Visuelle Aura: Winzige Hirnläsionen können zu Migränesymptomen führen

Symbolbild für das Symptom der visuellen Aura bei Migräne.Foto.©New Africa-stock.adobe.com

Visuelle Auren können Anzeichen für kleine Verletzungen der visuellen Hirnrinde sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine US-amerikanische klinische Studie, in der das Auftreten von Läsionen nach Eingriffen zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen untersucht wurde.

Die Studie der University of California San Francisco (UCSF), USA, ergab, dass Patienten mit Läsionen im Okzipital- und Parietallappen zwölfmal häufiger als Patienten ohne solche Läsionen unter migränebedingten visuellen Auren litten. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden in der Fachzeitschrift „Heart Rhythm“ veröffentlicht.

Visuelle Auren deuten auf Hirnverletzung oder kleine Schlaganfälle hin

„Diese Daten deuten darauf hin, dass visuelle Auren, die häufig bei Migräne auftreten, tatsächlich auf eine Hirnverletzung oder kleine Schlaganfälle hinweisen können“, erklärte Dr. Gregory M. Marcus, Kardiologe und Direktor für klinische Forschung an der Abteilung für Kardiologie der UCSF sowie leitender Autor der Studie. „Diese Erkenntnis könnte das gesamte Behandlungsparadigma verändern und möglicherweise zu einer stärkeren Fokussierung auf die Prävention von Blutgerinnseln führen.“

Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen nach Art der Katheterablation bei ventrikulären Arrhythmien eingeteilt. Ein Vorgehen erfolgte durch eine transseptale Punktion (Schaffung eines neuen, temporären Lochs zwischen dem linken und rechten Vorhof) und das andere durch einen retrograden Zugang durch die Aortenklappe, der keine transseptale Punktion erforderte.

Frühere Forschungen hatten darauf hingedeutet, dass diese kleinen offenen Foramina zwischen den Vorhöfen den Shunt einer unbekannten Chemikalie ermöglichen, die direkt aus dem venösen Kreislauf in den linksseitigen Kreislauf (und damit zum Gehirn) gelangt. Normalerweise würde diese Substanz von der Lunge metabolisiert werden.

Eine weitere mögliche Erklärung sei, dass das Loch den Durchgang kleiner Blutgerinnsel ermögliche, die dann den Blutfluss zu kleinen Bereichen des Gehirns blockieren. Migräne wurde den Autoren zufolge zudem in ähnlicher Weise mit dem offenen Foramen ovale in Verbindung gebracht.

Patienten mit Läsionen litten häufiger an Auren

Am Tag nach dem Eingriff führten die Forscher bei allen Patienten beider Gruppen eine MRT-Untersuchung des Gehirns durch. Es sei bekannt, dass beide Eingriffe zu kleinen Hirnläsionen führen, die am Folgetag der OP auf den MRT-Aufnahmen zu sehen seien. Die Studie belegt, dass keiner der beiden Eingriffe häufiger zu Läsionen führte. Patienten, die unmittelbar nach dem Eingriff Läsionen aufwiesen, klagten jedoch einen Monat später weitaus häufiger über Auren. Zu diesem Zeitpunkt waren die Läsionen aber meist auf den Gehirnscans nicht mehr auszumachen.

Hirnläsionen zeigen sich nach gängigen OP-Verfahren

„Wir wissen, dass diese Hirnläsionen nach gängigen Verfahren, darunter Koronarangiogramme, transkutaner Aortenklappenersatz (TAVI), Ablationen bei Vorhofflimmern und ventrikulären Arrhythmien, auftreten, die oft als ‚ACEs‘ – asymptomatische zerebrale Embolien – bezeichnet werden“, so Dr. Adi Elias, Facharzt für Kardioelektrophysiologie an der UCSF und Erstautor der Studie.

„Unsere Daten zeigen, dass sie nicht asymptomatisch oder klinisch still sind“, erörterte er. „Möglicherweise wussten wir bisher nicht, worauf wir achten mussten, und haben die Symptome sofort beurteilt, ohne genügend Zeit für die nachfolgenden visuellen Auren zu haben, die auftreten würden.“

(SaS)