Antibiotika vor Lebertransplantationen führen zu besseren Ergebnissen29. Juli 2019 Foto: © JLPfeifer/Adobe Stock US-amerikanische Wissenschaftler haben in Versuchen an Mäusen herausgefunden, dass eine zehntägige Gabe von Antibiotika vor einer Lebertransplantation zu einer besseren Leberfunktion nach dem Eingriff führt. Nach dem Abschluss des Mausmodells stellten die Wissenschaftler bei der Auswertung der Daten von Lebertransplantationen, die zwischen Oktober 2013 und August 2015 im Ronald Reagan UCLA Medical Center durchgeführt worden waren, fest, dass dasselbe Phänomen auch beim Menschen auftritt. Die Daten menschlicher Patienten zeigten sogar, dass diejenigen, die vor ihrer Operation in einem schlechterem Gesundheitszustand gewesen waren, aber vor der Operation Antibiotika erhalten hatten, nach ihrer Transplantation besser abschnitten als die Patienten, die vor ihrer Operation gesünder waren, aber keine Antibiotika erhielten. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die Antibiotika Entzündungen auslösende Bakterien hemmten, die wiederum eine Abstoßung von Organen hervorrufen können. Insbesondere stellten die Studienautoren fest, dass sowohl bei Mäusen als auch beim Menschen die Antibiotikabehandlung vor einer Transplantation Schäden verringerte, die auftreten könnten, wenn der Blutfluss zur Leber nach einem Zeitraum ohne Sauerstoff wiederhergestellt wird. Zudem reduzierten präoperative Antibiotika Entzündungen und Zellschäden, während sie den Abtransport beschädigter Zellen beschleunigten. Infolgedessen war die Leberfunktion besser als bei Mäusen und menschlichen Patienten, die vor einer Transplantation keine Antibiotika erhalten hatten. Studien in den letzten vier Jahren an der University of Chicago und der University of Maryland haben gezeigt, dass bei Mäusen, die vor der Haut- oder Herztransplantation Antibiotika erhielten, die Transplantate länger überlebten, ohne abgestoßen zu werden, als bei Mäusen, die vor der Operation keine Antibiotika erhalten hatten. In diesen Studien konnten die Forscher einige Bakterien identifizieren, die für erfolgreichere Transplantationen zu sorgen schienen. Bei den Mäusen, die 10 Tage vor der Transplantation Antibiotika erhalten hatten, zeigten die Lebern weniger Schäden als bei Mäusen, denen vor dem gleichen Eingriff keine Antibiotika verabreicht wurden. „Die Lebern der Mäuse, die Antibiotika erhielten, wurden vor Transplantationsschäden und späterer Abstoßung geschützt, da die Antibiotika die Mikrobiome ihrer Wirte veränderten, was wiederum den Zellschutz stimulierte“, sagt Dr. Jerzy Kupiec-Weglinski, Seniorautor der Studie. Um die Wirkung der Antibiotika weiter zu bestätigen, transplantierten die Forscher Fäzes der unbehandelten Mäuse in diejenigen, denen das Medikament verabreicht worden war. Die Mäuse, bei denen ein solcher Fäzestransport durchgeführt worden war, erlitten entzündliche Schädigungen der Leber, obwohl sie bereits zu Beginn des Experimentes Antibiotika erhalten hatten. „Das hat gezeigt, dass der durch Antibiotika vermittelte Nutzen eindeutig mit den Mikrobiota zusammenhängt“, sagt Kupiec-Weglinski. In die Studie eingeschlossen wurden Daten von 264 Personen, die eine Lebertransplantationen erhalten hatten. 156 Personen, waren aufgrund einer Erkrankung 10 oder länger vor der Transplantation mit Antibiotika behandelt worden, 108 Patienten hatten weniger als zehn Tage lang oder gar keine Antibiotika eingenommen. „Zu unserer großen Überraschung funktionierten die Lebertransplantate bei Patienten, die sehr krank waren und eine längere Antibiotikatherapie gebraucht hatten, besser“, sagt Kupiec-Weglinski. Die Forscher konzentrierten sich dann auf Patienten, denen vor der Transplantation ein spezifisches Antibiotikum, Rifaximin, verabreicht worden war. Um eine größere Stichprobe zu erhalten, analysierte das Team dabei die Daten aus einem längeren Zeitraum (Januar 2013 bis Juli 2016) als dem, aus dem die ursprüngliche Gruppe von UCLA-Patienten stammte. Sie stellten fest, dass bei Patienten, die Rifaximin erhielten, ein frühes Transplantatversagen deutlich verzögert oder gar verhindert wurde. Obwohl die Kombination aus Daten von Patienten und Mäusen die Vorteile einer verlängerten Behandlung mit Antibiotika vor einer Transplantation belegen, schreiben die Forscher, dass die Ergebnisse über einen kurzen Zeitraum – nur 10 Tage oder weniger nach der Transplantation – erhoben wurden und somit längerfristige Studien erforderlich seien, um die Resultate zu untermauern. Kupiec-Weglinski erklärt außerdem, dass diese den Weg für weitere Forschungsarbeiten bereite. In diesen könne ermittelt werden, welche Mikroorganismen die Leberfunktion nach der Transplantation schützen und welche Bakterien bekämpft werden müssen, um ihre negative Wirkung zu einzuschränken.
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