VDGH: Laborreform verschlechtert die Diabetesversorgung

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Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) warnt in einem aktuellen Schreiben vor den Folgen der beschlossenen Laborreform für die Versorgung von Diabetespatienten und anderen chronisch Erkrankten.

Moderne Labordiagnostik ist eine tragende Säule der Gesundheitsversorgung und Grundlage für 70 Prozent aller medizinischen Diagnosen. Sie ermöglicht schnelle Therapieentscheidungen und eine frühzeitige Erkennung von Erkrankungen. Doch obwohl sie essenziell ist, stehe die Labordiagnostik selten im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung, so der VDGH. Die beschlossenen Kürzungen der ärztlichen Vergütungen verschärften dies nun, heißt es weiter.

Dr. Martin Walger, Geschäftsführer des VDGH, erklärt: „Es ist unverantwortlich, dass zentrale Tests wie der HbA1c so stark in der Vergütung gesenkt wurden, dass sie für viele Praxen nicht mehr kostendeckend durchgeführt werden können. Gerade in der Diabetesversorgung können solche Entscheidungen gravierende Auswirkungen auf die Versorgungsqualität und damit auf die Gesundheit der Patientinnen und Patienten haben.“ Es sei wichtig zu betonen, dass die Absenkung der Vergütungsziffern im Einheitlichen Bewertungsmaßstab nicht den Preis für das diagnostische Verfahren an sich reduziert. Stattdessen handele es sich hierbei um eine Anpassung der ärztlichen Vergütung, die auch die Durchführung diagnostischer Tests umfasst. Die Diagnostik ist Teil der ärztlichen Gesamtleistung, deren Vergütung durch die Kürzungen stark unter Druck gerate.

Hinzu kämen verschärfte Anforderungen an die technische Ausstattung der Diabetologen. Die Bundesärztekammer hat die Vorschriften für die Glukosebestimmung verschärft. Für viele Praxen bedeutet dies die Anschaffung neuer, teurer Geräte, deren Finanzierung vor dem Hintergrund sinkender Vergütungen kaum möglich ist. „Die Selbstverwaltung der ärztlichen Vergütung trifft hier Entscheidungen fernab der politischen Kontrolle und ohne Rücksicht auf die Folgen für die Versorgung“, so Walger weiter. „Die Folge sind mögliche Versorgungslücken in der Zukunft, die für Patienten gefährlich werden können“, fügt er hinzu.

Auch für die Patientencompliance seien diese Entwicklungen problematisch. „Wenn Patienten ihr Testergebnis sofort erhalten, ist dies nicht nur für die Behandlung wesentlich wirksamer, sondern auch für die Therapietreue“, betont Walger. „Eine direkte Rückmeldung ist effizienter als eine verzögerte Ergebnismitteilung, bei der Patienten nochmals einbestellt werden müssen“, ergänzt er.

Der VDGH fordert daher die Anerkennung des Wertes der Labordiagnostik und eine nachhaltige Finanzierung, die der Bedeutung der Diagnostik für die Gesundheitsversorgung gerecht werde. Ohne eine angemessene Vergütung würden zahlreiche wichtige Tests aus der flächendeckenden Versorgung verschwinden, mit gravierenden Folgen für die Patientensicherheit, so der VDGH. Die Europäische Kommission sei nun gefordert, konkrete Schritte einzuleiten. Der VDGH erwarte, dass der neue Gesundheitskommissar unverzüglich handelt und die Probleme der IVDR angeht, um drohende Engpässe in der Gesundheitsversorgung zu verhindern.