Hitze und Landnutzung: Bienen leiden besonders12. Mai 2025 Bienen warten schlafend in einem künstlichen Nest aus Schilfhalmen auf günstige Flugbedingungen. Einige Arten verschließen ihre Nesteingänge mit Lehm oder Pflanzenresten. Foto: © Cristina Ganuza/Universität Würzburg In einer neuen Studie untersuchen Forschende der Universität Würzburg die Wechselwirkungen der wichtigsten Treiber des globalen Wandels auf Insekten. Die Zahl und Vielfalt der Insekten ist weltweit rückläufig. Studien deuten darauf hin, dass sich ihre Biomasse seit den 1970er Jahren fast halbiert hat. Zu den Hauptursachen dafür gehören der Verlust von Lebensräumen – etwa durch Landwirtschaft oder Verstädterung – und der Klimawandel.Diese Bedrohungen sind längst bekannt. Weniger bekannt ist, wie solche Faktoren des globalen Wandels zusammenwirken und wie sich ihre Auswirkungen auf diese Weise weiter verschärfen können. So könnten beispielsweise Insekten, die ihres natürlichen Lebensraums beraubt wurden, durch höhere Temperaturen in einer neuen Umgebung noch stärker beeinträchtigt werden.Forschende der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) haben genau diese gravierende Wechselwirkung an 179 Standorten in ganz Bayern untersucht. Die Studie ist Teil des Clusters LandKlif, das von Professor Ingolf Steffan-Dewenter im Bayerischen Klimaforschungsnetzwerk koordiniert wird. Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachjournal Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences veröffentlicht. Bienen sind besonders betroffen Die Studie zeigt, dass Insekten aus verschiedenen trophischen Ebenen – die also verschiedene Rollen im Nahrungsnetz einnehmen – unterschiedlich auf die Kombination aus höheren Temperaturen und intensiverer Landnutzung reagieren. Besonders betroffen zeigten sich Bienen. Während Populationen in Wäldern gut mit der Hitze zurechtkamen, brach die Population ihrer städtischen Verwandten um 65 Prozent ein.Wie auch uns Menschen machten den Tieren nicht nur die heißen Tage, sondern auch überdurchschnittlich warme Nächte zu schaffen. Sowohl Anzahl als auch Vielfalt der Bienen litt erheblich. „Die Tatsache, dass sich die nächtlichen Temperaturen so stark auf tagaktive Insekten auswirken, ist bedeutsam. Gerade, weil die durchschnittlichen Nachttemperaturen noch schneller steigen als die Tagestemperaturen“, erklärt die Biologin Dr. Cristina Ganuza.Insekten, die in der Nahrungskette weiter oben stehen, kamen zwar besser mit der Hitze zurecht, hatten aber etwa in offenen landwirtschaftlichen Lebensräumen zu kämpfen. „Das kann sich negativ auf die landwirtschaftliche Produktion auswirken, da Insekten, die zur natürlichen Schädlingsbekämpfung beitragen, in ähnlicher Weise betroffen sein dürften“, so Dr. Sarah Redlich weiter.Besser erging es den Tieren dort, wo landwirtschaftliche Nutzflächen und naturbelassene Räume nebeneinander existieren. Drei zentrale Erkenntnisse Die Forschenden fassen ihre Ergebnisse in drei Kernpunkten zusammen:Wärmere Tagestemperaturen führen zu einer höheren Anzahl und Vielfalt von Bienen, allerdings nur in naturbelassenen Lebensräumen wie Wäldern und Wiesen. Die Erhaltung und Schaffung zusammenhängender natürlicher Lebensräume innerhalb landwirtschaftlicher und städtischer Gebiete ist daher von großer Bedeutung.Höhere Nachttemperaturen führen zu einem geringeren Bienenreichtum in allen untersuchten Lebensraumtypen. „Diese bisher unbekannte negative Auswirkung der wärmeren Nächte auf tagaktive Insekten stellt eine neue Bedrohung dar. Es braucht weitere Forschung, um die zugrunde liegenden physiologischen Mechanismen aufzudecken“, erklärt Steffan-Dewenter.Der Klimawandel und die Landnutzung stehen in Wechselwirkung zueinander, wirken sich aber auf Insekten an niedrigeren oder höheren Positionen in der Nahrungskette auf unterschiedliche Weise aus. „Ihre unterschiedlichen Reaktionen könnten die Nahrungsnetze und wichtige Ökosystemfunktionen wie Schädlingsbekämpfung und Bestäubung stören“, gibt Cristina Ganuza zu bedenken. Kooperationspartner und Finanzierung Die JMU-Studie wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München, der Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf und der Universität Bayreuth durchgeführt. Gefördert wurde sie durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.
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