Vogelgrippe: Drastischer Anstieg von Ausbrüchen – Keine Entspannung in Sicht

(Symbolfoto) Foto: © Thorsten Schier – stock.adobe.com

Wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) am 06.11. mitgeteilt hat, steigt die Zahl der Ausbrüche von Vogelgrippe bei Geflügel sowie Fälle bei Wildvögeln in Deutschland weiterhin sehr stark an. Parallel seien zahlreiche weitere europäische Staaten betroffen.

Eine Entspannung der Lage ist bislang nicht in Sicht, so das FLI. Die Situation erfordere dringende und gezielte Maßnahmen, um die Gefährdung der Geflügelbestände zu minimieren. Die aktuelle Risikoeinschätzung des FLI steht daher auf „hoch“ für alle Wildvögel- und Nutzgeflügel bezogenen Risiken. Im Wildvogelbereich bestehen kaum Möglichkeiten, die Ausbreitung und das dortige Tierleid zu vermindern, wie das Institut bedauert. 

Die am 06.11. aktualisierte, sehr ausführliche Risikoeinschätzung zur Hochpathogenen Aviären Influenza H5 (HPAI H5) Klade 2.3.4.4b des FLI, die auch aktualisierte Übersichtskarten für Deutschland und Europa enthält, kann über den Link unter dem Text aufgerufen werden.

Langfristige Empfehlungen der Experten in Bezug auf Maßnahmen gegen die HPAI sehen unter anderem die Umstrukturierung von Geflügelproduktionssystemen vor, die sehr anfällig für die Geflügelpest sind, dadurch könne das Risiko der Viruseinschleppung und der weiteren Ausbreitung minimiert werden. Sowie die Prüfung bezüglich der Einsetzbarkeit von Impfstoffen und Szenarien für eine wirksame Überwachung des Impfstoffeinsatzes.

Weitere Ausbrüche auch in Bayern

Immer öfter verhängen Behörden nach Vogelgrippe-Ausbrüchen in Bayern eine Stallpflicht für Geflügel haltende Betriebe. Nach einem Ausbruch der Krankheit unter Hühnern in Geiselhöring im Landkreis Straubing-Bogen muss Geflügel nun im Umkreis von zehn Kilometern im Stall bleiben. In dieser Überwachungszone dürfen Geflügel, Geflügelfleisch und Eier vorerst nicht aus den Beständen weggebracht und verkauft werden.

Ende vergangener Woche waren in dem betroffenen Betrieb in Geiselhöring 24 Hühner verendet. Bei allen bisher getesteten Tieren sei das Geflügelpestvirus vom Typ H5N1 nachgewiesen worden, berichtete ein Sprecher des Landratsamts. Deshalb seien bereits die restlichen 69 Tiere gekeult worden.

Ausbruch auf Gnadenhof

Dutzende Tiere wurden auch nach einem Ausbruch auf einem Gnadenhof in Germering im Landkreis Fürstenfeldbruck getötet. Dort war das hochpathogene Influenzavirus bei mehreren Gänsen und Hühnern bestätigt worden. Daraufhin seien 46 Hühner, 30 Enten, 2 Gänse und 2 Nandus gekeult worden, um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, erläuterte das Landratsamt. Zuvor waren in dem Geflügelbestand 4 Gänse und 13 Hühner verendet. In diesem Fall sei nach aktuellem Stand die Einrichtung von Sperrzonen nicht notwendig.

Stallpflicht auch um Speichersee geplant

Im Landkreis Ebersberg ist hingegen nach einem Ausbruch an einem Speichersee inzwischen eine Aufstallpflicht im Umkreis von fünf Kilometern in Arbeit, wie eine Sprecherin des Landratsamts auf Anfrage sagte. Dort war das Veterinäramt bereits mit Geflügelhaltern in Kontakt, nachdem bei mehreren Wasservögeln das H5N1-Virus in der vergangenen Woche nachgewiesen worden war.

Appell an Spaziergänger nach Fällen an Speichersee

An dem Speichersee wurde einen Weg für Spaziergänger und Fahrzeuge gesperrt, um eine Verschleppung des Virus zu verhindern. Die Behörden baten zudem, den Speichersee grundsätzlich für Spaziergänge zu meiden. Betroffen von der Erkrankung sind derzeit dort in erster Linie Schwäne und Gänse.

Geflügelhalter zu Vorsicht aufgerufen

Im Oktober war nach Infektionsfällen bereits auf einem Hof im niederbayerischen Landkreis Dingolfing-Landau eine Stallpflicht im Umkreis von mehreren Kilometern verhängt worden. Auch dort galt ein Beförderungsverbot von lebenden Tieren, Eiern oder Frischfleisch.

