Verlust der Lungenfunktion durch schadstoffbelastete Luft: Bestimmte Ernährungsmuster mildern Effekt möglicherweise ab27. Oktober 2025 Abbildung: © grafixcareer/stock.adobe.com (generiert mit KI) Regelmäßig Obst zu essen, könnte vor den Auswirkungen schützen, die Luftverschmutzung auf die Lungenfunktion hat. Auf dem diesjährigen Kongress der European Respiratory Society (ERS) in Amsterdam (Niederlande) präsentierte Pimpika Kaewsri vom Centre for Environmental Health and Sustainability an der Universität Leicester (Großbritannien) stellvertretend für die Autoren einer neuen Studie deren Ergebnisse. „Mehr als 90 Prozent der Weltbevölkerung ist Schadstoffkonzentrationen in der Luft ausgesetzt, die über den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegen“, erklärte die Forscherin. „Es gibt ausreichend Studien, die zeigen, dass die Exposition gegenüber einer stärkeren Luftverschmutzung mit einer verminderten Lungenfunktion der Betroffenen assoziiert ist. Davon unabhängig ist in der Vergangenheit eine gesunde Ernährung – insbesondere eine, die reich an Obst und Gemüse ist – mit einer besseren Lungenfunktion in Verbindung gebracht worden.“ Die Forscherin ergänzte: „Wir wollten untersuchen, ob eine gesunde Ernährung oder spezielle Lebensmittelgruppen den bekannten nachteiligen Effekt von Luftverschmutzung auf die Lungenfunktion zu modifizieren oder teilweise zu mindern in der Lage ist.“ Untersuchung an rund 200.000 Personen Anhand von Daten aus der UK Biobank verglichen Kaewsri und ihre Koautoren die Ernährungsmuster von rund 200.000 Personen (darunter den Konsum von Obst, Gemüse und Vollkornprodukten) mit deren Lungenfunktion (ermittelt über die 1-Sekunden-Kapazität [FEV1]) und der Feinstaubbelastung (PM2,5), der sie ausgesetzt waren. Dabei berücksichtigte das Forscherteam auch andere Faktoren, wie das Alter, die Körpergröße und den sozioökonomischen Status. Gesündere Ernährung korreliert mit besserer Lungenfunktion Die Wissenschaftler stellten in ihrer Analyse fest, dass jeder Anstieg der Feinstaubbelastung um fünf Mikrogramm pro Kubikmeter Luft in der Personengruppe mit geringem Obstkonsum mit einer Senkung der FEV1 um 78,1 Milliliter assoziiert war. In der Gruppe der Frauen, die viel Obst aßen, wurde hingegen einer Reduktion der FEV1 um nur 57,6 Milliliter beobachtet. Kaewsri erläuterte: „Unsere Studie bestätigt, dass eine gesunde Ernährung sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit einer besseren Lungenfunktion in Zusammenhang steht. Die Untersuchung zeigt auch, dass Frauen, die pro Tag vier Portionen Obst aßen, im Kontext der Schadstoffbelastung der Luft offenbar eine geringere Abnahme der Lungenfunktion verzeichneten als diejenigen, die weniger Obst konsumierten.“ Laut der Forscherin lassen sich diese Beobachtungen zum Teil dadurch erklären, dass Früchte antioxidative und antientzündliche Substanzen enthalten. „Diese Stoffe tragen möglicherweise dazu bei, den durch Feinstaub hervorgerufenen oxidativen Stress und damit verbundene Entzündungen zu mindern, wodurch sie unter Umständen einige der negativen Auswirkungen, die Luftverschmutzung auf die Lungenfunktion hat, verhindern.“ Weitere Untersuchungen geplant Kaewsri wies auch darauf hin, dass in der Studie Männer nach eigenen Angaben weniger Obst aßen als Frauen. „Dieser Unterschied in den Ernährungsmustern könnte erklären, warum der potenziell protektive Effekt von Früchten in Bezug auf Luftverschmutzung ausschließlich bei Frauen festgestellt wurde.“ Laut der Forscherin sollen die Untersuchungen nun durch die Fragestellung ausgeweitet werden, ob die Ernährung Einfluss auf Veränderungen der Lungenfunktion haben kann. Ernährungsweise hängt auch mit sozioökonomischem Status zusammen Allerdings, so kommentierte die nicht an der Untersuchung beteiligte Prof. Sara De Matteis von der Universität Turin (Italien), kann sich nicht jeder eine gesunde Ernährung leisten. Die Vorsitzende der ERS-Expertengruppe für Arbeits- und Umweltgesundheit betonte: „Der Zugang zu gesunder Ernährung ist in der Bevölkerung nicht gleich verteilt. Zwar haben die Autoren den sozioökonomischen Status berücksichtigt, doch es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es dennoch zu Verzerrungen gekommen ist.“ De Matteis ergänzte: „Eine gesunde Ernährung, die reich an pflanzlichen Komponenten ist, sollte vom Grundschulalter an gefördert werden – nicht nur zur Prävention chronischer Erkrankungen, sondern auch, um den Kohlendioxid-Fußabdruck, den eine Ernährungsweise mit viel Fleisch verursacht, zu verringern. Dies entbindet Länderregierungen nicht von der Verantwortung, Luftverschmutzung auf das geringstmögliche Maß zu reduzieren, da es keine sicheren Expositonslevel dafür gibt. Ihre Verantwortung kann nicht auf den einzelnen Bürger übertragen werden, dessen Ernährungsentscheidungen häufig durch ökonomische Zwänge eingeschränkt sind.“ (ac/BIERMANN)
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