Wearables: Untersuchung deutet auf Nutzen bei der CED-Kontrolle hin

Smartwatches und Fitness-Ringe können offenbar auch beim Management Chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen nützlich sein. Foto: © sitthiphong/stock.adobe.com

Mit Wearables lassen sich nach Angaben von US-Forschenden Schübe Chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) erkennen, differenzieren und vorhersagen.

In der Fachzeitschrift „Gastroenterology“ berichten die Wissenschaftler vom Mount Sinai Health System (USA), dass die Nutzung weithin verfügbarer Wearables eine kontinuierliche Krankheitsüberwachung ermöglichen. „Aktuelle Methoden zur Krankheitsüberwachung basieren auf der direkten Interaktion von Patienten mit ihren behandelnden Ärzten – entweder durch Kontakte im Rahmen der Sprechstunde, durch Blut- oder Stuhluntersuchungen oder durch eine Koloskopie. Diese Verfahren lassen aber eine Bewertung des Krankheitsstatus nur zu einem bestimmten Zeitpunkt zu und können zudem häufig invasiv oder für den Patienten unangenehm sein“, erläutert Erstautor Dr. Robert Hirten, klinischer Direktor des Hasso-Plattner-Institutes für digitale Gesundheit und außerordentlicher Professor für Medizin (Gastroenterologie) sowie Künstliche Intelligenz und Humangesundheit an der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Health System. „Unsere Studie zeigt, dass häufig verwendete tragbare Geräte wie Apple-Watches, Fitbits und Oura-Ringe wirksame Instrumente zur Überwachung chronisch-entzündlicher Erkrankungen wie CED sein können. Dies bietet die Möglichkeit, die Krankheit aus der Ferne außerhalb eines Gesundheitsversorgungs-Settings kontinuierlich und möglicherweise in Echtzeit zu überwachen.“

Veränderte Muster der Herzfrequenzvariabilität

Die Studienautoren nahmen mehr als 300 Personen mit Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn aus 36 US-Bundesstaaten in ihrer Analyse auf. Die Probanden nutzten Wearables, dokumentierten täglich ihre Symptome und gaben Blut- und Stuhlproben für eine Untersuchung auf Entzündungen ab. Die Wissenschaftler stellten fest, dass zirkadiane Variabilitätsmuster der Herzfrequenz (ein Marker der Funktion des Nervensystems) zusammen mit der Herzfrequenz an sich, Oxygenierung und täglicher Aktivität – alle gemessen mit Wearables – bei Vorliegen von Entzündungen oder Symptomen erheblich verändert waren.

Die Wissenschaftler berichten, dass sich die zirkadianen Muster der Herzfrequenz-Variabilität zwischen Phasen entzündlicher Schübe und einer Remission sowie zwischen Zeiträumen mit symptomatischen Schüben und einer Remission signifikant voneinander unterschieden. Die Randmittelwerte für die Herzfrequenz und die Herzfrequenz in Ruhe erwiesen sich in Phasen entzündlicher sowie symptomatischer Schübe als höher. Litten die Patienten gerade an einem Entzündungsschub, waren sie körperlich weniger aktiv und absolvierten weniger Schritte pro Tag. Anhand der Herzfrequenz-Variabilität, der Herzfrequenz und der Herzfrequenz in Ruhe ließ sich den Forschenden zufolge unterscheiden, ob Patienten mit Symptomen eine Entzündung hatten.

Als bedeutsam heben die Forschenden hervor, dass sich die mit Wearables gemessenen Werte (Herzfrequenz-Variabilität, Herzfrequenz, Herzfrequenz in Ruhe, Schrittzahl und Sauerstoffsättigung im Blut) bis zu sieben Wochen vor dem Auftreten von Krankheitsschüben veränderten.

Die Wissenschaftler wenden ähnliche Ansätze bei anderen chronischen Entzündungskrankheiten wie beispielsweise der Rheumatoiden Arthritis an und nutzen Künstliche Intelligenz für die Entwicklung von Algorithmen auf der Grundlage von Wearable-Daten, um Krankheitsschübe vorherzusagen. „Diese Erkenntnisse bieten eine Möglichkeit, Wearable-Technologie für die Gesundheitsüberwachung und das Krankheitsmanagement auf innovative Weise zu nutzen, die wir bisher nicht in Betracht gezogen haben“, formuliert Hirten. „Wir hoffen, dass dieser Ansatz in Zukunft die Lebensqualität unserer Patienten deutlich verbessern wird.“