Auf ein gesundes neues Jahr!

Alles Gute für 2022! Foto: © Alexey_Hulsov – pixabay.com

Kompakt VetMed hat bei tierärztlichen Kolleginnen und Kollegen nachgefragt, was Sie sich für 2022 wünschen.

Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Kramer, Justus-Liebig Universität Gießen, Präsident der DVG; Vizepräsident für Forschung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der JLU

Wir erleben seit Frühjahr 2020, dass die Ausbildung in der Tiermedizin durch die Einschränkungen in der Corona Pandemie eine der größten Herausforderung seit Jahrzehnten der tiermedizinischen Fakultäten/Hochschule und ihrer Studierenden darstellt. Ich würde mir wünschen, dass wir ab dem Sommersemester 2022 ohne Einschränkungen wieder Akademie sein können! Zudem sollten die Forschungsergebnisse im Bereich „Veterinary Public Health“ mehr Beachtung im One-Health-Konzept finden.

Foto: © Kramer

Prof. Dr. Barbara Kohn, Freie Universität Berlin, DiplECVIMCA, Fachtierärztin für Kleintiere, FTA für Innere Medizin beim Kleintier, Geschäftsführende Direktorin, Klinik für kleine Haustiere

Ich beobachte mit großer Sorge, dass es immer komplexer und schwieriger wird, einen Notdienst zu organisieren, der dem Patienten und dem Personal gerecht wird. Ich erhoffe mir Bereitschaft, Empathie und Lösungsansätze aller Protagonisten. Darüberhinaus wünsche ich mir, dass die jungen Kolleginnen und Kollegen Freude und Befriedigung in diesem besonderen Beruf erfahren, aber auch die „Lust an Leistung” verspüren. Im Tierschutz erhoffe ich mir wie jedes Jahr viel mehr Einsehen und Erfolge, getragen von Politik, Wirtschaft und Verbrauchern, im Hinblick auf Massentierhaltung, Tiertransporte, Tierhandel, Artenschutz – zusammengefasst einen ethischen Umgang mit unseren Mitgeschöpfen. In Deutschland und darüber hinaus.

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Dr. Jasmin Neßler, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, DiplECVN, Oberärztin Neurologie

Ich wünsche mir für das kommende Jahr, dass inspirierte Menschen, die das Wohl anderer im Sinn haben, deutlich lauter werden. Nur so können gutgelaunte Menschen das Geschrei der Wutbürger übertönen. Entgegen unserer subjektiven Wahrnehmung gibt es nämlich sehr wohl Tierbesitzer, die uns für unsere Hilfe dankbar sind und denen bewusst ist, dass wir uns im Schweiße unseres Angesichts die Nächte für ihr Tier um die Ohren hauen. Es gibt sehr viele Studierende, die es zu schätzen wissen, dass wir alternative Wege suchen, um die Lehre aufrecht zu halten und aus ihnen gute Tierärzte zu machen. Und es gibt genügend Chefs, die das Beste für ihre Mitarbeiter wollen und alles versuchen, die Work-Life-Balance so ausgewogen wie möglich zu halten. Wir müssen diesen Menschen nur mehr Aufmerksamkeit schenken, denn wenn sie mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken, bleibt kein Platz für schlechte Laune.

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Dr. Ursula Mayer DiplECVD, Cert.VD, Fachtierärztin für Dermatologie der Kleintiere, Augsburg, www.haut-tier-arzt.de

Ich wünsche mir, dass keine systemische Antibiose mehr für Haut oder Ohrenerkrankungen verordnet wird, ohne vorherige Zytologie und bakteriologische Kultur und Antibiogram. Ebenso sollte eine topische Antibiose bitte auch erst nach Zytologie erfolgen und auch nur dann, wenn topisch desinfizierende Mittel nicht ausreichen. Außerdem würde ich mir wertschätzende aber kritische Gespräche mit Besitzern von Tieren aus Rassen mit Qualzuchtmerkmalen wünschen, und sie freundlich darüber aufklären, dass diese Merkmale nicht normal für die Rasse sind, auch wenn sie sich daran „gewöhnt“ haben, – sondern zu Leiden bei den Tieren führen. Ich möchte zu einem besseren Wissen darüber in der Gesellschaft beitragen und hoffentlich ein Umdenken bewirken. Genauso wünschenswert finde ich die Anerkennung der Besitzer und Haustierärzte für die Leistung von Tierärzten die Notdienste machen, gerade in diesen Zeiten, und damit verbunden eine rechtzeitige Beratung, Behandlung und eventuell auch Überweisung, um Fälle im Notdienst zu minimieren.

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Dr. Anja Zogall, Tierarztpraxis Schwerin

Der Notdienst ist wichtig und richtig. Wirtschaftlich ist es Serviceleistung für den Tierhalter. Ich würde mir wünschen, dass nur Notfälle den Notdienst in Anspruch nehmen und der Notdienst wie der Apothekennotdienst geregelt würde. Und Vorsicht: Die neuen Ketten könnten sich um den Notdienst drücken. Da gibt es schließlich nur Geschäftsführer und keine niedergelassenen Tierärzte. Den Doktor für das liebe Vieh gibt es schon lange nicht mehr (24/7). Die Di-Mi-Do-Vo- Tierärzte (Dienstag-Mittwoch-DonnerstagVormittag) helfen da nicht weiter. Work-live-Balance und Spezialisierung auf Chiropraxis und sonst nix werden weder den Tierärztemangel beheben, noch die Notdienstmisere lösen. Allerdings könnten die Spezialisten ohne Apotheke ja in benachbarten Praxen/Kliniken der Notdienstpflicht nachkommen. Das System funktioniert bei den Humanmedizinern. Von den Tierärzten wünsche ich mir Kollegialität, Überarbeitung der Kammergesetze, mehr Transparenz der Kammerarbeit. Von den Tierhaltern mehr Respekt und Anerkennung für Tierärzte. Ich bin daran gewöhnt, dass viele Menschen mehr von Tiermedizin verstehen als ich: der Züchter, der Nachbar, die Verkäuferin im Zooladen. Von den Tieren: bleibt so wie Ihr seid – lasst euch nicht vermenschlichen.

Foto: © M. Schütte

Die Umfrage zum neuen Jahr ist in Kompakt VetMed 06/2021 erschienen. (sg)