DGfN: Warum Deutschland ein Zentrum für Nierengesundheit braucht11. März 2025 Foto: © motortion/stock.adobe.com Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e. V. (DGfN) appelliert an die neue Bundesregierung und setzt sich für die Gründung eines Deutschen Zentrums für Nierengesundheit (DZNG) ein. Laut der DGfN könnten durch Prävention und gezielte Früherkennung nicht nur viele schwere Krankheitsverläufe verhindert, sondern auch erhebliche Kosten eingespart werden. Denn chronische Nierenkrankheiten stehen auch in engem Zusammenhang mit anderen Volkskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Klimawandelbedingte Faktoren wie Hitzebelastung und Feinstaub dürften das Problem in Zukunft noch verschärfen. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, die generell ein höheres Risiko für Nierenerkrankungen haben, aber auch junge Menschen mit erblicher Vorbelastung, heißt es in der Pressemitteilung. DGfN: Massiver Ressourcenverbrauch durch Dialyse Die Dialyse, so die DGfN weiter, ist nicht nur eine enorme Belastung für die Patienten, sondern auch für die Umwelt. Weltweit verursacht die Hämodialyse jährlich über 230 Milliarden Liter Wasserverbrauch, 2,43 Milliarden kWh Stromverbrauch und 1,3 Milliarden Tonnen Plastikmüll – ein weiteres Argument für bessere Forschung, Behandlung und Prävention. Deutschland ist in der nephrologischen Forschung international führend, betont die DGfN. Es fehle jedoch eine nationale Institution, die wissenschaftliche Erkenntnisse bündelt und effizient in die Praxis umsetzt. Diese Lücke könnte laut DGfN ein Deutsches Zentrum für Nierengesundheit (DZNG) schließen. Ziel sei es dabei, eine frühzeitige und optimale Versorgung nierenkranker Patienten zu gewährleisten, neue Präventionsstrategien zu etablieren und innovative Therapien weiterzuentwickeln. Ziele des DZNG:• Aufbau eines Studiennetzwerks und die Entwicklung einer proaktiven Studienkultur einschließlich einer gemeinsamen Datenplattform• Ausbau von Registern für seltene Nierenerkrankungen, die molekulare und klinische Daten miteinander verknüpfen• Auf- und Ausbau sowie Verknüpfung eines Dialyse- und Transplantationsregisters• Entwicklung fortschrittlicher Versorgungs- und Unterstützungsstrukturen für die Krankheitsbewältigung der Betroffenen• Überprüfung der Übertragbarkeit von experimentellen Befunden auf den Menschen• Gründung von Start-ups zur Umsetzung innovativer Therapien Geplante Struktur des DZNG:Das DZNG soll laut DGfN das gesamte Spektrum der Nierenkrankheiten bei Kindern und Erwachsenen auf höchstem Niveau abdecken. In diesem Zentrum sollen sich Nierenforscher aus sieben universitären Standorten mit Partnereinrichtungen in Deutschland vernetzen können. Partnereinrichtungen sind nephrologische Schwerpunktkliniken, universitäre pädiatrische Nierenzentren sowie ausgewählte Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft und der Leibnitz- und Max-Planck-Institute sowie der Bundesverband Niere e. V.. Auch ambulanten und anderen stationären nephrologischen Einrichtungen soll eine strukturierte Partnerschaft ermöglicht werden, um möglichst viele junge und ältere Patienten auch mit seltenen Nierenkrankheiten in relevante Studien zu integrieren. Zahl der Dialysepatienten mittelfristig halbieren „Die Notwendigkeit eines DZNG ergibt sich aus der aktuellen Versorgungssituation“, sagt Prof. Martin K. Kuhlmann, Präsident der DGfN und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin der Nephrologie am Vivantes Klinikum im Friedrichshain in Berlin. Die neue Bundesregierung müsse in ihren Koalitionsverhandlungen den Rahmen für die Gründung eines solchen Zentrums schaffen, sagt er. Nur mit einer gebündelten Forschungs- und Versorgungsstrategie könne die zunehmende Belastung des Gesundheitssystems und der Umwelt durch CKD langfristig reduziert werden. „Der gesundheitspolitische Handlungsbedarf ist groß – jetzt müssen die Weichen für eine bessere Nierengesundheit in Deutschland gestellt werden. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, die Zahl der Dialysepatienten und den Bedarf an Nierentransplantationen kurzfristig deutlich zu senken und mittelfristig zu halbieren“, so Kuhlmann. Quellenangaben:Stolpe, S et al., High Unawareness of Chronic Kidney Disease in Germany. Int. J. Environ. Res. Public Health 2021, 18, 11752.Eckardt KU et al., Evolving importance of kidney disease: from subspeciality to global health burden. Lancet 2013.Gandjour A et al., Costs of patients with chronic kidney disease in Germany. PloS One, 2020.Stenvinkel, P et al., A Planetary Health Perspective for Kidney Disease. Kidney Int 98, 2020, 261-265.
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