Zahl der Kinder mit Bluthochdruck hat sich verdoppelt14. November 2025 Experten empfehlen auch für Kinder und Jugendliche eine regelmäßige Kontrolle des Blutdruckes. (Foto: © Microgen stock.adobe.com) Der Anteil an Kindern und Jugendlichen mit Bluthochdruck hat sich zwischen 2000 und 2020 weltweit fast verdoppelt, wie eine große Studie in „The Lancet Child & Adolescent Health“ nahelegt. Demnach litten im Jahr 2000 etwa 3,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 19 Jahren an Bluthochdruck. Bis 2020 ist diese Prävalenz auf mehr als 6,2 Prozent gestiegen, was 114 Millionen junge Menschen weltweit betrifft. Die Studie legt nahe, dass Fettleibigkeit ein wesentlicher Faktor für den Anstieg des Bluthochdrucks bei Kindern ist. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? „Die annähernde Verdopplung der Bluthochdruckrate bei Kindern innerhalb von 20 Jahren sollte bei Gesundheitsdienstleistern und Betreuern die Alarmglocken läuten lassen“, erklärte der Autor der Studie, Prof. Igor Rudan, Direktor des Centre for Global Health Research am Usher Institute der Universität Edinburgh (Großbritannien). „Die gute Nachricht ist jedoch, dass wir jetzt Maßnahmen ergreifen können, wie die Verbesserung der Vorsorge- und Präventionsmaßnahmen, um den Bluthochdruck bei Kindern zu kontrollieren und das Risiko weiterer gesundheitlicher Komplikationen in der Zukunft zu verringern.“ Auf der Grundlage einer Metaanalyse von Daten aus 96 groß angelegten Studien mit mehr als 443.000 Kindern in 21 Ländern fanden die Forscher heraus, dass die Art und Weise, wie der Blutdruck bei Heranwachsenden gemessen wird, die Prävalenzschätzungen beeinflussen kann. Wenn Bluthochdruck bei mindestens drei Praxisbesuchen bestätigt wurde, lag die Prävalenz bei etwa 4,3 Prozent. Zogen die Forschenden jedoch auch Untersuchungen außerhalb der Praxis, wie ambulante oder häusliche Blutdruckmessungen, mit in die Analyse ein, stieg die Prävalenz von anhaltendem Bluthochdruck auf etwa 6,7 Prozent. Maskierter Bluthochdruck möglicherweise unterdiagnostiziert Entsprechend folgern die Studienautoren, dass Erkrankungen wie maskierter Bluthochdruck – bei denen Bluthochdruck bei Routineuntersuchungen nicht erkannt wird – weltweit fast 9,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen betreffen und damit möglicherweise unterdiagnostiziert sind. Gleichzeitig schätzten die Forschenden die Prävalenz der sogenannten Weißkittelhypertonie auf 5,2 Prozent. Dies deute darauf hin, dass ein erheblicher Anteil der Kinder möglicherweise falsch klassifiziert werde, so die Autoren. „Bluthochdruck im Kindesalter ist häufiger als bisher angenommen, und wenn man sich ausschließlich auf traditionelle Blutdruckmessungen in der Arztpraxis verlässt, wird die tatsächliche Prävalenz wahrscheinlich unterschätzt oder es kommt zu Fehldiagnosen. Eine frühzeitige Erkennung und ein verbesserter Zugang zu Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten sind wichtiger denn je, um Kinder zu identifizieren, die an Bluthochdruck leiden oder dafür gefährdet sind. Die Behandlung von Bluthochdruck im Kindesalter ist entscheidend, um zukünftige gesundheitliche Komplikationen zu verhindern, wenn Kinder ins Erwachsenenalter übergehen“, erklärte die Studienautorin Dr. Peige Song von der Medizinischen Fakultät der Zhejiang-Universität (China). Risikofaktor Prähypertonie Die Analyse legt weiterhin nahe, dass Kinder und Jugendliche mit Adipositas ein fast achtmal höheres Risiko haben, an Bluthochdruck zu erkranken. So leiden etwa 19 Prozent der Kinder mit Adipositas an Bluthochdruck, verglichen mit 2,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen, deren Gewicht als gesund eingestuft wird. Die Studie deutet auch darauf hin, dass weitere 8,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen eine Prähypertonie haben. Prähypertonie tritt besonders häufig im Jugendalter auf, wobei die Rate bei Teenagern etwa 11,8 Prozent beträgt, verglichen mit etwa sieben Prozent bei jüngeren Kindern. Der Blutdruck steigt in der frühen Jugend ebenfalls stark an und erreicht seinen Höhepunkt im Alter von etwa 14 Jahren, insbesondere bei Jungen. Dieses Muster unterstreicht die Bedeutung regelmäßiger Blutdruckmessungen in diesen kritischen Jahren. Kinder und Jugendliche mit Prähypertonie entwickeln mit höherer Wahrscheinlichkeit eine vollständige Hypertonie. Erhöhter Blutdruck bei Kindern darf nicht unentdeckt bleiben In einem begleitenden Kommentar schreibt Rahul Chanchlani von der McMaster University (Kanada), der nicht an der Studie beteiligt war: „Harmonisierte Diagnosekriterien, eine erweiterte Überwachung außerhalb der Arztpraxis und eine kontextsensitive Überwachung sind wesentliche nächste Schritte. Die Aufklärung von Gesundheitsdienstleistern, Familien und politischen Entscheidungsträgern ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Die Integration und Umsetzung von Bluthochdruck bei Kindern in umfassendere Strategien zur Prävention nicht übertragbarer Krankheiten ist eine Priorität, da kardiovaskuläre Risiken nicht erst im mittleren Alter, sondern bereits in der Kindheit beginnen. Die vor uns liegende Aufgabe ist klar: Es muss sichergestellt werden, dass kein erhöhter Blutdruck bei Kindern unentdeckt, unerkannt oder unbehandelt bleibt.“
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