Verändertes Filamin A: Neuer Ansatz für Therapie Chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen

Eine auf RNA-Ebene induzierte, punktuelle Veränderung von Filamin A könnte auch beim Menschen mit CEDs zu einem milderen Krankheitsbild führen, mutmaßen die Autoren einer neuen Studie. (Abbildung: © Kitta Studio/stock.adobe.com)

Die gezielte Veränderung eines einzelnen Proteins in bestimmten Immunzellen kann Entzündungen im Darm reduzieren: Das berichten Forschende aus Wien (Österreich) aus Untersuchungen an einem Tiermodell.

Im Zentrum der Studie des interdisziplinären Forschungsteams der Medizinischen Universität Wien und der Universität Wien stand das Protein Filamin A, dessen Aufbau durch RNA-Editierung modifiziert werden kann. Die neuen Forschungsergebnisse eröffnen nach Auffassung der Studienautoren neue Perspektiven für die Entwicklung von Therapiemöglichkeiten bei Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CEDs). Publiziert wurde die Arbeit kürzlich im „Journal of Experimental Medicine“.

Die Forschungsgruppe um Dr. Cornelia Vesely (Zentrum für Anatomie und Zellbiologie, MedUni Wien), Dr. Riem Gawish (Universitätsklinik für Innere Medizin I, MedUni Wien), und Dr. Fatima C. Pereira (Universität Wien) hat im Rahmen der Studie die Rolle von Filamin A bei Entzündungsprozessen im Darm untersucht. Filamin A ist ein Protein, das wichtige Abläufe im Zellinneren steuert. Im Gewebe kann es in einer modifizierten Form vorkommen, die sich in einer einzigen Aminosäure von der Ursprungsform unterscheidet. Die Modifikation entsteht durch RNA-Editierung. Während im gesunden Darm besonders viel dieser modifizierten Form von Filamin A nachweisbar ist, nimmt diese im Zuge einer akuten Entzündung deutlich ab.

Schützende Wirkung im Mausmodell nachgewiesen

Die Forschenden konnten nun zeigen, dass eine auf RNA-Ebene induzierte, punktuelle Veränderung von Filamin A eine schützende Wirkung entfaltet: Die Analysen im Mausmodell für Colitis Ulcerosa ergaben eine geringere Gewebeschädigung und ein insgesamt milderes Krankheitsbild. Diese Wirkung ließ sich nicht allein durch Unterschiede in der Darmmikrobiota oder in Darmstrukturzellen erklären, sondern ging auf veränderte Reaktionsmuster der Immunzellen zurück.

„Das gezielte Einbringen von verändertem Filamin A in bestimmte Immunzellen – Neutrophilen und Makrophagen – wirkt sich unseren Beobachtungen nach besonders positiv auf den Krankheitsverlauf aus“, berichtet Erstautorin Gawish. „Da RNA mittlerweile durch moderne biotechnologische Methoden gezielt bearbeitet werden kann, rückt mit diesen Erkenntnissen ein neuer, gezielter Ansatz für die Therapie von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen näher: die kontrollierte RNA-Editierung, um schädliche Immunreaktionen gezielt abzuschwächen – bei gleichzeitigem Erhalt der grundlegenden Immunfunktionen“, fasst Studienleiterin Vesely die Tragweite der Studienergebnisse zusammen.