Erdnussallergie: SLIT ist auch bei Kleinkindern sicher und wirksam19. Oktober 2023 Foto: © triocean – stock.adobe.com Eine dreijährige klinische Studie hat gezeigt, dass die sublinguale Immuntherapie (SLIT) bei Kindern mit Erdnussallergie im Alter von ein bis vier Jahren sicher ist. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit einer Desensibilisierung und Remission umso größer, je früher die Behandlung beginnt. Laut Studienleiter Edwin Kim, MD, Professor für Pädiatrie an der University of North Carolina (UNC) School of Medicine in Chapelhill, USA, ist dies die erste randomisierte, kontrollierte Studie, die in dieser jungen Altersgruppe die Wirksamkeit und Durchführbarkeit der SLIT bei Ergnussallergie untersucht. An der Studie, die im „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ veröffentlicht wurde, nahmen erdnussallergische Kinder im Alter von ein bis vier Jahren teil, die nach dem Zufallsprinzip mit 4-mg-Erdnuss-SLIT im Vergleich zu Placebo behandelt wurden. Insgesamt wurden 50 Teilnehmer (40 am UNC Medical Center, zehn am University of Texas Southwestern Medical Center, USA) in die Studie aufgenommen. Die Teilnehmer wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert, wobei 25 die Erdnuss-SLIT und 25 das Placebo erhielten. Bei diesem Ansatz wird die Behandlung in Form einer kleinen Menge Flüssigkeit unter die Zunge verabreicht, anstatt Erdnussmehl mit anderen Nahrungsmitteln zu vermischen und dann zu essen, wie es bei der oralen Immuntherapie (OIT) der Fall ist. Die Desensibilisierung gegenüber Erdnüssen wurde nach drei Jahren Behandlung durch eine doppelblinde, placebokontrollierte Lebensmittelprüfung (DBPCFC) bewertet. Die Ergebnisse zeigten, dass die Erdnuss-SLIT bei der Behandlung von erdnussallergischen Kleinkindern hochwirksam sein kann: Fast 80 Prozent der Kinder tolerierten nach Abschluss der Behandlung 15 Erdnüsse ohne allergische Symptome. Da die meisten typischen erdnussallergischen Reaktionen durch bereits durch eine Erdnuss oder weniger ausgelöst werden, deuten diese Ergebnisse auf einen starken Schutz vor einer Exposition gegenüber Erdnüssen hin. Darüber hinaus belegten die Forscher, dass eine Remission der Erdnussallergie nach der Erdnuss-SLIT möglich ist: 63 Prozent der Kleinkinder behielten ihren Schutz drei Monate nach Beendigung der Behandlung bei. Diese neuen Ergebnisse zeigten, dass eine frühe Intervention mit Erdnuss-SLIT vielversprechend ist und eine weitere Entwicklung rechtfertige, erklärten die Forschenden. „Aufgrund unserer früheren Studien an älteren Kindern waren wir optimistisch, dass die Erdnuss-SLIT bei Kleinkindern einen ähnlichen Behandlungseffekt haben könnte“, sagte Kim, Leiter der Abteilung für pädiatrische Allergie und Immunologie und Direktor der UNC Food Allergy Initiative. „Was wir herausgefunden haben, war jedoch noch besser. Die Desensibilisierungswerte, die wir feststellten, waren höher als erwartet und entsprachen den Werten, die wir normalerweise nur bei einer oralen Immuntherapie erwarten würden. Ebenso wichtig ist, dass die Wirkung nicht schnell nachließ, sondern dass mehr als 60 Prozent der Patienten auch drei Monate nach Beendigung der Behandlung noch geschützt waren.“ Eine der vermeintlichen Stärken des SLIT-Ansatzes im Vergleich zur OIT ist seine allgemeine Sicherheit und einfache Verabreichung. Auch wenn die meisten Nebenwirkungen der OIT-Behandlung leicht bis mäßig sind, treten auch schwere Reaktionen auf, die eine Notfallbehandlung erfordern. „Die Erdnuss-OIT wird von immer mehr Allergologen angeboten. Es zeigt sich jedoch, dass neben dem bekannten Risiko allergischer Reaktionen auch die tatsächliche Durchführung der OIT für viele Familien sehr schwierig sein kann“, sagte Kim. „Die Erdnuss-SLIT könnte eine gute Option sein, da sie ein vergleichbares Schutzniveau bieten könnte und dabei sicher und einfacher zu verabreichen ist.“ Verglichen mit der OIT sei die SLIT wahrscheinlich eine sicherere Option, so Kim, denn die häufigste Nebenwirkung sei der Juckreiz im Mund. „Trotz der Bemühungen, Erdnüsse in der frühen Kindheit einzuführen, um eine Allergie zu verhindern, bleibt die Erdnussallergie eine der häufigsten Nahrungsmittelallergien“, erklärte Kim. „Ein Ergebnis der frühen Einführung von Erdnüssen ist, dass wir die entsprechende Allergie in einem immer jüngeren Alter diagnostizieren, sodass es von entscheidender Bedeutung ist, Behandlungen zu entwickeln, die sicher und wirksam sind, um allergische Reaktionen bei diesen kleinen Kindern zu verhindern.“ Die Studie wurde von den National Institutes of Health und Food Allergy Research and Education (FARE) finanziert.
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