Hochbetagte profitieren von Schlaganfall-Spezialeinrichtungen26. Oktober 2022 Hochbetagte Menschen mit Schlaganfall werden seltener auf einer Stroke Unit behandelt. (Foto: © pikselstock – stock.adobe.com) Behandelt man Patientinnen und Patienten mit Schlaganfall in Stroke Units, so verbessert dies die Überlebenschance selbst bei denen, die 90 Jahre oder älter sind. Dies hat ein Team aus der mittelhessischen Hochschulmedizin um den Marburger Versorgungsforscher Prof. Max Geraedts durch die Analyse von Krankenkassendaten herausgefunden. Prof. Max Geraedts leitete die Studie zur Behandlung alter Menschen nach einem Schlaganfall. (Foto: Max Geraedts) „Mit zunehmender Lebenserwartung ist mit immer mehr Schlaganfällen zu rechnen, besonders bei Hochbetagten, die danach vergleichsweise schlechte Prognosen haben“, sagt Arzt und Gesundheitswissenschaftler Prof. Max Geraedts von der Philipps-Universität Marburg, der die Studie leitete. Spezialisierte Schlaganfallabteilungen liefern ein besseres Ergebnis für die eingelieferten Patientinnen und Patienten: Sie haben eine größere Chance, länger zu überleben und unabhängig zu bleiben, als wenn die Behandlung in einer anderen Station erfolgt. Ob dies auch für Hochbetagte gilt, war bisher unklar. Jedenfalls werden sie, zumindest in der Bundesrepublik, seltener in spezialisierten Stationen behandelt. „Einige Ärzte scheinen nicht davon überzeugt, dass ältere Menschen ähnlich große Vorteile aus einer spezialisierten Behandlung ziehen wie Jüngere“, vermutet Geraedts. Profitieren speziell Neunzigjährige und Ältere nach einem Schlaganfall von einer Behandlung in einer Schlaganfallstation? Verändert sich dadurch der Langzeitverlauf und das Sterblichkeitsrisiko, die Gefahr erneuter Schlaganfälle und der langfristige Pflegebedarf? „Die Datenlage hierzu war bislang dünn“, führt der Neurologe Prof. Manfred Kaps von der Justus-Liebig-Universität Gießen aus, einer der Koautoren. „Bisherige Studien liefern kein klares Bild.“ Um das zu ändern, analysierte das Team um Geraedts Daten von Patientinnen und Patienten, die in den Jahren 2007 bis 2017 erstmalig als Notfälle mit einem Schlaganfall in ein Krankenhaus eingeliefert wurden. Wie groß war bei ihnen die Sterblichkeit nach zehn, 30 und 90 Tagen sowie nach einem Jahr, nach drei und nach fünf Jahren? Die Studie umfasst Daten von mehr als 29.000 Seniorinnen und Senioren im Alter ab 90 Jahren. Das Ergebnis: In den Jahren von 2007 bis 2017 behandelten die Spezialstationen für Schlaganfall 57,1 Prozent der Unter-90-Jährigen, aber nur 49,6 Prozent der Patientinnen und Patienten im Alter von 90 Jahren und darüber. Im ersten Jahr nach dem Schlaganfall starben 61,9 Prozent der Hochbetagten ohne Behandlung in einer Stroke Unit, aber nur 56,9 Prozent, die in einer Spezialabteilung behandelt worden waren. Das Sterberisiko wird durch Behandlung in einer Spezialabteilung also erheblich reduziert. Warum sinkt dann mit steigendem Alter kontinuierlich der Anteil von Patientinnen und Patienten, die in Spezialabteilungen behandelt werden? Die Autoren bieten verschiedene Erklärungen an: „Einerseits kann der Befund darauf zurückzuführen sein, dass bei Älteren zunehmend Patientenverfügungen vorliegen und die Menschen eine palliative Behandlung bevorzugen; andererseits könnten die Ergebnisse auf eine unbewusste Altersdiskriminierung hinweisen“, legt Geraedts dar.
Mehr erfahren zu: "Zustimmung: Bundesrat billigt Kompromiss zu Kassenbeiträgen" Zustimmung: Bundesrat billigt Kompromiss zu Kassenbeiträgen Eine Ausgabenbremse bei den Kliniken zum Stabilisieren der Kassenbeiträge im neuen Jahr kann kommen. Nach dem Bundestag billigte auch der Bundesrat eine Änderung an einem vorgesehenen Sparpaket.
Mehr erfahren zu: "Europäische Union fördert Projekt zum Repräsentationsdrift" Europäische Union fördert Projekt zum Repräsentationsdrift Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert ein neues Projekt der Universität des Saarlandes zum Repräsentationsdrift mit zwei Millionen Euro.
Mehr erfahren zu: "Eine Dosis Psilocybin, ein Schuss Tollwut: Neue Ansätze gegen Depression" Eine Dosis Psilocybin, ein Schuss Tollwut: Neue Ansätze gegen Depression Eine internationale Forschungskooperation unter der Leitung von Wissenschaftlern der Cornell University (USA) nutzte eine Kombination aus Psilocybin und dem Tollwutvirus, um zu kartieren, wie und wo die psychedelische Substanz die […]