Zell-Umgebung beeinflusst Art des Lebertumors19. September 2018 Prof. Lars Zender, Universitätsklinikum Tübingen. (Foto: © Britt Moulien / Uniklinikum Tübingen) Ein Forscherteam um Prof. Lars Zender vom Universitätsklinikum Tübingen und dem Deutschen Krebskonsortium (DKTK) konnte zeigen, dass das zelluläre Umfeld mit seinen absterbenden Leberzellen richtungsweisend dafür ist, welchen Weg die Tumorzellen einschlagen. Das Leberzellkarzinom stellt weltweit die zweithäufigste Krebstodesursache dar. Zwei unterschiedliche Formen decken das Gros der Erkrankungen ab: Rund 10 bis 20 Prozent der Betroffenen entwickeln innerhalb der Leber ein Gallengangskarzinom (Cholangiozelluläres Karzinom [ICC]), der weitaus größere Anteil der Leberkrebserkrankungen entfällt auf das Leberzellkarzinom (Hepatozelluläres Karzinom [HCC]). Auffällig war, dass in den letzten Jahren vor allem die Zahl der Patienten mit dem aggressiveren Gallengangskarzinom zunahm, obwohl keine unterschiedlichen Risikofaktoren auszumachen waren. Ein Forscherteam um Prof. Lars Zender vom Universitätsklinikum Tübingen und Deutschen Krebskonsortium (DKTK) konnte nun zeigen, dass das zelluläre Umfeld mit seinen absterbenden Leberzellen richtungsweisend dafür ist, welchen Weg die Tumorzellen einschlagen. Während bei vielen anderen Krebserkrankungen die Fortschritte bei der Früherkennung und Behandlung zu einer Senkung der Sterblichkeit geführt haben, ist bei Patienten, die an einem Krebs innerhalb der Leber erkrankt sind weiter eine dramatische Zunahme der Sterblichkeit zu verzeichnen. Besonders die in westlichen Ländern zunehmend verbreitete Fettleber führt inzwischen bei vielen Patienten zu chronisch vorgeschädigten Lebern, die ein Risikofaktor für Leberkrebs sind. Auffallend war, dass bei gleicher Vorbelastung und Risikofaktoren zum einen das Leberzellkarzinom und zum anderen das Gallengangskarzinom auftraten. Beide Krebserkrankungen sind unterschiedlich und werden auch unterschiedlich behandelt. Als entscheidend für die Entwicklung der jeweiligen Krebsart erwies sich die Umgebung der Krebszellen, insbesondere die spezielle Form von Zelltod, die in der direkten Umgebung der Zellen auftrat. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass Vorstufen von Krebszellen, in deren Umgebung Zellen durch Apoptose – den klassischen Zelltod – zugrunde gingen, sich zu einem Leberzellkarzinom entwickelten. Angehende Krebszellen, in deren Umgebung Zellen durch Nekroptose absterben, führten zu einem Gallengangskarzinom. Bei der Nekroptose löst sich die Zellhülle auf und der Zellinhalt verursacht Entzündungen in der Umgebung der Krebszelle, während sich beim klassischen programmierten Zelltod kleine Vesikel bilden, die vom Immunsystem beseitigt werden. Die Ergebnisse konnten sowohl im Mausmodell als auch an humanen Gewebeproben verifiziert werden. Krebsforscher Xin Wei Wang vom amerikanischen Laboratory of Human Carcinogenesis (Center for Cancer Research, National Cancer Institute, Bethesda), steuerte dazu wichtige humane Analysedaten bei und Oliver Bischof, einer der weltweit führenden Epigenetiker vom Pariser Institut Pasteur (Laboratory of Nuclear Organization and Oncogenesis), konnte aufzeigen, wie die Mikroumgebung auf die Krebszelle einwirkt. Was bedeuten die Erkenntnisse für die klinische Praxis? „Künftige Forschungsarbeiten müssen untersuchen, ob die direkte Zellumgebung nicht nur die Art der Tumorentstehung beeinflusst, sondern auch die Therapie“, so Zender. Unter der Behandlung von HCC mit einer Chemoembolisation wurde bereits beobachtet, dass sich der ursprüngliche Leberkrebs zum Teil in ein Gallengangskarzinon umwandeln kann. Dieses könnte eine Ursache sein, warum der Krebs nicht mehr auf die ursprüngliche Therapie anspricht. „Möglicherweise sind wir hier einem Therapieresistenzmechanismus von Leberkrebs auf der Spur“, so der renommierte Onkologe und „wir versprechen uns für die Zukunft von den Erkenntnissen mögliche Hinweise für die Therapie“.
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