Tiere mussten im Stall bleiben. In dem Betrieb waren Hunderte Tiere an dem Virus gestorben, der Rest wurde getötet.

Keine Ansteckung bei Menschen – dennoch Vorsichtsmaßnahmen

Fast täglich gibt es in Bayern neue Fälle: Vergangene Woche hatte der Landkreis Aschaffenburg zwei mit dem Virus infizierte tote Kraniche gemeldet. Zuvor wurde das Virus vom Subtyp H5N1 bei einer verendeten Lachmöwe im Landkreis Rosenheim festgestellt. Ende Oktober waren fünf mit dem Virus infizierte Graugänse verendet im oberbayerischen Landkreis Mühldorf gefunden worden. Zudem gab es im Freistaat mehrere Verdachtsfälle.

Die Behörden wiesen erneut darauf hin, dass eine Ansteckung des Menschen über infizierte Vögel oder deren Ausscheidungen in Deutschland bislang nicht bekannt ist, aber bei intensivem Kontakt mit infiziertem Geflügel nicht komplett ausgeschlossen werden kann.

Der Kontakt zu kranken oder toten Wildvögeln solle daher vermieden werden.

Auch andere Tiere wie Hunde und Katzen sollten nicht in den direkten Kontakt mit verendeten Wildvögeln kommen. Wer Schwäne, Enten und Gänse, aber auch Raubvögel wie Eulen und Bussarde sowie Krähenvögel oder auch Kraniche, Störche und Reiher tot finde, solle dies dem zuständigen Veterinäramt melden.

In betroffenen Regionen, wie im Umfeld von Fundorten mit Häufungen von HPAIV-infizierten Wildvögeln, sollten Hunde angeleint und der Freilauf von Katzen eingeschränkt werden, so die Empfehlung des FLI.

Katzen sind empfänglicher für das Virus als Hunde und Menschen

Katzen sind für das Virus empfänglich wie Prof. Timm Harder vom Friedrich-Loeffler-Institut in einem Interview in der taz vom 27.10. 2025 erklärt hat: „Für Hunde ist das Risiko aus gleichen Gründen wie beim Menschen gering. Gefährlich ist das Virus jedoch für Katzen. Wenn sie infizierte Vögel fressen, infizieren sie sich schnell, erkranken schwer und sterben. Das wurde zuletzt in Polen deutlich. Dort ist infiziertes, rohes Geflügelfleisch auf den Tiernahrungsmarkt gekommen. 70 Katzen sind daran verendet.“

Das Erhitzen des Fleisches auf mindestens 70 Grad für kurze Zeit reiche aus, um das Virus unschädlich zu machen, so Harder.

Virus breitet sich immer weiter aus

Die Vogelgrippe breitet sich seit einigen Wochen in Deutschland immer weiter aus. Besonders betroffen sind der Osten und Norden der Republik. Seit Anfang September wurden nach früheren FLI-Angaben in Dutzenden – zum Teil auch sehr großen – Geflügelhaltungen Infektionen nachgewiesen. Hunderttausende Nutztiere wurden vorsorglich getötet.

Außerdem wurde die Tierseuche bei Hunderten verendeten Wildvögeln festgestellt.

In Baden-Württemberg gab es bislang einen betroffenen Betrieb.

Nördlich von Ulm mussten 15.000 Tiere getötet werden. Bei Wildvögeln gab es bislang nur wenige bestätigte Fälle: Nachgewiesen hat das Institut das hochansteckende Virus bei einem Kranich im Landkreis Reutlingen, bei einer Graugans nahe Heilbronn, einem Schwan am Rhein und einem Graureiher in Göppingen, sowie einem Schwan am Bodensee. Agrarminister Peter Hauk (CDU) rechnete zuletzt damit, dass sich die Seuche auch im Süden Deutschlands weiter ausbreiten wird.

Wildvögel nicht anfassen

Das Virus ist bei hoher Infektionsdosis prinzipiell auch auf den Menschen übertragbar. In Deutschland ist dem Robert Koch-Institut zufolge noch kein H5N1-Fall bei einem Menschen bekanntgeworden, eine Erkrankung könnte den Angaben zufolge aber schwer verlaufen. Laut FLI besteht für die Bevölkerung jedoch derzeit kein besonderes Risiko für schwerwiegende Erkrankungen.

Menschen sollten Wildvögel, die schwach, teilnahmslos oder auf andere Weise krank erscheinen, nicht anfassen oder mitnehmen. Wenn es sich dabei um einen wildlebenden Wasservogel, Greifvogel oder Rabenvogel handelt, soll das Tier unter Angabe des Fundorts dem Veterinäramt gemeldet werden.