Xylit schützt nicht vor akuten Mittelohrentzündungen

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Xylitol ist ein häufig verwendeter Süßstoff, beispielsweise in Kaugummis, und hat sich in der Prävention von Karies bewährt. Zum Schutz vor akuten Mittelohrentzündungen eignet sich der Birkenzucker jedoch nicht, wie eine kleine Studie aus Kanada andeutet.

In der Vergangenheit haben verschiedene Studie darauf hingedeutet, dass Birkenzucker nicht nur Karien, sondern auch der akuten Otitis media (AOM) vorbeugen kann. Ein kanadisches Forscherteam hat nun erneut untersucht, ob die regelmäßige Verwendung von Xylit zur Vorbeugung von AOM, Infektionen der oberen Atemwege (Upper Respiratory Tract Infection, URTI) und Zahnkaries geeignet ist – und dabei kein überzeugendes Ergebnis erhalten.

Für die verblindete, randomisierte, kontrollierte Studie, die sich über sechs Monate erstreckte, rekrutierten die Forschenden um Navindra Persaud vom St Michael‘s Hospital in Toronto, Kanada, 250 Kinder im Alter von ein bis fünf Jahren, die zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Studie weder Xylitol noch Sorbitol verwendeten. Zum Zeitpunkt der Rekrutierung betrug das Durchschnittsalter der Kinder 38±14 Monate, 124 Teilnehmende waren Mädchen (50 %). Die Kinder wurden nach dem Zufallsprinzip einem Placebosirup mit Sorbit oder einem Xylitsirup zugeteilt, den sie sechs Monate lang zweimal täglich einnehmen sollten. Primäres Studienoutcome war die Anzahl der vom Arzt diagnostizierten AOM-Episoden über sechs Monate. Sekundäre Outcomes waren URTIs und Zahnkaries, die von den Betreuern gemeldet wurden.

Während der Beobachtungsphase traten bei den 125 Teilnehmern der Placebogruppe drei klinisch diagnostizierte AOM-Episoden auf, in der Xylitgruppe waren es sechs (OR 2,04; 95 %-KI 0,43–12,92; p=0,50). Hinsichtlich der Zahl gemeldeter URTI-Episoden bestand zwischen der Placebo- (4,2/Teilnehmer über 6 Monate; 95 %-KI 3,6–5,0) und der Xylitol-Gruppe (3,7/Teilnehmer über 6 Monate; 95 %-KI 3,2–4,4) kein Unterschied (RR 0,88; 95 %-KI 0,70–1,11). Zahnkaries wurde bei vier Teilnehmern in der Placebogruppe und bei zwei in der Xylitgruppe festgestellt (OR 0,42; 95 %-KI 0,04–3,05; p=0,42). In einer Post-hoc-Analyse der URTI während der COVID-19-Pandemie betrug die Rate in der Placebogruppe (n=59) 2,3/Teilnehmer über sechs Monate (95 %-KI 1,8–3,0) vs. 1,3/Teilnehmer über sechs Monate in der Xylitgruppe (n=55; 95 %-KI 0,92–1,82; RR 0,56; 95 %-KI 0,36–0,87). Die häufigste unerwünschte Nebenwirkung war Durchfall (28 % unter Placebo; 34 % unter Xylitol).

„Die regelmäßige Einnahme von Xylitol konnte in unserer Studie mit begrenzter statistischer Aussagekraft weder AOM, URTIs noch Zahnkaries verhindern“, resümieren die Autoren. Eine Post-hoc-Analyse deutete jedoch darauf hin, dass während der COVID-19-Pandemie bei Xylitol-Exposition URTI seltener auftraten. (ej)