Wie Kindheitstraumata die Gesundheit beeinflussen16. Oktober 2024 Forschende haben untersucht, wie sich Kindheitstraumata auf die Gesundheit auswirken. (Foto: NAKO-Gesundheitsstudie) Mithilfe von Daten der NAKO-Gesundheitsstudie konnten Wissenschaftler der Unimedizin Greifswald (UMG) zeigen, dass traumatische Erfahrungen im Kindesalter mit einem höheren Risiko für körperliche und psychische Erkrankungen im Erwachsenalter verbunden waren. Dieses Erkrankungsrisiko war bei jüngeren Menschen besonders stark ausgeprägt. Auf Basis der Daten von 156.807 Teilnehmenden der NAKO-Gesundheitsstudie haben die Forschenden unter Federführung der UMG den Zusammenhang zwischen Traumata und weiteren Erkrankungen untersucht. „Wir haben uns dabei auf Erkrankungen fokussiert, die eine große persönliche Krankheitslast mit sich bringen und eine gesellschaftliche Relevanz haben“, erklärt Prof. Hans Jörgen Grabe, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiter des Projekts. Dazu gehörten Krebserkrankungen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Typ-2-Diabetes, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Angsterkrankungen und Depression. Mittels Fragebogens gaben die NAKO-Teilnehmenden an, inwiefern sie in ihrer Kindheit Traumata erfahren mussten. Hierbei wurde zwischen verschiedenen Erlebnissen unterschieden: emotionaler, körperlicher und sexueller Missbrauch sowie emotionale und körperliche Vernachlässigung. Das Ergebnis: Ein Drittel der Teilnehmenden mit Kindheitstraumata gab mehrere Traumaarten an, wobei die Kombination emotionaler und körperlicher Traumata am häufigsten geschildert wurde. Die Forschenden fanden heraus, dass Kindheitstraumata insgesamt mit einer höheren Wahrscheinlichkeit verbunden waren, im Erwachsenenalter sowohl psychische als auch körperliche Krankheiten zu entwickeln. Dabei traten psychische Erkrankungen wie Angststörungen und Depression als Folge traumatischer Erlebnisse häufiger auf als körperliche. Alle diese Zusammenhänge waren bei jüngeren Personen besonders stark ausgeprägt, unabhängig von der Art des Kindheitstraumas. „Die Ergebnisse könnten darauf hinweisen, dass Kindheitstraumata umso stärker mit einer Diagnose assoziiert sind, je näher der Erkrankungsbeginn am Zeitpunkt der Traumatisierung liegt“, erklärt Dr. Johanna Klinger-König, verantwortliche Wissenschaftlerin der Studie von der Universitätsmedizin Greifswald. So liege das Erkrankungsalter bei einer Depression etwa meist im frühen Erwachsenenalter. Unterschiede zwischen den Geschlechtern wurden nur für einzelne Erkrankungen beobachtet. Bei den Erkrankungen als Erwachsene gaben Frauen häufiger Krebs-, Angst- und Depressionsdiagnosen an. Männer berichteten häufiger über Diagnosen von Herzinfarkt und Diabetes. „Kindheitstraumata sind individuelle Ereignisse, über die das Opfer wenig bis gar keine Kontrolle hat“, erklärt Grabe. Die Krankheiten, die im Erwachsenenalter in Verbindung mit den Kindheitstraumata auftreten können, seien eine schwere Belastung für die Betroffenen und die Gesellschaft. „Daher ist es wichtig, Kindheitstraumata frühzeitig zu erkennen und gezielte Therapien sowie Präventionsmaßnahmen anzubieten“, betont der Klinikdirektor außerdem.
Mehr erfahren zu: "Schlaf als Schlüssel zum Verständnis von ME/CFS" Schlaf als Schlüssel zum Verständnis von ME/CFS Forschende aus Mannheim untersuchen die Rolle schlafbezogener Biomarker bei der Entstehung der Myalgischen Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom (ME/CFS). Ziel ist es, die Mechanismen und Ursachen der Erkrankung besser zu verstehen, um […]
Mehr erfahren zu: "LWL-Klinikum Marsberg eröffnet Tagesklinik für Kinder und Jugendliche" LWL-Klinikum Marsberg eröffnet Tagesklinik für Kinder und Jugendliche Eine neue Tagesklinik in den Räumlichkeiten des LWL-Klinikums Marsberg bietet zwölf Therapieplätze für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen im Alter von sechs bis 18 Jahren.
Mehr erfahren zu: "Intelligentes Absaugsystem soll die Beatmung Frühgeborener sicherer machen" Intelligentes Absaugsystem soll die Beatmung Frühgeborener sicherer machen Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg entwickeln eine neue Absaugtechnik für die Beatmung von Frühgeborenen.