Wie Sorafenib Muskelschwund verursacht23. Januar 2025 Foto: ©Karin Kaiser/MHH Mit seiner Arbeitsgruppe „Chromatin and SUMO Physiology“ hat Dr. Arnab Nayak von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gezeigt, dass Sorafenib Skelettmuskelzellen aktiv umgestaltet und so eine Kachexie auslöst. Sorafenib wird unter anderem beim Leberzellkarzinom (HCC) und beim Nierenzellkarzinom (RCC) eingesetzt. Der Tyrosinkinase-Inhibitor richtet sich zum einen gegen mehrere am Zellwachstum beteiligte Enzyme, zum anderen gegen die vom Tumor selbst ausgelöste Bildung neuer Blutgefäße. Ausbildung und Funktion der Skelettmuskelfasern gestört Gleichzeitig greift Sorafenib in die epigenetische Regulation in muskelspezifischen Genen ein. Die Forschenden haben einen ungewöhnlichen molekularen Mechanismus in der Transkription aufgedeckt. Dieser führt zu einer gestörten Ausbildung der Skelettmuskelfasern. Außerdem verändert Sorafenib die Mitochondrien in den Muskeln, so dass diese Kraftwerke der Muskelzellen nicht mehr genügend Energie für die Muskelarbeit liefern können. Die Forschenden untersuchten auch die zur gleichen Klasse zählenden Medikamente Nilotinib und Imatinib. Nilotinib wird insbesondere bei Chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) eingesetzt, Imatinib etwa zur Behandlung von Akuter lymphatischer Leukämie (ALL) und Gastrointestinaler Stromatumoren (GIST). „Interessanterweise zeigten diese beiden Tyrosinkinase-Inhibitoren keinen ähnlichen Einfluss auf die Funktion der Muskelzellen“, erläutert Nayak. „Die detaillierten Erkenntnisse aus unserer Studie bilden den Hintergrund und den Rahmen für ähnliche zukünftige Untersuchungen zur Feinabstimmung der chemotherapeutischen Behandlung.” PD Dr. Arnab Nayak. Foto: ©Karin Kaiser/MHH Die richtige Auswahl von Medikamenten mit minimalen Nebenwirkungen oder potenziell schädlichen Auswirkungen, denen entgegengewirkt werden kann, sei nur mit dem Wissen über die zugrundeliegenden betroffenen Signalwege möglich. Daher seien die Auswirkungen dieser Erkenntnisse für die Entwicklung ausgewogener Kombinationstherapien für Betroffene zur Verbesserung der Behandlung von unmittelbarer Bedeutung. Dennoch sei Sorafenib derzeit eines der besten Therapeutika zur Behandlung von HCC und RCC. „Unsere Ergebnisse haben jedoch das Potenzial, neue Therapieschemata zu entwickeln, um die Chemotherapie-induzierte Kachexie zu minimieren“, unterstreicht Nayak.
Mehr erfahren zu: "Erste Ergebnisse zur Gentherapie bei Sichelzellenanämie überzeugen" Erste Ergebnisse zur Gentherapie bei Sichelzellenanämie überzeugen Vorläufige Ergebnisse aus zwei Studien deuten darauf hin, dass die Gentherapie mit Exagamglogene Autotemcel bei Kindern unter zwölf Jahren eine wirksame Heilung der Beta-Thalassämie und Sichelzellenanämie ermöglicht.
Mehr erfahren zu: "Vor Erstverschreibung von Clopidogrel: Britische Leitlinie empfiehlt Gentest" Vor Erstverschreibung von Clopidogrel: Britische Leitlinie empfiehlt Gentest Als Prodrug wird die Wirksamkeit von Clopidogrel von dem individuellen Spiegel des Enzyms CYP2C19 bestimmt. Um diesen zu ermitteln, empfiehlt eine britische Leitlinie nun einen Gentest vor Erstverschreibung des Medikaments.
Mehr erfahren zu: "Nach Hepatitis-A-Fällen in Tschechien keine Häufung in Deutschland" Nach Hepatitis-A-Fällen in Tschechien keine Häufung in Deutschland Tschechien meldete zuletzt mehr als 2800 Hepatitis-A-Fälle. Vermehrt nach Deutschland eingetragen werden solche Infektionen bisher wohl nicht.