Frühe postoperative Opioidverabreichung und schmerzbezogene Patient-Reported-Outcomes

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Nur wenige klinische Studien haben bislang die Wirksamkeit von Opioiden in frühen postoperativen Phasen untersucht, wobei besonders die Frage zum Risiko-Nutzen-Verhältnis der perioperativen Opioidanalgesie umstritten ist.

Um nun die Wirksamkeit einer frühzeitigen ­Opioidverabreichung in dieser Phase auf Basis einer großen Anzahl von Operationen in der Routineversorgung zu analysieren, hat ein Team um Prof. Winfried Meissner von der Universitätsklinik Jena, die schmerzbezogenen Outcomes von Patienten verglichen, die mit unterschiedlichen frühen Opioidgaben behandelt worden waren.

Patientenkohorte aus 392 chirurgischen Stationen in Deutschland

Für die Beobachtungsstudie analysierten die Wissenschaftler die Daten von 111.693 Patienten von 392 chirurgischen Stationen, die im deutschen Register der Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie verzeichnet sind. Sie definierten eine frühzeitige  Opioidverabreichung auf Stationsebene als den Prozentsatz der Patienten, die zwischen dem Ende einer Operation und der Datenerhebung am ersten postoperativen Tag, einschließlich Aufenthalt auf der Aufwachraum und ­Krankenstation, mindestens eine Opioiddosis erhielten.

Um unterschiedliche Muster der frühzeitigen Opioidverabreichung zu identifizieren, berücksichtigte das Team diese Prozentsätze bei Patienten mit leichten, mittelschweren und starken Schmerzen und wandte das k-Means-Clustering an. Gemischte Regressionsanalysen dienten der Bewertung von Assoziationen zwischen Clustern und den Patient-Reported-Outcomes (PRO) am ersten postoperativen Tag.

Auf Stationsebene lag der ermittelte Medianwert für eine frühzeitige Opioidverabreichung bei 79,5 Prozent (1.–3. Quartil: 64,5–92,0 %), wobei zwei Cluster von Krankenstationen identifiziert wurden: In den Clustern 1 und 2 wurde jeweils 58,5 oder 89 Prozent der Patienten ein Opioid verabreicht. Patienten in Cluster 2 berichteten dabei über bessere Outcomes hinsichtlich der Schmerzintensität und der schmerzbedingten Beeinträchtigung, jedoch über schlechtere hinsichtlich des Auftretens von Übelkeit. Die Effektstärken waren dabei jedoch gering. Patienten, die auf chirurgischen Stationen eine höhere Rate einer frühen Opioidverabreichung erhielten, berichteten über etwas bessere schmerzbezogene Outcomes am ersten postoperativen Tag. (bi/BIERMANN)

Originalarbeit: Baumbach P et al. Early opioid administration and pain-related patient-reported outcomes on the first postoperative day: an analysis of data from 111,693 patients in 392 surgical wards in Germany. Pain 2025;166(9):2067–2075. doi: 10.1097/j.pain.0000000000003545