Weltweiter Sepsis-Bericht: Immenser Handlungsbedarf in Deutschland23. Oktober 2025 Foto: © Andrey Popov – stock.adobe.com Der neue „Global Burden of Disease“-Bericht zeigt: In Deutschland stagniert die Sepsis-Sterblichkeit seit Jahrzehnten auf hohem Niveau, während sie weltweit gesunken ist. Die Sepsis Stiftung fordert daher eine konsequente Umsetzung der WHO-Resolution, um Todesfälle um bis zu 50 Prozent zu senken. Demnach starben im Jahr 2021 hierzulande 211.000 Menschen an Sepsis (247 pro 100.000 Einwohner), deutlich mehr als in Ländern wie Australien oder der Schweiz. Die Überlebenschancen sind besonders bei Harnwegs- und Bauchraum-Infektionen schlechter, auch Neugeborene sind stärker gefährdet. Dem Bericht zufolge verursacht Sepsis zudem Behandlungskosten von 32,7 Mrd. Euro jährlich. Der in „The Lancet“ veröffentlichte Bericht unterstreiche die dramatische Sepsis-Belastung und den dringenden Reformbedarf in Deutschland, erklärte die Sepsis Stiftung. So gehen die globalen Schätzungen für das Pandemiejahr 2021 von 166 Millionen Sepsisfällen und 21,4 Millionen Sepsis-bezogenen Todesfällen weltweit und in Deutschland von 211.000 Todesfällen aus. Dies bedeute, dass weltweit jeder dritte Todesfall und in Deutschland jeder fünfte Todesfall durch eine Sepsis bedingt war, erklärte die Stiftung. Deutschland: Sepsis-Sterberate steigt Während die weltweite Sepsis-Sterberate pro 100.000 Einwohner zwischen 1990 und 2019 von 309 auf 182 zurückgegangen ist, ist sie in Deutschland im gleichen Zeitraum von 148 auf 163 pro 100.000 Einwohner angestiegen. Im Jahr 2021 stieg die Rate in Deutschland auf 247 pro 100.000 Einwohner, global auf 270. Die aktuellen Zahlen zeigten, dass die Sepsis-Sterblichkeit in Deutschland in den vergangenen Jahren konträr zur Entwicklung in vielen vergleichbaren Industriestaaten verlief, monierte die Stiftung. Auch die Überlebenschancen bei Sepsis seien in Deutschland signifikant geringer: Die Wahrscheinlichkeit, an einer Sepsis aufgrund eines Harnwegsinfekts zu versterben, sei hierzulande etwa 30 Prozent höher, und bei einer durch eine Infektion im Bauchraum ausgelösten Sepsis seien die Überlebenschancen um 47 Prozent geringer als in der Schweiz, kritisierte die Stiftung Sepsis. Auch bei Neugeborenen sei das Risiko, an einer Sepsis zu versterben, mit 12 Todesfällen pro 100.000 Geburten deutlich höher als beispielsweise in Norwegen (7,5 pro 100.000 Geburten). Kosten und Handlungsaufforderung Die seit 30 Jahren auf hohem Niveau stagnierende Sepsis-Sterblichkeit und die damit verbundenen Langzeitfolgen bedeuteten nicht nur menschliches Leid, sondern verursache auch jährliche Behandlungskosten in Höhe von 32,7 Milliarden Euro, rechnet die Stiftung vor. Diese Summe entspreche etwa 6,5 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben in Deutschland. Die Sepsis Stiftung fordert daher die konsequente Priorisierung von Sepsis im Gesundheitssystem gemäß der von Deutschland 2017 wesentlich vorangetriebenen WHO Sepsis Resolution. Erst Vorreiter, dann stagnierende Umsetzung Die Umsetzung der in anderen Ländern erfolgreichen Maßnahmen und Vorgaben durch Bund, Länder und den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) könnte zu einer Senkung der Sepsis-Sterblichkeit um bis zu 50 Prozent führen, ist die Stiftung überzeugt. Dadurch könnten in Deutschland täglich etwa 190 Sepsistodesfälle vermieden und 370 Betroffene vor schwerwiegenden Langzeitfolgen bewahrt werden. Zudem würde das Gesundheitssystem jährlich um zweistellige Milliardenbeträge entlastet. „Die Bundesregierung fand für ihre Vorreiterrolle bei der Annahme der WHO-Resolution international große Anerkennung. Die bisher fehlende Umsetzung im eigenen Land unterminiert jedoch die Glaubwürdigkeit der Politik. Die nunmehr nicht länger zu leugnende Dimension des Problems bietet für die neue Gesundheitsministerin Nina Warken gemeinsam mit der Bundes- und den Länderregierungen eine große Chance, die meist durch Partikularinteressen geprägten Widerstände gegen eine evidenzbasierte und Gemeinwohl orientierte Gesundheitspolitik zu überwinden“, betont der Vorsitzende der Sepsis Stiftung, Prof. Konrad Reinhart.
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