Viszeralmedizin 2019: Gendergerechtigkeit in der Medizin braucht mehr Aufmerksamkeit1. Oktober 2019 Foto: © yellowj/Adobe Stock Auf ihrem gemeinsamen Jahreskongress Viszeralmedizin 2019 setzen die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), ihre Sektion Endoskopie und die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) ein Zeichen, um auf die unzureichende Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Medizin aufmerksam zu machen: Erstmals werden die üblicherweise männlich dominierten wissenschaftlichen Vorsitze des Kongresses zu gleichen Teilen mit Frauen und Männern besetzt. Wie viele andere medizinische Fachgesellschaften auch, ist die DGVS männlich dominiert: In der über 100-jährigen Geschichte der Fachgesellschaft gab und gibt es keine Kongresspräsidentin und auch keine weiblichen Preisträger der renommierten Ismar Boas- oder Thannhauser-Medaille. In der Sektion Endoskopie der DGVS stand mit Prof. Andrea May 2015 die erste Frau an der Spitze des Kongressteams Endoskopie. Im Jahr 2021 wird mit Prof. Natascha Nüssler erstmals eine Frau DGAV-Kongresspräsidentin sein. „Medizinische Fachgesellschaften wie die DGVS, aber auch Arbeitgeber in der Medizin müssen sich viel intensiver mit dem Thema Geschlechtergleichheit befassen – das ist essenziell, um sich zukunftsfähig aufzustellen“, sagt Prof. Stefan Zeuzem, Kongresspräsident der DGVS und Direktor der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Frankfurt. „Beim Thema Chancengleichheit in der Medizin geht es nicht allein um die Interessen von Ärztinnen – wir können es uns angesichts des demografischen Wandels gar nicht erlauben, dass Frauen nicht ihren Fähigkeiten entsprechend tätig sind.“ Um ein Zeichen in der Diskussion zu setzen, hat das Führungsteam des Kongresses die üblicherweise männlich dominierten wissenschaftlichen Vorsitze des Kongresses in diesem Jahr zu gleichen Teilen mit Männern und Frauen besetzt. Aktuell sind etwa 70 Prozent der Medizinstudierenden weiblich. Der Trend, dass Frauen im Medizinstudium in der Mehrheit sind, ist bereits 20 Jahre alt. Dennoch sind aktuell noch immer nur etwa 13 Prozent der Führungspositionen in der Medizin mit Frauen besetzt. Die Ursachen sind vielfältig. „Mit dem Zeitpunkt der Familienplanung kommt oft die entscheidende Weggabelung, an der sich Männer- und Frauenkarrieren unterschiedlich entwickeln“, so PD Dr. Irina Blumenstein, Oberärztin der Medizinischen Klinik I am Universitätsklinikum Frankfurt und diesjährige Kongress-Sekretärin der DGVS. „Denn in diese Zeit fallen meist auch wichtige Karriereschritte – Habilitation, Forschung, Besetzung von Oberarztpositionen.“ In einer überwiegend männlichen, stark hierarchisierten Arbeitskultur fehle es oft an Vorgesetzten, die Möglichkeiten und Anreize schaffen, eine Karriere trotz Familienphase anzustreben und zu planen.
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