Wenn Angst vor Nähe und Verletzlichkeit zu zerstörerischem Verhalten führt17. Oktober 2025 Foto: © Mose Schneider – stock.adobe.com Eine Studie von Forschenden der Freien Universität Berlin und Partneruniversitäten zeigt zentrale psychodynamische Mechanismen bei Persönlichkeitsstörungen. Wie kommt es zu dem erratischen, rücksichtlosen oder auch aggressiven Verhalten, das in jüngster Zeit bei einigen in der Öffentlichkeit stehenden Menschen zu beobachten ist? Ein internationales Forschungsteam der Freien Universität Berlin, der Psychologischen Hochschule Berlin und der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel konnte zeigen, dass bestimmte psychodynamische Mechanismen den Kern von Persönlichkeitsstörungen bilden. Die Ergebnisse wurden im „British Journal of Psychiatry“ veröffentlicht. Das Forschungsteam konnte nachweisen, dass insbesondere Schwierigkeiten, Nähe und gegenseitig zufriedenstellende Beziehungen aufzubauen, ein fragiles oder wechselhaftes Selbstbild, Schwierigkeiten, das Erleben und die Motive anderer nachzuvollziehen, sowie primitive Abwehrmechanismen, wie bei negativen Gefühlen andere anzugreifen oder Unbeteiligte als Ursache zu sehen, zentrale Merkmale von Persönlichkeitsstörungen darstellen. Diese psychischen Mechanismen schützen kurzfristig vor belastenden Emotionen, langfristig beeinträchtigen sie jedoch das Zusammenleben erheblich. Oft sind diese Muster auf ungünstige Kindheitserfahrungen zurückzuführen. Neue Ansätze für die Behandlung Die Studie basiert auf umfangreichen Interviews und klinischen Diagnosen bei mehr als 500 Personen in Deutschland und in der Schweiz. Damit liefert sie den Forschenden zufolge nicht nur neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die Entstehung und Struktur von Persönlichkeitsstörungen, sondern auch Ansatzpunkte für Therapie und Prävention. So könnten psychodynamische Konzepte – etwa der Umgang mit Abwehrmechanismen oder der Umgang mit Nähe in Beziehungen – künftig noch gezielter in Behandlungen einfließen, erklären die Studienautoren. „Gerade in einer Zeit, in der politische und gesellschaftliche Krisen oft durch eskalierende Konflikte, Spaltung, Projektion, Angst vor Verletzlichkeit und Nähe sowie mangelndem Einfühlungsvermögen geprägt sind, ist ein besseres Verständnis dieser Mechanismen dringend notwendig“, betont Dr. André Kerber, Psychologe im Arbeitsbereich Klinisch-Psychologische Interventionen der Freien Universität Berlin.
Mehr erfahren zu: "Neue S3-Leitlinie Schizophrenie: Flexiblere Therapieoptionen" Neue S3-Leitlinie Schizophrenie: Flexiblere Therapieoptionen Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. hat die S3-Leitlinie Schizophrenie überarbeitet. Sie erweitert medikamentöse, psychotherapeutische und psychosoziale Behandlungsmöglichkeiten und ermöglicht individuellere Therapien.
Mehr erfahren zu: "Diabetesmedikamente bei Alzheimer- Besserung der Hirnfunktion" Weiterlesen nach Anmeldung Diabetesmedikamente bei Alzheimer- Besserung der Hirnfunktion Eine Studie der Wake Forest University untersucht erstmals Empagliflozin und intranasales Insulin bei Alzheimer-Patienten ohne Diabetes. Ergebnisse zeigen positive Effekte auf Gedächtnis, Gehirngesundheit und Durchblutung.
Mehr erfahren zu: "Wechseljahre: Europäisches Netzwerk erforscht Auswirkungen auf das Gehirn" Wechseljahre: Europäisches Netzwerk erforscht Auswirkungen auf das Gehirn Das Universitätsklinikum Jena koordiniert ein europäisches Doktorandennetzwerk, das die Auswirkungen der Hormonumstellung auf die kognitiven Funktionen und das emotionale Wohlbefinden von Frauen in und nach den Wechseljahren erforscht.