Angeborene Zwerchfellhernie: Abnorme Flussmuster durch den Ductus arteriosus als Risikomarker für ECMO-Bedarf

Neugeborenes mit EKG-Elektroden im Inkubator. (Foto: © July – stock.adobe.com)

Ein europäisches Forscherteam unter der Leitung Bonner Wissenschaftler hat untersucht, ob das Flussmuster durch den Ductus arteriosus (DA) bei Neugeborenen mit kongenitaler Zwerchfellhernie (CDH) mit der Notwendigkeit einer extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) oder Tod in Zusammenhang steht.

Dazu werteten sie retrospektiv DA-Flussmuster in Echokardiogrammen, die innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt aufgenommen wurden, durch Messung der Flusszeit und des Geschwindigkeits-Zeit-Integrals (VTI) sowohl für die Links-Rechts(LR)- als auch für die Rechts-Links(RL)-Komponente des duktalen Shunts aus. Die Studienkohorte bestand aus 139 Neugeborenen mit CDH, die zwischen März 2009 und Mai 2021 geboren worden waren und auf einer deutschen Neugeborenen-Intensivstation Level III behandelt wurden. Als Marker für abnorme Flussmuster definierten Bartolomeo Bo vom Universitätsklinikum Bonn und Kollegen ein VTI-Verhältnis (VTILR/VTIRL) <1,0 und eine relative RL-Flusszeit (FlusszeitRL/[FlusszeitLR+FlusszeitRL]) >33 Prozent. Primärer Studienendpunkt war die Notwendigkeit einer ECMO, sekundärer Outcomeparameter war der Tod.

Bei Auswertung der Echokardiogramme fanden die Forschenden bei 72 Patienten (51,8 %) ein VTI-Verhältnis <1,0, bei 73 (52,5 %) eine relative Flusszeit RL >33 Prozent, 59 Patienten (42,4 %) wiesen eine Veränderung beider Werte auf. Eine ECMO benötigten 52 (37,4 %) der Kinder, 27 Patienten (19,4 %) starben. Die höchste diagnostische Genauigkeit für die Notwendigkeit einer ECMO (Sensitivität 82,7 %, Spezifität 66,7 %, negativer prädiktiver Wert [NPV] 86,6 % und positiver prädiktiver Wert [PPV] 59,7 %) sowie für Tod (Sensitivität 77,8 %, Spezifität 54,5 %, NPV 91,0 % und PPV 29,2 %) fanden die Wissenschaftler für ein VTI-Verhältnis <1,0. Bei Patienten mit einem VTI-Verhältnis <1,0 war die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine ECMO benötigten, 4,7-mal höher, und die Wahrscheinlichkeit zu sterben, 3,3-mal höher. Die VTI-Ratio-Werte korrelierten signifikant mit dem Schweregrad der pulmonalen Hypertonie (PH) (r -0,516; p<0,001).

Die Autoren schlussfolgern, dass ein VTI-Verhältnis <1,0 einen wertvollen Schwellenwert zur Identifizierung von CDH-Neugeborenen mit hohem Risiko darstellt. (ej)