center. „Das sind verhängnisvolle Tendenzen, und wir müssen diesen steigenden Raten von Lebertransplantationen unter Patienten mit alkoholischen Lebererkrankungen entschlossen entgegentreten.“ „Bis jetzt hat die alkoholische Lebererkrankung in der klinischen und Grundlagenforschung sehr viel weniger Beachtung erfahren als die Hepatitis B oder C“, kommentiert Prof. Helena Cortez-Pinto von der Universitätsklinik Santa Maria in Lissabon, Verwaltungsratmitglied der Europäischen Arbeitsgemeinschaft zum Studium der Leber (EASL). „Es ist Zeit, das zu ändern und unsere Aufmerksamkeit der ALD zuzuwenden – sowohl in der Forschung als auch natürlich in Bezug auf Strategien, die nachweislich den Konsum reduzieren, wie ein höheres Besteuern von Alkohol, um ihn weniger erschwinglich zu machen.“
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