Der Einfluss von Hormonen bei androgenetischer Alopezie1. Juli 2019 Foto: © ipopba – Adobe Stock Lichtet sich bei Frauen das Haar, kann das ein unliebsames Erbe sein. Doch auch eine Hormonstörung kann die Ursache sein. Eine sorgfältige Abklärung hilft dabei die richtige Therapie zu finden. Erhöhte Empfindlichkeit oder Hormonstörung? „Bei der androgenetischen Alopezie kann es sowohl zu einem übermäßigen Ausfall der Haare als auch zu einem gestörten beziehungsweise unzureichenden Nachwachsen normal ausfallender Haare kommen“, erläutert Dr. Lutz. Diese Form der Haarwachstumsstörung kann anlagebedingt sein. „Heute geht man davon aus, dass die Ursache eine genetisch bedingte erhöhte Sensitivität der Haarfollikel auf das Hormon 5alpha-Dihydrotestosteron ist“, erklärt Lutz. Dieses Hormon zählt zu den Androgenen. Aufgrund der Überempfindlichkeit der Haarfollikel kommt es zu einer verkürzten Wachstumsphase der Haare, was bei Fortschreiten des Degenerationsprozesses zu einem kompletten Untergang der Haarfollikel führt. Neben einer gründlichen Erhebung der Vorgeschichte und der klinischen Inspektion ist der Ausschluss einer Funktionsstörung der Schilddrüse wichtig. Bei jedem Haarausfall sollte auch ein Eisen-, Zink-, Vitamin D- und Biotin-Mangel abgeklärt werden. Zudem empfiehlt Lutz seinen Patientinnen mit androgenetischer Alopezie, den Hormonstatus bestimmen zu lassen, denn auch eine Hyperandrogenämie kann ursächlich sein. Oft gehen mit diesem Vorliegen vermehrter männlicher Geschlechtshormone auch weitere Anzeichen wie Hirsutismus oder Zyklusunregelmäßigkeiten einher. Sehr selten ist ein Androgen-produzierender Tumor die Ursache. Liegt keine Hyperandrogenämie vor, empfiehlt Lutz Patientinnen mit androgenetischer Alopezie eine alleinige äußerliche Therapie. Mittel der ersten Wahl ist Minoxidil, das durch eine vermehrte Durchblutung und Neueinsprossung von Gefäßen das Haarwachstum anregen soll. Alternativ kann auch Alfatradiol eingesetzt werden. Bei gesicherter Hyperandrogenämie rät Lutz zusätzlich zu einer antiandrogenen Therapie. Die Blutwerte sollten regelmäßig überprüft und die Therapieempfehlungen bei Bedarf angepasst werden. Wichtig: richtige Auswahl der Pille Hormonelle Kontrazeptiva sollten frei von Norethisteronacetat sein, da dieses Gestagen aufgrund seiner restandrogenen Wirkung nach Erfahrungen des Dermatologen Lutz das Haarwachstum beeinträchtigen und die Alopezie noch verstärken oder sogar hervorrufen kann. Auch reines Gestagen zur Empfängnisverhütung könne sich ungünstig auf das Haarwachstum auswirken. Aber auch bei Präparaten, die Ethinylestradiol enthalten, findet sich häufig im Beipackzettel der Hinweis auf möglichen Haarausfall. Deshalb sind hormonelle Kontrazeptiva mit einem geringen Ethinylestradiol-Gehalt zu bevorzugen, sofern dies von gynäkologischer Seite vertretbar ist. Auch bei einer Hormonersatztherapie in der Menopause sei auf eine möglichst geringe und gegebenenfalls nur zyklische Gestagen-Medikation zu achten.
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