Warnzeichen des Herzinfarkts: Kardiologen wollen mit Laienschulung die Sterblichkeit senken

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Die Herzwochen machen jedes Jahr im November mit bundesweiten Aktionen und einem umfangreichen Informationsangebot auf eine spezielle Herzkrankheit aufmerksam. In diesem Jahr stehen sie unter dem Motto „Herzkrank? Schütze Dich vor dem Herzstillstand!“. Anlässlich dessen bringen Kardiologen die Möglichkeiten spezieller Laienschulungsprogramme nach US-amerikanischem Vorbild ins Spiel.

„Zwar konnte mit Hilfe der kardiologischen und herzchirurgischen Therapien in den vergangenen Jahrzehnten die Sterblichkeit durch Herzkrankheiten wie KHK und Herzschwäche erheblich gesenkt werden. Jedoch konnte diese positive Entwicklung den vorzeitigen Herztod noch nicht eliminieren. Wir müssen daher zusätzlich auf weitere Hebel wie Prävention, Sensibilisierung für frühzeitige Warnzeichen und richtiges Verhalten bei Herzinfarkt und beobachtetem Herzstillstand zurückgreifen“, betont Herzspezialist Prof. Tienush Rassaf, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung und Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum des Universitätsklinikums Essen, anlässlich der bundesweiten Herzwochen.

Schulungsprogramm nach US-Vorbild

Mit dem Ziel, durch öffentliche Aufklärung über Herzinfarkt-Symptome und Risikofaktoren die Infarktsterblichkeit zu senken, könnten zusätzlich zu den etablierten bundesweiten Aufklärungskampagnen flächendeckende Schulungsprogramme effektiv sein. Ein Vorbild dafür könnte das Early-Heart-Attack-Care(EHAC)-Programm aus den USA sein. „EHAC zielt auf das schnelle Reagieren Betroffener und ihres Umfelds bereits frühe Symptome des Herzinfarkts zu erkennen, um Verzögerungen bis zur medizinischen Versorgung des potenziellen Infarktpatienten auf ein Minimum zu reduzieren“, erklärt Prof. Frank Breuckmann, Chefarzt der Abteilung für Kardiologie, Pneumologie, Neurologie und Internistische Intensivmedizin an der Klinik Kitzinger Land in Kitzingen. „Neben Herzpatienten schult EHAC auch gesunde Menschen als potenzielle Ersthelfer darin, die Symptome eines Herzinfarkts erkennen und bewerten zu können und in der Lage zu sein, eine sofortige medizinische Abklärung in die Wege zu leiten“, erklärt der Kardiologe.

Kernbotschaften des EHAC-Programms decken sich auch mit denen der Aufklärungsarbeit der Deutschen Herzstiftung, beispielsweise:

  • Bei Verdacht auf Herzinfarkt sofort den Rettungsdienst mit dem Notruf 112 rufen.
  • Niemals Zögern und warten, bis die Symptome wieder verschwinden.
  • Bei Verdacht auf Herzinfarkt zählt jede Minute („Time is Muscle“), hier kommt es auf die sofortige medizinische Versorgung des Infarktpatienten an.

Für eine flächendeckende Implementierung eines deutschen EHAC-Programms mit einheitlicher Zertifizierungs- und Schulungsstruktur – etwa angedockt an das Netzwerk von Chest Pain Units in Deutschland – sehen Breuckmann und Rassaf zunächst medizinische Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und die Deutsche Herzstiftung als Patientenorganisation gefragt. „Ein Netzwerk speziell geschulter Laien in Symptomatik und Risikofaktoren von KHK und Herzinfarkt sowie die flächendeckende Schulung in Maßnahmen zur Wiederbelebung könnten die Lage maßgeblich verbessern und zahlreiche Leben retten“, betonen die beiden Herzspezialisten.